Rivalin der Götter erbin3
wie ein Gott schlafen und mir die Träume vom Leib halten konnte.
Als ich erwachte, war Shahar nicht mehr an meiner Seite. Es war Mittag. Ich setzte mich auf und sah sie in der Nähe des Fensters. Sie hatte sich in eins der Laken gewickelt. Ihre dünne Figur bewegte sich nicht und war ein Schatten gegen den hellen blauen Himmel.
Ich hüpfte aus dem Bett, hinterfragte kurz, ob ich mich auf der Toilette erleichtern musste – das war nicht der Fall, aber ich sollte unbedingt meine Zähne putzen –, und ging zu ihr hinüber. Mir war wieder kalt. Verdammt. Sie bewegte sich trotz meiner Annäherung nicht und war in Gedanken verloren. Ich grinste, beugte mich zu ihr und leckte über einen entblößten Fleck ihres Nackens, an dem ihr Haar während der vergangenen Nacht sich nicht gelöst hatte.
Sie schrak zusammen, wirbelte herum und runzelte die Stirn.
Da erkannte ich zu spät, dass sie vielleicht gar nicht in spielerischer Laune war.
»Hallo«, sagte ich und fühlte mich plötzlich unbehaglich.
Shahar seufzte und entspannte sich. »Hallo.« Dann senkte sie ihren Blick und wandte sich wieder dem Fenster zu.
Ich fühlte mich ziemlich dumm. »O Dämonen, hab ich dir wehgetan? Das war das erste Mal … Ich habe versucht, vorsichtig zu sein, aber …«
Sie schüttelte den Kopf. »Da war kein Schmerz. Ich … habe bemerkt, dass du vorsichtig warst.«
Wenn sie nicht verletzt war, warum ging von ihr dann ein so hässlicher Haufen gemischter Gefühle aus? Ich bemühte mich angestrengt, mich an die paar Erfahrungen, die ich lange vor dem Krieg mit sterblichen Frauen gemacht hatte, zu erinnern; war dieses Benehmen normal? Ich glaubte, dass es das möglicherweise sein konnte. Was sollte ein Liebhaber dann zu einem Zeitpunkt wie diesem sagen? Götter … es war einfacher gewesen, als ich noch Sklave war. Meine Vergewaltiger waren immer davon ausgegangen, dass ich mich hinterher einen Teufel um sie scherte.
Ich seufzte und trat von einem Fuß auf den anderen. Dann verschränkte ich die Arme, damit mir nicht so kalt war. »Ich vermute, dass das, was wir getan haben, dir nicht gefallen hat.«
Sie seufzte, und ihre Stimmung wurde noch düsterer. »Ich habe das, was wir getan haben, geliebt, Si’eh.«
Ich fühlte mich allmählich sehr ermüdet, und das hatte nichts mit meinem Gebrechen der Sterblichkeit zu tun. Irgendetwas war schiefgegangen, so viel war sicher. Hätte sie es mehr gemocht, wenn ich mich für sie weiblich gemacht hätte? Ich war mir nicht sicher, ob ich das überhaupt noch konnte. Doch das war so eine kleine Veränderung. Ich würde es ihretwegen versuchen, wenn es half. »Was ist es denn? Warum siehst du so aus, als ob du gerade deinen besten Freund verloren hast?«
»Weil das möglicherweise der Fall ist«, füsterte sie.
Sie drehte sich wieder zu mir um. Ich starrte sie an. Das Laken war von einer ihrer Schultern gerutscht, und ihr Haar sah aus wie das einer Vogelscheuche. Sie sah so aus, als ob sie die Kontrolle verloren hatte und nicht mehr in ihrem Element war. Sie wirkte verloren. Ich erinnerte mich an ihre Wildheit während der letzten Nacht. Sie hatte jeden Gedanken an Anstand, Position oder Würde fahren lassen und sich mit perfektem Eifer in den Moment geworfen. Es war herrlich gewesen, doch diese Hingabe hatte sie ofensichtlich etwas gekostet.
Dann bemerkte ich unter der Hand, die das Laken um sie zusammenhielt, ihre freie Hand. Sie hielt sie über ihrem Bauch und befühlte die Haut, als ob sie ihre Stärke ertasten wollte. Ich hatte diese Geste bei Zehntausenden sterblicher Frauen gesehen und dennoch beinahe ihre Bedeutung übersehen. Diese Dinge gehörten eigentlich nicht in meinen Bereich.
Zufrieden, dass ich endlich das Problem herausgefunden hatte, lächelte ich und machte einen Schritt auf sie zu. Ich nahm ihre Hand von ihrem Bauch und überzeugte sie sanft davon, das Laken zu öfnen, damit ich hineinschlüpfen konnte. Sie ließ sich darauf ein und richtete das Laken so aus, dass sie uns beide damit umfing. Ich seufzte dankbar und zufrieden über die Wärme ihrer Nähe. Dann ging ich auf das Unbehagen in ihrem Blick ein, von dem ich glaubte, es verstanden zu haben. Da ich nun einmal ich bin und nicht immer weise sein kann, zog ich sie damit auf. »Hast du vor, mich zu töten?«
Sie runzelte verwirrt die Stirn. Zum ersten Mal bemerkte ich, dass sie genauso groß war wie ich. Sie wuchs in die Höhe und war schlank wie ein gutes Amn-Mädchen. Ich legte einen Arm um ihre Taille
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