Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rivalin der Götter erbin3

Rivalin der Götter erbin3

Titel: Rivalin der Götter erbin3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jemisin
Vom Netzwerk:
schlechten Start, ja.«
    Ich seufzte und steckte die Hände in meine Taschen. »Dann muss es ja eine schwere Entscheidung sein, sonst hättest du es längst getan. Was immer ich auch getan habe, um dich zu verärgern  –  entweder war es nicht sehr schlimm, oder es ist unverzeihlich.«
    »Hä?«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Wenn es wirklich schlimm war, würdest du nicht herumschwafeln, ob du mich töten sollst oder nicht. Wenn es unverzeihlich war, wärest du viel zu wütend, als dass Rache das aufwiegen könnte. Es hätte einfach keinen Sinn, mich zu töten. Also was von beiden ist es?«
    »Es gibt noch eine dritte Möglichkeit«, sagte er. »Es war unverzeihlich, aber es hat dennoch Sinn, dich zu töten.«
    »Interessant.« Trotz meines Unbehagens grinste ich wegen dieses schwierigen Rätsels. »Und wo liegt der Sinn?«
    »Ich will nicht einfach nur Rache. Ich benötige und verkörpere sie und entwickle mich durch sie weiter.«
    Ernüchtert blinzelte ich. Wenn Rache seine Natur war, dann war das etwas ganz anderes. Doch ich erinnerte mich nicht, dass eins meiner Geschwister der Gott der Rache gewesen wäre.
    »Was habe ich getan, um deinen Zorn auf mich zu ziehen?«, fragte ich besorgt. »Und warum stellst du mir überhaupt diese Fragen? Du musst deiner Natur dienen.«
    »Bietest du mir an, für mich zu sterben?«
    »Nein, sollen die Dämonen dich doch holen. Wenn du versuchst, mich zu töten, werde ich versuchen, dich auch zu töten.
Selbstmord ist nicht meine Natur. Doch ich möchte das hier verstehen.«
    Er seufzte und bewegte sich. Für einen Moment wurde meine Aufmerksamkeit auf den Spiegel unter unseren Füßen gelenkt. Das half nicht viel. Der Winkel seines Spiegelbildes erlaubte mir kaum mehr als einen Blick auf seine Füße und Beine. Da war auch noch ein Hauch von Ellenbogen. Seine Hände befanden sich ebenfalls in seinen Taschen.
    »Was du getan hast, ist unverzeihlich«, sagte er, »und dennoch muss ich dir verzeihen, weil du es nicht besser wusstest.«
    Ich runzelte verwirrt die Stirn. »Was hat mein Wissen mit irgendetwas zu tun? Schaden, den man unwissentlich zufügt, ist immer noch Schaden.«
    »Stimmt. Doch wenn du es gewusst hättest, Si’eh, hättest du es sicherlich nicht getan.«
    Als er meinen Namen benutzte, wuchs meine Verwirrung, denn sein Tonfall hatte sich verändert. Für einen kurzen Moment bröckelte die Kälte, und darunter kamen noch merkwürdigere Dinge zum Vorschein. Trauer. Wehmut? Vielleicht ein Hauch Zuneigung. Doch ich kannte diesen Gott nicht, dessen war ich mir sicher.
    »Unwichtig«, sagte ich schließlich und drehte meinen Kopf, so weit es ging. Ab einem bestimmten Punkt wollte mein Hals sich nicht weiter verbiegen; es war, als ob man versuchte, den Kopf zu drehen, und auf beiden Seiten war ein Kissen befestigt. Kissen, die aus festem, unnachgiebigem Willen geformt waren. Ich versuchte, mich zu entspannen. »Man kann Entscheidungen nicht aufgrund von Annahmen trefen. Es ändert nichts, was ich getan hätte. Du weißt nur, was ich getan habe.« Ich schwieg bedeutungsvoll. »Vielleicht könntest du es mir sagen.« Ausnahmsweise war ich nicht in der Stimmung für Spielchen.
    Unglücklicherweise war mein Gefährte es aber. »Du hast beschlossen, deiner Natur zu dienen«, sagte er und ignorierte meinen Hinweis. »Warum?«

    Ich wünschte, ich hätte ihn ansehen können. Manchmal sagt ein Blick mehr als alle Worte. »Warum? Was zu den Höllen … machst du Witze?«
    »Du bist der Älteste von uns und gibst vor, der Jüngste zu sein.«
    »Ich gebe gar nichts vor. Ich bin, was ich sein muss, und ich mache es verdammt gut, besten Dank.«
    »Also sind wir schwächer als die Sterblichen.« Seine Stimme wurde weich, beinahe traurig. »Sklaven des Schicksals ohne Aussicht auf Befreiung.«
    »Halt die Klappe, zur Hölle«, fuhr ich ihn an. »Du hast keine Ahnung von Sklaverei, wenn du glaubst, dass das hier dasselbe ist.«
    »Ist es das nicht? Keine Wahl zu haben …«
    »Du hast eine Wahl.« Ich hob meinen Blick zu dem sich verändernden Firmament über uns. Der Zyklus –  Tag zu Nacht, Nacht zu Tag –  verlief nicht immer gleichmäßig. Nur Sterbliche hielten den Himmel für etwas Verlässliches, Vorhersehbares. Wir Götter mussten mit Nahadoth und Itempas leben und wussten es besser. »Du kannst dich selbst akzeptieren, deine Natur in den Grifbekommen und daraus machen, was du für richtig hältst. Nur weil du der Gott der Rache bist, heißt das nicht, dass du

Weitere Kostenlose Bücher