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Rixende ... : Historischer Roman (German Edition)

Rixende ... : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Rixende ... : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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einen Bruder, der einige Zisterzienser gut kennt und auch, ja ... auch Dominikaner, und da ...“
    Clément fing plötzlich an zu humpeln, bückte sich, rieb sich ausgiebig das Schienbein - und ließ sich nach und nach ans Ende des Zuges zurückfallen.
    Saint-Georges war erleichtert. Dennoch sinnierte er noch eine Zeitlang über die seltsamen Fragen dieses Burschen nach, bis er merkte, dass Rixende ständig die Augen geschlossen hielt. Schlief sie so tief oder war sie erneut ohnmächtig?
    „Hü, hü! Schneller!“ trieb er das Maultier an, das aber seinen eigenen Kopf besaß und sich nicht um seine Aufforderung scherte, sondern nur eine Abfolge lauter Fürze von sich gab. Der Dicke japste zum Gotterbarmen und warf Fulco einen verzweifelten Blick nach dem anderen zu, so dass sich dieser schließlich doch erbarmte und – als eine einzelne Korkeiche in Sicht war, die ein wenig Schatten versprach – eine Rast anordnete.
    Die Wassersäcke wurden herumgereicht und das restliche Essen aufgeteilt. Rixende war endlich aufgewacht. Sie begnügte sich mit einem halben, schon beinahe trockenen Apfel, und selbst den behielt sie nicht bei sich. Obwohl sich Saint-Georges sehr sorgte, vermied er es aber, sich ständig um sie zu kümmern, um nicht noch mehr Aufsehen zu erregen. Clément hielt sich abseits. Statt sich ebenfalls auszuruhen, machte er sich in der glühenden Hitze auf die Suche nach Kräutern, was die anderen veranlasste, den Kopf zu schütteln über soviel Dummheit.

23
    So kamen wir zu hoher Klippen Borde,
    wo Felsgetrümmer, rings getürmt im Rund ...
    Dante, Die Göttliche Komödie

    Am nächsten Tag, die Sonne stand schon hoch am Himmel, waren sie am Ziel. Versteckt zwischen üppigem Grün, hohen Pinien und blühenden Sträuchern, lag unter ihnen, in einer Art Bergkessel, wehrhaft und schutzversprechend - die große Abtei Fontfroide.
    Arnaud Novel, Abt und zugleich päpstlicher Legat - wie er Saint-Georges mehr als einmal versicherte – ließ es sich nicht nehmen, den Stellvertretenden Inquisitor von Carcassonne und die unglücklichen Schiffsreisenden persönlich zu begrüßen. Ihm gegenüber hatte Saint-Georges seine Identität gelüftet. Der Abt ordnete an, dass die Verletzten umgehend ärztlich versorgt wurden und wies den anderen ihre Unterkunft neben dem Refektorium zu.
    Am Abend, nach der Messe, führte er den Inquisitor stolz durch die Abtei.
    „Fontfroide ist ein Hort der Rechtgläubigkeit und ein vollendetes Beispiel einer klösterlichen Stadt, so wie sie der heilige Benedikt entworfen und der heilige Bernhard präzisiert hat. Unser größter Stolz ist unsere Bibliothek. Von weither kommen Gelehrte, um unsere kostbaren Codices zu studieren und Kopien davon anzufertigen. Ich will sie Euch später zeigen, nun zum Kloster selbst: Schon immer hat man diesen Ort Fons frigidus – kalte Quelle – genannt, und das Vorhandensein des Wassers hat auch die Lage der Gebäude bestimmt. Seht her, Bruder Fulco, diese Quelle fließt sowohl hier im Kreuzgang, als auch im Brunnenhaus, sie treibt die Mühle an und speist die Fischteiche. Das Kloster ist nach dem strengen Ordensgesetz der Zisterzienser angelegt und weist jedem Angehörigen unserer Gemeinschaft seinen Platz zu. Die domus conversen bewegen sich ausschließlich in dem Teil der Klosteranlage, der auch der Welt geöffnet ist. Damit ist gewährleistet, dass die Mönche in ihrer Kontemplation nicht gestört werden. Schweigen, Beten, Handarbeit und Buße – doch nicht allein das: Ihr befindet Euch - und das wird Euch als Inquisitor besonders interessieren - im Zentrum der Orthodoxie. Fontfroide ist seit der Ermordung Castelnaus gewissermaßen ein geistliches Bollwerk gegen die Ketzer!“
    Saint-Georges kannte die dramatische Geschichte des wohl berühmtesten Sohnes von Fontfroide, Pierre de Castelnau. Gleich Novel war jener Abt und päpstlicher Gesandter gewesen. Rom hatte ihn mit allen Vollmachten ausgestattet, um einen Kreuzzug gegen die Katharer aufzustellen. Sehr zum Zorn Castelnaus hatten sich jedoch die Konsuln von Toulouse in Übereinstimmung mit ihrem Grafen Raymond geweigert, etwas gegen die Ketzer und ihre Anhänger zu unternehmen, ja Raymond hatte sogar erklärt, dass er lieber wie ein gewisser verkrüppelter Ketzer in Armut zu Castres leben wollte, als König oder Kaiser zu sein; und dass er bereit wäre, sich der Ketzer wegen töten zu lassen. Als auch noch bekannt wurde, dass der Graf mit dem König von Aragon einen Beistandspakt für den

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