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Rixende ... : Historischer Roman (German Edition)

Rixende ... : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Rixende ... : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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ein. „Hinter ihm sind sie her, denk an meine Worte, Sohn!“
    „Aber wie vermag die Inquisition eine Verbindung zu Simon herzustellen“, warf Rixende ein, „wenn niemand weiß, wer er ist und wer ich in Wirklichkeit bin? Könnte es nicht sein, dass dieser Konsul Martell hinter der ganzen Sache steckt? Habt ihr ihm etwas über meine Herkunft erzählt?“
    Aimeric und Fabri sahen sich verdutzt an, worauf ihnen Rixende von dem Gerücht berichtete. Aimeric war so empört, dass er diesmal lautstark begann, auf den ruchlosen Olivier Martell zu schimpfen. Weil er gar nicht mehr aufhörte, ihn mit den fürchterlichsten Schimpfwörtern zu belegen, schlug der alte Fabri schließlich mit der Faust auf den Tisch.
    „Halt inne, Aimeric. Du musst dich irren. Martell ist vielleicht nicht immer ehrlich, aber gewiss gehört er nicht zu den familiares. “
    „Was sind die familiares ?“ fragte Rixende, die das Wort zuvor noch nie gehört hatte.
    „Nun, ich spreche von den Boten, den Zuträgern der Inquisition, von manchen Leuten auch bravi genannt. Doch Martell gehört nicht zu ihnen. Er ist kein Verräter! Niemals!“
    „Ach nein?“ zischte Aimeric ärgerlich. „Gab es nicht schon einmal Schwierigkeiten mit dem Flatterpelz, wie ihn alle nennen?“
    „Diese Angelegenheit liegt schon Jahre zurück. Ihr müsst wissen, Rixende, damals fielen mir als Sprecher des Senats gewisse Unregelmäßigkeiten in den Abrechnungen der Goldgrübler auf. Das sind die Männer, die regelmäßig die Kloaken der Stadt reinigen. Langer Rede kurzer Sinn: Es war Martell, der in seine eigene Tasche gewirtschaftet hatte. Nachdem er das Geld zurückgezahlt hatte, versprach ich ihm, mit niemandem darüber zu reden. Nun“, der Alte warf einen kurzen Blick auf seinen Sohn, der noch immer mit wütendem Gesicht neben seiner Frau stand, „vielleicht war meine Gutmütigkeit ein Fehler. Ich werde mir Martell persönlich vornehmen.“

8
    Seufzer nur, die leise die ewige Luft durchzittern,
    wehn im Wind ...
    Dante , die Göttliche Komödie

    Seitdem Fulco von Saint-Georges das Hochzeitsbankett verlassen hatte, ließ ihn das Gefühl nicht mehr los, einen Fehler begangen zu haben. Natürlich war er in erster Linie Rixendes wegen dorthin gegangen, um die Frau aus der Nähe zu betrachten, die Sibylle so ähnlich sah, einmal ihre Stimme zu hören, in ihre seltsamen Augen zu blicken, den feinen Duft des Rosenwassers einzuatmen, mit dem sie sich ganz gewiss parfümierte. Er konnte als Priester weder Zuneigung noch Abneigung gegenüber einer Frau gestehen, doch er begehrte sie, ohne Zweifel.
    Und Rixende? Sie schien verlegen gewesen zu sein - verlegen und beunruhigt. Letzteres konnte natürlich mit seinem Amt als Inquisitor zusammenhängen – und das war ja in der Tat der andere Grund gewesen, dort zu erscheinen. Abbévilles Augen hatten geleuchtet, als er ihn in seinen Plan eingeweiht hatte, Castel Fabri zu ärgern.
    Herrlich, wie alle erschrocken waren bei seinem Anblick! Saint-Georges lachte auf.
    Dennoch ... Wie sollte es weitergehen?
    Aimeric Fabri war ihm gleichgültig. Das Mannesglück war unbeständig; mit einem Sämann auf fremden Äckern musste jeder Ehemann rechnen, selbst ein junger. Der Inquisitor schmunzelte ein wenig, während er daran dachte, dass es ihm noch lange nicht so ergehen würde wie dem Prior von St. Vincent, der, als er im Bade von zwei nackten Mädchen nicht mehr erregt werden konnte, ausrief: „Recesserunt temptationes, convertamur ad dominum – Die Versuchungen sind vergangen, jetzt kann ich zum Herrn zurückkehren!“ Über den alten Lüstling hatte sich der ganze Orden lustig gemacht.
    Grinsend steckte Saint-Georges das Pergament, das er beschrieben hatte, ohne im geringsten bei der Sache gewesen zu sein, in den Brustbeutel seiner Kutte.
    Dann stand er auf und trat ans Fenster des Justizturmes, von dem aus er weit hinaussehen konnte auf die Weinfelder der Aude-Ebene bis hin zu den Corbières und den dahinter im fahlen Dunst der Ferne liegenden Pyrenäen.
    War es wirklich richtig gewesen, diese schöne Frau an ihrem Hochzeitstag so durcheinanderzubringen? Musste nicht vielmehr die Dame des Herzens vor aller Unbill geschützt werden? Als Knappe hatte er gelernt, dass die Liebe den Ritter mutiger und tapferer macht. Doch er war kein Ritter geworden, und es war auch nicht Liebe, Mut oder Tapferkeit gewesen, die ihn dorthin geführt hatten, sondern Arroganz und Übermut und Geilheit. Warum aber ließ ihm dann die Angelegenheit keine

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