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Riyala - Tochter der Edelsteinwelt 3: Unter dem Eis funkelt die Nacht: Fantasy-Serial (German Edition)

Riyala - Tochter der Edelsteinwelt 3: Unter dem Eis funkelt die Nacht: Fantasy-Serial (German Edition)

Titel: Riyala - Tochter der Edelsteinwelt 3: Unter dem Eis funkelt die Nacht: Fantasy-Serial (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Ippensen
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war. Keine dreißig Schritte hinter ihr hechelten blutgierig die vierbeinigen Verfolger. Keuchend verharrte das Mädchen, drehte sich langsam zu den heranjagenden Hunden um und breitete beide Arme aus. Noch nie zuvor hatte sie einen Bann auf Tiere heraufbeschworen, aber das Wissen dazu lag in ihr seit ihrer Geburt.
    Durchbohrend und unverhüllt trafen ihre Augen auf die rotglühenden Lichter der Albinohunde.

    Als kurze Zeit später die Schlitten der Eisgarde heranstoben, bot sich den Männern folgendes Bild: eine Schar friedlich schlafender Bluthunde und eine kleine, sich zwischen den schroffen Eistrümmern entfernende Gestalt, die fast schon am jenseitigen Rand des Tales angelangt war.

    Ayrun sah sich nicht mehr um.

    *

    Ruskan I., Herrscher von Eisrand, wanderte in seinem Denk-Raum auf um ab. Immer wieder warf er Blicke auf die riesige Landkarte an der Wand. Sie stellte den erforschten Teil Eisrands dar und war in genau berechnete Quadrate unterteilt. Kleine runde Symbole zeigten die Anzahl Hundertschaften seiner Untertanen an, dreieckige Zeichen die Edelsteinvorkommen. Um Schneefels-Stadt herum konzentrierten sich besonders viele von beiden. Ruskan stand davor und rieb sich die Hände. Unter seiner Herrschaft erst war die Bevölkerung so gewachsen, und er war es, der mit dem Abbau der wertvollen Steine begonnen hatte. Brav arbeitende und jagende Untertanen, berstende Schatzkammern. „Ich bin reich, und ich werde noch reicher werden“, dachte er zufrieden. Er setzte sich an seinen reichverzierten Arbeitstisch und überflog ein paar Anordnungen. Weiterer Ausbau von Burg Schneefels … den Windwald roden, um dort ein weiteres Bergwerk zu errichten … Straßenbaumaßnahmen allerorten … mehr Arbeiter anwerben, vor allem für die Hauptstadt … probeweise die Befeuerungsanlage am Silberstrom aufstellen. „Beschlossen und gegeben am Viertag des 3. Sommermonats des 10. Jahres Meiner Herrschaft, Ruskans des Ersten.“ Die Feder kratzte über das Papier.
    Während er sich zurücklehnte und in Gedanken all diese Befehle abhakte, betrachtete er einen verhüllten Gegenstand, der in einem Goldholzregal stand. Zögernd begab er sich dorthin und zog das Tuch weg. Wie immer spürte er diesen Stich des Unbehagens, als er die apfelgroße Kugel ansah. Doch das ging rasch vorüber und er wusste: Dieses Ding hatte geholfen, seine Macht zu festigen, weil er gelernt hatte, es zu verwenden, zu beherrschen. Ja, er hatte die Kugel unter seinen Willen gezwungen. Inzwischen war sie wahrscheinlich der einzige magische Gegenstand in seinem Reich. Ruskan nahm sie in die Hand. Sie wirkte unscheinbar, wolkigbraun in der Farbe, glatt und fest. Unschätzbare Dienste hatte sie ihm geleistet, und sie tat es noch.
    Ruskan zog seine edelsteinbesetzte Taschenuhr hervor. Gleich begann die Tagessitzung mit dem Bergbauminister und dem Jagdminister. Letzterer würde wohl wie üblich mit sorgenzerfurchter Miene den Raum betreten und sogleich über die schlechte Jagdsaison klagen. Ruskan verzog das Gesicht. Zugegeben, es war ein langer Winter. Aber bald würde es besser werden. Wenn erst einmal all die großen, sorgfältig durchdachten Pläne verwirklicht waren, die Ruskan zum Wohle seines Volkes ersonnen hatte … Mit der übergroßen Abhängigkeit von der Jagd würde es dann vorbei sein. „Das Alte ist tot, es leben die neuen Zeiten!“ Dies war Ruskans Wahlspruch, und er gefiel ihm außerordentlich.
    Es klopfte an der Tür. Ah, da waren die Herren Minister. Auf die Minute pünktlich.

    *

    Ayrun durchwanderte das Land seit drei Wochen. Weder sah sie eine Spur der Eisgarde, noch begegnete sie anderen Leuten, und sie war froh darüber. Ihr misstrauisches Herz hatte sich den anderen Eisrandvölkern fast vollständig verschlossen. Wann immer sie an den Verrat der Dörfler und an die Eisgarde dachte, empfand sie eine Mischung aus Hass, Verbitterung und ungläubiger Furcht. Wer mochte die Garde geschickt haben? Wurden alle Angehörigen der Hexanerrasse verfolgt? Wie viele waren schon tot?
    Ihre Adoptivmutter hatte gut daran getan, weit weg vom Eisrandlichen Treiben zu leben, am abgelegensten Ort, den es gab. Nirikel war sogar so weit gegangen, dass sie niemals hatte wissen wollen, was draußen in der Welt vor sich ging. Sie war und blieb eine Einsiedlerin bis zu ihrem Tod.
    Meine kleine, schweigsame Mutter,
dachte Ayrun zärtlich.
Du hast den Zeitpunkt deines Todes gut gewählt. Drei Tages später, und du wärst vielleicht von der Eisgarde gehetzt

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