Rivalin der Götter erbin3
Töten beigebracht. Sie seufzte frustriert. »Ich bin nicht stark genug, um ihren Platz einzunehmen. Noch nicht. Ich habe nur wenige Verbündete unter den Adligen, und einige meiner Vollblutverwandten …« Sie zog eine Grimasse. »Nein, ich bin noch nicht so weit.«
Ich nickte langsam. »Glaubst du, sie weiß das?«
»Besser als ich.« Shahar seufzte und ließ sich in einen Stuhl fallen. Sie legte die Hände um ihren Kopf. »Das ist immer so mit ihr, egal, was ich mache. Egal, wie sehr ich mich beweise. Sie denkt, ich bin nicht stark genug, um ihre Erbin zu sein.«
Ich setzte mich auf die Kante eines wunderschön gearbeiteten Holzschreibtischs. Mein Allerwertester plumpste dabei schwerer auf, als ich es beabsichtigt hatte; zum Teil, weil er jetzt größer war, zum Teil aber auch, weil ich mich ein wenig erschöpft fühlte. Wieso? Dann fiel es mir ein: Ich hatte die Kleidung herbeigerufen.
»Das ist normal bei den Arameri«, sagte ich, um mich abzulenken. »Ich weiß gar nicht, wie oft ich gesehen habe, dass Familienoberhäupter
ihre Kinder durch alle möglichen Höllen gehen ließen, um sicherzugehen, dass sie würdig sind.« Flüchtig fragte ich mich, welche Nachfolgezeremonie die Arameri jetzt wohl hatten. Der Stein der Erde existierte nicht länger, deshalb musste für seine Weitervererbung kein Leben mehr geopfert werden. Ich hatte bemerkt, dass Remaths Gebietersiegel das übliche war einschließlich der alten Herrschersprache, obwohl diese jetzt nutzlos war. Ofensichtlich hielten sie wenigstens einige der alten Traditionen aufrecht, egal, wie unnötig das war. »Nun, es sollte ein Leichtes sein zu beweisen, dass du nicht schwach bist. Befiehl einfach die Auslöschung eines Landes oder so was.«
Shahar warf mir einen vernichtenden Blick zu. »Findest du die Abschlachtung unschuldiger Sterblicher lustig?«
»Nein, sie ist schrecklich, und ich werde ihre Schreie bis ans Ende meiner Tage in meiner Seele hören«, sagte ich in eiskaltem Ton. Sie zuckte zurück. »Aber wenn du Angst davor hast, als schwach angesehen zu werden, dann hast du nur begrenzte Möglichkeiten. Entweder musst du etwas tun, um deine Stärke unter Beweis zu stellen – und bei den Arameri bedeutet Stärke schließlich dasselbe wie Unbarmherzigkeit –, oder lass es gleich bleiben und sag deiner Mutter, sie soll jemand anderen zum Erben machen. Was sie meiner Meinung nach ohnehin tun sollte, wenn sie recht damit hat, dass du nicht stark genug bist. Die ganze Welt wäre besser dran, wenn du niemals erbst.«
Shahar starrte mich eine Weile an. Ich erkannte, dass meine absichtliche Grausamkeit sie verletzt hatte. Dennoch hatte ich auch die Wahrheit gesagt, egal wie unangenehm sie ihr war. Ich hatte das Blutbad bereits erlebt, das daraus entstand, wenn ein schwacher oder törichter Arameri an die Spitze der Familie trat. Es war besser für die Welt und für Shahar, denn sonst würden ihre Verwandten sie bei lebendigem Leib zerreißen.
Sie erhob sich von ihrem Stuhl und begann, auf und ab zu gehen. Dabei verschränkte sie die Arme und kaute auf ihrer Unterlippe.
Unter anderen und besseren Umständen hätte ich das reizend gefunden.
»Ich verstehe nur nicht, warum deine Mutter mich hier haben will«, sagte ich. Ich streckte meine geradezu beleidigend langen Beine aus und starrte auf sie hinunter. »Ich tauge nicht einmal als Aushängeschild, wenn sie das im Sinn haben sollte. Meine Magie stirbt langsam. Jeder, der mich ansieht, kann erkennen, dass etwas nicht stimmt. Und sie will, dass ich meinen Gottstatus geheim halte. Das ergibt keinen Sinn.«
Shahar seufzte, blieb stehen und rieb sich die Augen. »Sie will die Beziehungen zwischen den Arameri und den Göttern verbessern. Ihr Vater hat dieses Vorhaben begonnen – hauptsächlich, weil du Elysium nach dem Tod ihres Großvaters T’vril Arameri nicht mehr besucht hast. Sie hat den Gottkindern der Stadt Geschenke geschickt, sie zu Veranstaltungen eingeladen und so weiter. Manchmal sind sie sogar aufgetaucht.« Sie zuckte mit den Schultern. »Man sagte mir, dass sie einen sogar als möglichen Ehemann umworben hat. Er lehnte allerdings ab. Angeblich hat sie deswegen nie geheiratet; nachdem ein Gott sie zurückgewiesen hatte, konnte sie sich nicht mit weniger zufriedengeben, ohne als schwach angesehen zu werden.«
»Im Ernst?« Ich grinste bei dem Gedanken, wie die kühle Remath versuchte, jemanden meiner Geschwister zu umgarnen. Einige könnten sich sogar so gut amüsiert haben, dass
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