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Rixende ... : Historischer Roman (German Edition)

Rixende ... : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Rixende ... : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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schnell es ihnen möglich war, entlang des tosenden, weißschäumenden Flüsschens in Richtung Heimat.
    Das Land wirkte jetzt verlassen. Der Himmel war verhangen, und wie von den Muselmanen vorhergesagt, segelten erste Schneeflocken auf sie herab, nachdem sie ein Wäldchen mit verkrüppelten Kiefern durchquert hatten. Doch dann beruhigte sich das Wetter wieder, es klarte sogar auf, als sie nach einer Weile in ein kleines Dorf kamen, das, an schroffe Felswände geschmiegt, wie ausgestorben in der kalten Nachmittagssonne vor ihnen lag. Weit und breit war kein Mensch zu sehen, auch keine Soldaten, die Häuser einrissen, um mit den Steinen Höhlen zuzumauern, nur eine halb verhungerte, rostrot gefleckte Ziege, die an ein Gatter gebunden war. Sie meckerte erbärmlich, als sie der Reiter ansichtig wurde. Der Katharer hielt inne und bedeutete Rixende, die noch immer auf Sarazenenart gekleidet war, vom Pferd zu steigen. Dankbar für die Rast nahm sie für einen Augenblick ihren Turban mitsamt dem Gesichtsschleier ab, um am Brunnen Wasser zu trinken und ihre brennenden Augen zu kühlen. Da öffnete sich zögerlich die Tür der Hütte, vor der die Ziege angebunden war. Eine Frau trat heraus. Die Augen ein wenig zusammengekniffen, schaute sie sich vorsichtig nach allen Seiten um. Plötzlich lief sie schnurstracks auf Rixende zu.
    „Seid Ihr die Herrin des Weißen Einhorns?“ raunte sie.
    Überrascht sah Rixende vom Brunnen hoch. „Habt Ihr soeben nach einem Weißen Einhorn gefragt?“
    Die Frau nickte.
    „Ja, ich bin seine Herrin“, sagte Rixende nach kurzem Zögern, noch immer völlig verblüfft.
    „So wartet!“ flüsterte ihr die Frau zu und lief wieder ins Haus hinein.
    Rixende wusste nicht so recht, was sie von dieser seltsamen Begegnung halten sollte. Das Weiße Einhorn, schon wieder. Doch Simon wusste davon. War er vielleicht hier im Haus dieser Frau? Hatte er sich und die goldene Kapsel in Sicherheit bringen können?
    Noch während sie alle Möglichkeiten in ihrem Kopf durchspielte, kam die Frau wieder zurück und übergab Rixende ein festverschnürtes Bündel.
    „Haltet ihnen die Treue“, sagte sie mit rauer Stimme, drehte sich um und verschwand in der schäbigen, mit Stroh gedeckten Hütte, die schon bessere Zeiten gesehen hatte. Die Ziege meckerte empört.
    Die Muselmanen sahen erstaunt auf das Bündel in Rixendes Händen. Doch Rixende dachte nicht daran, es vor aller Augen zu öffnen. Sie warf einen Blick auf den Katharer, der unmerklich nickte. Dann packte sie es zuunterst in ihre Satteltasche, setzte sich entschlossen wieder den Turban auf den Kopf und forderte die Männer auf, unverzüglich mit ihr weiterzureiten.
    Sie ritten die Nächte hindurch und verbargen sich tagsüber in verlassenen Ställen und Scheunen, denn es war äußerste Vorsicht geboten. Völlig erschöpft und durchgefroren kamen sie in der vierten Nacht in Carcassonne an, wo sich der Katharer verabschiedete.

    Ibrahim selbst nahm sich der Reisenden an, weil Benete wie ein aufgeschrecktes Huhn hin und her lief.
    Einen ganzen Tag und eine Nacht lag Rixende in tiefer Erschöpfung auf ihrem Bett. Als Benete einmal gemeinsam mit Josette in ihre Kammer sah, waren sie verwundert, dass die Herrin im Schlaf eine ihrer Satteltaschen umschlungen hielt.
    Am zweiten Tag schreckte Rixende, in kalten Schweiß gebadet, endlich aus ihren wilden Träumen hoch, hungrig und durstig, doch sie versagte es sich, sogleich in die Küche zu eilen. Sie schloss vielmehr sorgfältig ihr Zimmer ab, entzündete ein Öllicht und zog die Läden zu. Dann packte sie die Satteltasche aus und löste das feste Hanfseil, mit dem das schwarze Stoffbündel verknotet war. Das Tuch fiel auseinander, eine kleine Holzkiste kam zum Vorschein. Rixende öffnete sie – und da lag sie vor ihr, die Goldene Kapsel mit den Geheimen Worten.
    Voller Ehrfurcht berührte sie die Hülse. Doch im Hause des Castel Fabri fühlte sie sich nicht viel anders an, als jeder andere goldene Gegenstand, den sie bislang in ihren Händen gehabt hatte.
    Rixende seufzte. Wie sollte sie jemals der hohen Wahl gerecht werden? Als sie die Hülse in die Kiste zurücklegen wollte, entdeckte sie seitlich ein kleines, zusammengerolltes Pergament.
    Aufgeregt zog sie das Blatt auf und begann zu lesen.

    DIE AUFGABEN UND PFLICHTEN EINES PARFAITS
    Ich verspreche, mich Gott und dem Evangelium zu weihen;
    niemals zu lügen, noch zu schwören;
    keine Frau anzurühren;
    kein einziges Tier zu töten;
    niemals Fleisch zu

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