Riven Rock
neben ihn auf den Ledersitz kletterte, die Schuhe in der Hand und nach Knoblauch, Basilikum und zerlassener Butter riechend, daß ihm das Wasser im Mund zusammenlief, und er war auch betrunken, als Roscoe mit der Gangschaltung kämpfte, Mart starr nach vorn glotzte und Giovannella sich unter seinen Arm schmuggelte und ihr Gesicht an sein Gesicht schmiegte.
In der Stadt hatten sie einen Riesenspaß, sie gingen zu viert in einen Imbiß und aßen dort Bratkartoffeln und Eiersandwiches mit Ketchup, was O’Kane genügend ausnüchterte, um sich darauf zu konzentrieren, wie sich Giovannellas Lippen um den Strohhalm in ihrem Sarsaparillasaft schlossen, danach zogen sie weiter in Cody Menhoffs Saloon, wo O’Kane mit Whiskey und Bier sein Feuer neu schürte, bis er auf einer Bank vor dem Potter Hotel praktisch über Giovannella herfiel. Das Erstaunliche war, daß sie gar nichts dagegen zu haben schien, sie hielt ebenso leidenschaftlich mit, und als sie später wieder aus dem Wagen hüpfte, um durch die Oleanderbüsche zu entschwinden wie eine süße Erscheinung, da war es nach Mitternacht, und O’Kane war verliebt.
Nach einer Woche ließ sie ihn alles mit sich machen, unter dem Sternenhimmel am Hot Springs Creek, wo sie stundenlang nackt auf einer Steppdecke herumkugelten, die seine Großmutter bei Kerzenschein daheim in Killarney zusammengenäht hatte. Er paßte immer auf, daß er ihn herauszog, bevor er kam, aber sie war unbeherrscht und heftig, zappelte ungestüm unter ihm und preßte sich mit derartiger Wildheit gegen seine Schultern und Lenden, daß es ihm fast unmöglich war, sich loszureißen, und in dem Augenblick, wenn er den unaufhaltsamen Schwall in sich kommen spürte, war es jedesmal wie ein Ringkampf, wie Krieg, wie Geburt und Tod und Wiederauferstehung von etwas ebenso Schrecklichem wie Schönem. Aber er war kräftiger, deshalb gewann er. Er hatte schon einem Mädchen ein Kind gemacht, und er sollte verdammt sein, wenn ihm so etwas noch einmal passierte.
Im verwaschenen Mondlicht setzte sich Giovannella zitternd auf und weinte über seinem vergeudeten Samen, sie tauchte die Finger in die glänzende Pfütze auf ihrem straffen braunen Bauch und schleckte sie ab, bis auch ihre Lippen glänzten. »Eddie«, schluchzte sie immer wieder, »liebst du mich denn nicht? Willst du mir nicht ein Baby schenken? Eddie, das ist Sünde, Todsünde ist es, und du liebst mich nicht, ich weiß es!« Er flüsterte ihr dann zu, das sei Unsinn, versprach ihr alles mögliche, bis sie sich eine Zeitlang beruhigte, und er nahm einen tiefen Schluck aus dem Weinkrug, reichte ihn ihr, und sie trank ebenfalls, ihre Brüste bebten und schwangen, wenn sie die Arme bewegte, und er griff mit der Hand nach ihnen, drückte seinen Mund auf ihren, um die Tränen wegzuküssen, und bald trieben sie es wieder, ineinander verkeilt wie Gegner, wie Liebende.
Er konnte nicht genug von ihr kriegen. Den ganzen Tag, jeden Tag, spürte er ihre Berührung, die ganze Welt war Tastsinn geworden, er fühlte sich durch und durch elektrisiert, seine Kleider rieben, die Bettdecke juckte und lastete auf ihm wie ein härenes Hemd. Am liebsten wäre er ständig nackt gewesen. Er wollte bei ihr sein, wollte sie anfassen, sie schmecken, ihr mit den Fingern durchs Haar, über die Brüste, in die weiche Seide ihrer Spalte fahren. Er schrieb Rosaleen nicht zurück. Öffnete nicht mal ihre Briefe. Sie war tot und begraben – und Eddie jr. genauso: ein Fehler, ein mysteriöser Auswuchs, der aus dem Nichts entstanden war, ein Hefeklumpen, ein Giftpilz, ein Krebsgeschwür, entsprungen aus einem hastigen, hitzigen Gefecht in schweren Kleidern an einem kalten Abend in einer kalten Scheune. »Giovannella« , sagte er zu sich selbst, raunte den Namen auch dann vor sich hin, wenn er Mr. McCormick in die Dusche hob, dem Doktor bei seinen Affengeschichten zuhörte oder mit dem armen, schlichten Mart beim Frühstück das Wetter erörterte. »Giovannella« , hauchte er, »Giovannella Dimucci.«
Ein Monat verging. Und dann kam ein Abend, an dem er mit Mart und Roscoe allein in die Stadt fuhr, ohne weiter an sie zu denken. Er war betrunken, sturzbetrunken, später ging er in seinen Sachen am West Beach schwimmen und ruinierte sich die Schuhe und eine gute Hose. Um vier Uhr morgens wachte er auf, sein Hirn fühlte sich an wie aufgespießt, er war ausgetrocknet wie ein Wüstennomade, und irgendwie war sie da, in seinem Zimmer, sie hockte auf ihm, mit gespreizten Beinen und geballten
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