Riven Rock
seine schmierigen Assistenten nicht viel mehr zu tun, als die Viecher sich gegenseitig – oder was ihnen sonst so unterkam – ficken zu lassen. Einmal hatte O’Kane beobachtet, wie der Itaker einen streunenden Hund in den Gemeinschaftskäfig führte, und tatsächlich kamen die Affen sofort schnatternd von ihren Bäumen herunter, und einer nach dem anderen fickte den Hund. Dann schubsten sie einen Coyoten in den Käfig. Den fickten die Affen ebenfalls. Sie warfen eine drei Meter lange Natter in den Käfig. Die Affen fickten sie, dann bissen sie sie tot und fraßen sie auf. So wie O’Kane die Sache sah, hatte Hamilton bisher nichts weiter festgestellt, als daß Affen alles vögeln, was ihnen über den Weg läuft, aber wie sich das auf Mr. McCormick und all die anderen armen Schizophrenen dieser Welt übertragen ließ, konnte er nicht einmal ansatzweise erahnen.
Doch jetzt fühlte er sich nahezu unwiderstehlich zu ihnen hingezogen, vom satten Gestank der scharfen Luft unter den Bäumen, dem Schwirren ihrer nächtlichen Bewegungen, diesem Geräusch wie eine ferne Brise, die durch eine farnbestandene Lichtung fegte. Das Geräusch beruhigte ihn, und einen Moment lang vergaß er Mr. McCormick und verzieh den Affen ihren Gestank. Und dann war er plötzlich hellwach.
Die Affen fauchten und schnatterten auf einmal, wie sie das tagsüber oft taten, und der Lärm drang bis zu ihm und verhallte in der Finsternis. Schneller gehend, beleuchtete er mit der Taschenlampe die dicken knorrigen Äste der Eichen und erfaßte dann das Drahtgitter des großen Gemeinschaftskäfigs, der bis in die Baumwipfel reichte. Da war etwas los ganz oben im Käfig, was aber nicht hätte sein dürfen, denn alle Affen wurden am Abend in ihre Einzelkäfige gesperrt, doch jetzt wurden sie lauter, immer lauter – das leise Rascheln von eben war jetzt ein schepperndes Rütteln an stählernen Vorhängeschlössern und den Riegeln von Käfigtüren –, und er sah die kleinen Leiber, die sich hinter dem Draht hin und her warfen. Die Taschenlampe zuckte in seiner unsteten Hand, sein Fuß verfing sich in einer Wurzel, und er versuchte zu begreifen, zu erfassen, was da geschah, als plötzlich ausnahmslos alle Hominiden so laut aufkreischten, daß die Toten davon aufwachen mußten.
Was war da los? Wieder diese Bewegung hoch oben in den Ästen des Gemeinschaftskäfigs. Er trat näher an das Kreischen und den Gestank heran, bemühte sich die Lampe ruhig zu halten – und dann, wie in einer unerwarteten Vision, sah er alles ganz klar. Das waren keine Äffchen da oben in den Zweigen – sie waren zu groß, viel zu groß. Das waren keine Äffchen, sondern große Menschenaffen, ein schimmerndes nacktes Vieh, so bleich wie ein Gespenst, und ein zottiges, kauerndes Wesen mit plattem Gesicht, und beider Hände waren dort zugange, wo die Beine des anderen aufeinandertrafen, und diese Hände zuckten obszön im Licht der Lampe, bis O’Kane, der nun wahrlich alles gesehen hatte, sie ausschaltete.
Gnädigerweise.
Teil II
Die Ära Brush
1
In Liebe treu, doch die
Hoffnung dahin
Die Schlagzeile, die da für alle Welt sichtbar in fetten 30-Punkt-Lettern prangte, traf Katherine wie eine Ohrfeige. Ihre Wangen röteten sich. Sie spürte, wie ihr die Tränen in die Augen traten, und ihr Herz pochte gegen die Rippen wie ein Vogel im Käfig: IN LIEBE TREU, DOCH DIE HOFFNUNG DAHIN. Und es wurde noch schlimmer, viel schlimmer: SPITZE DER GESELLSCHAFT BLEIBT GEISTESGESTÖRTEM GATTEN TREU: LANDSITZ IN MONTECITO WIRD ZUM GEFÄNGNIS – EHEFRAU DARF IHREN MANN BEI BESUCHEN NIEMALS SEHEN. Sie blickte zu Carrie auf, deren Miene nichts erkennen ließ, dann zu ihrem Dienstmädchen Louisa, das aussah, als hätte es soeben eine lebende Ratte verschluckt, und schließlich zu ihrer Gastgeberin, Mrs. Lavinia Littlejohn, die ihr die Zeitung gereicht hatte, aufgeschlagen auf Seite 19. Mrs. Littlejohn hatte jenes entrückte Lächeln aufgesetzt, mit dem auch Katherines Mutter in letzter Zeit immer öfter geschlagen schien, so als wäre für Frauen ihres Alters das Lächeln so etwas wie ein nervöser Tic. »Ich, äh, dachte mir, Sie werden das lesen wollen, meine Liebe«, sagte Mrs. Littlejohn, und ihr Lächeln schwankte kurz, seiner selbst nicht ganz sicher, um sich dann noch stärker als zuvor zu behaupten.
Katherine hielt sich vollkommen steif und starrte auf die Zeitung in ihrem Schoß, bis die Buchstaben zu verschwimmen und verschmelzen begannen, dann blickte sie peinlich berührt auf, um
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