Rixende ... : Historischer Roman (German Edition)
Treiben ein baldiges Ende machen würden. Tatsächlich drangen bald darauf empörte Stimmen an ihr Ohr.
„So eine Schweinerei!“ schrie einer der Bauern und fuchtelte mit seiner Mistgabel herum. „Hierher also bringt ihr die Steine, ihr elenden Hunde! Ihr Scheißkerle! Ist das zu glauben! Erst habt ihr uns die Kreuzfahrer auf den Hals gehetzt, die die Hütten unserer Väter geplündert haben und die Weiber geschändet, und jetzt reißt uns die Inquisition die Häuser unterm Arsch ein, um an Steine zu kommen! Was sind wir Dörfler euch eigentlich noch wert?“
„Weniger als unser Vieh!“ schrie ein anderer, die Faust geballt. „Weniger als ...“
„Diebe! Leute eures Schlages bringen es soweit, dass sogar die Anständigen schamlos werden“, fiel ihm eine Frau mit gellender Stimme ins Wort, die sich das Haar raufte. „Mit unserem letzten Ochsen habt ihr unser Haus eingerissen und alle Steine fortgeschleppt. Wo sollen wir heute nacht schlafen? Auf unseren dampfenden Misthaufen vielleicht? He, Soldatenarsch! Antworte gefälligst!“
Der derart Angesprochene warf einen kurzen Blick auf die beiden Dominikaner, die wie festgewachsen die ganze Szene beobachteten. Dann trat er auf die Frau zu und schlug ihr ungerührt aufs Maul, dass das Blut nur so spritzte und schubste die laut aufheulende Frau den Abhang hinunter.
„Verschwindet ihr Hungerleider“, rief ein anderer Soldat den wütenden Bauern zu und bedrohte sie mit seiner Lanzenspitze, „allesamt, haut ab, wenn euch euer Leben lieb ist!“
Doch einer der Dörfler, ein kräftiger Bursche, hatte sich inzwischen an die Dominikaner herangeschlichen. Er packte nun einen, riss ihm das goldene Kreuz ab, warf es in einen Korb mit Lehm und prügelte auf ihn ein. Der Dominikaner schrie wie ein Schwein, das gerade abgestochen wird, während der andere stocksteif danebenstand und keinen Finger rührte. Die Soldaten ließen von den Bauern ab, und rannten herbei, um dem Gottesmann zu helfen. Die Dörfler hinterher, um dies zu verhindern. Im Nu war ein fürchterliches Gerangel im Gange. Weiteres Blut floss. Ausgerenkte Arme, zerrissene Kleider, wütende Schmerzensschreie. Am Ende hatten die Soldaten die Oberhand. In gewohnter Einmütigkeit richteten sie ihre Lanzen auf die Herzen der Bauern und schoben sie rückwärts den Berg hinab. Die beiden Mönche wischten sich das Blut ab, schlugen das Kreuz und begannen das Te Deum zu singen.
Die Bauleute mauerten weiter.
Über dem ganzen Geschehen hatte Rixende nicht bemerkt, dass Ali sich für einen Augenblick aufgerichtet hatte, um das Schauspiel zu beobachten. Da - ein plötzliches Sirren, ein gurgelnder Aufschrei! Der Muselmane stürzte wie ein Baum zu Boden. Rixende hielt sich die Hand vor den Mund vor Schreck. Nasir und Hasrabal sahen sich betroffen an, dann krochen sie rasch zu Ali hin und zogen ihn hinter die Schlehdornhecke zurück. Er röchelte, rostfarbener Schaum sickerte aus seinem Mund, dann verdrehte er die Augen und starb. Der Pfeil hatte ihn mitten in den Hals getroffen. Doch ihnen blieb keine Zeit zum Nachdenken oder gar zum Trauern. Nasir und Hasrabal handelten. Sie zogen Rixende mit sich. Nur schnell weg von der Schlehdornhecke, bevor der Schütze sich auf die Suche nach seinem Opfer machte. Blind vor Tränen und leise schluchzend schlitterte Rixende in gebückter Haltung mehr den Berg hinab, als sie lief. Sich ständig umsehend, hasteten sie in beträchtlicher Eile über Geröllbrocken, rutschten einen grasbewachsenen Hang auf dem Hosenboden hinunter, als es gar nicht anders ging. Hakenschlagend wie die Hasen – und dabei vorsichtig die überall herumlungernden Soldaten umgehend - flüchteten sie sich zum zerklüfteten Tal der Ariège, wo der treue Mustafa mit den Pferden auf sie wartete.
Neben ihm saß auf einem Stein ein junger Mann, ein Katharer.
„Ihr hier?“ stieß Rixende hervor, als sie den Schwager des Soldaten Stephane erkannte.
„Wie habt ihr fliehen können?“
„Ich komme nicht aus der Höhle, denn ich hatte den Auftrag über Euch zu wachen, Herrin“, sagte er und entbot ihr das melioramentum, als wenn sie eine katharische parfaite wäre. „Euer Bruder trug mir auf, Euch nach Hause zu geleiten, denn ich bin ein passeur und kenne alle ungefährlichen Wege von hier bis Carcassonne. Doch hat mich Eure Verkleidung verwirrt, mit der Ihr heute morgen losgeritten seid, aus diesem Grund kam ich zu spät. Nun folgt mir schnell und stellt keine weiteren Fragen.“
Ohne Worte ritten sie, so
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