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Riyala - Tochter der Edelsteinwelt 3: Unter dem Eis funkelt die Nacht: Fantasy-Serial (German Edition)

Riyala - Tochter der Edelsteinwelt 3: Unter dem Eis funkelt die Nacht: Fantasy-Serial (German Edition)

Titel: Riyala - Tochter der Edelsteinwelt 3: Unter dem Eis funkelt die Nacht: Fantasy-Serial (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Ippensen
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worden. Man hätte dich und mich getötet.
    Ayrun liebte die Einsamkeit der endlosen Schneefelder, die nur ab und an von schmalen Waldstreifen durchbrochen wurden. Ihr genügte die Gesellschaft einiger Vögel und Raubtiere. Ein Schneepanther begleitete sie mehrere Tage lang. Selten ging Ayrun auf die Jagd, denn sie hatte Trockenproviant bei sich, der noch lange reichen würde: Kraftnüsse und Gemüsefladen. Des Nachts baute sie sich einen Unterschlupf aus dem festen Schnee oder schlief in Höhlen, wie es eben kam. Sie hatte schon häufig Ausflüge in die Umgebung unternommen, mehrtägige auch, und wusste genug über das Leben in eisüberzogener Wildnis. Es war ein gutes Leben.
    Oft schneite es heftig. Nirgendwo gewahrte sie ein Anzeichen, dass der grimme Winter endlich weichen würde für den kurzen Frühling und den noch kürzeren Sommer.
    Die Tage vergingen, und allmählich wandelte sich Ayruns Sinn. Der Hass wich ein wenig von ihr, und sie vermochte ruhiger über alles nachzudenken. Die eisklare Luft reinigte auch ihren Geist und ihr Herz.

    Seit einigen Jahren war auf Eisrand nicht mehr alles so, wie es sein sollte. Irgendetwas stimmte nicht. Die Kälte herrschte, hielt alle Länder in hartem Griff, aber das war schon immer so gewesen. Alle Lebewesen hatten sich an diese strengen Lebensbedingungen angepasst, vor allem die Tiere, oft in erstaunlicher Art und Weise. Die Eisrandleute waren Jäger, Jagdwild war ihre hauptsächliche Nahrungsquelle, da nur sehr wenig Nutzpflanzen in dem frostigen Klima gediehen. Seit einigen Jahren durchlebten die Dörfler Notzeiten, das wusste Ayrun. Sie und ihre Mutter hatten stets Jagdglück gehabt, dank ihrer Fähigkeiten. Nun, Not und Hunger gab es immer wieder, hervorgerufen durch Jagdfrevel oder Krankheiten – doch etwas war anders in dieser Zeit.
    Gleich nachdem sie der Eisgarde entkommen war, hatte Ayrun an ihre Abschiedszeremonie mit den Tieren ihrer Heimat denken müssen. Diese seltsame Unruhe in den Seelen der Tiere … Sie hatte es nicht genau bestimmen können.
    Was geschah auf Eisrand?

    Vielleicht war es doch nicht so klug von Nirikel gewesen, niemals, niemals etwas darüber wissen zu wollen. Ayrun hatte hie und da im Dorf etwas aufgeschnappt. So erfuhr sie den Namen des neuen Herrschers, der vor zehn Jahren die Krone an sich gebracht hatte: Ruskan I. Davor hatte es wohl ein gewisses Durcheinander gegeben, hoch oben im Norden, wo Schneefels-Stadt lag. Ansonsten wusste Ayrun nichts über die Geschichte von Eisrand. Ihre Mutter hatte sich beharrlich darüber ausgeschwiegen.
    Und die Dörfler waren einfältig und unwissend, und in letzter Zeit beanspruchte der Hunger ihr ganzes Denken. Die Jagd brachte immer weniger ein. Was erwarteten sie sich schon von einem fernen König, in ihrer kleinen Siedlung, die bereits – an sehr klaren Tagen – in Sichtweite des Südlichen Gebirges lag?
    Dorthin hätte ich gehen sollen,
dachte Ayrun.
Die unüberwindlichen Berge überwinden.
    Mein Land hinter mir lassen, einfach alles verlassen.
    Ihre Gedanken kreisten weiter, ruhelos wie Eisadler, die hoch oben unter den Himmeln jagten.
    Und dann die Wälder … es gab immer mehr Kristallbäume in ihnen, Bäume, von ewigem Eis überzogen, in Endzeit-tiefen Schlaf gesunken. Sie spendeten niemanden mehr Schutz oder Nahrung. Sie sahen wunderschön aus, diese eisumschlungenen Bäume, wie aus funkelnden Edelsteinsplittern geschnitzt, doch ihr Anblick stimmte Ayrun noch nachdenklicher. Es waren zu viele.
    Eines Tages kam sie in ein bewaldetes Gebiet, in dem alles natürlich zu sein schien aus der Ferne, doch der Wald war tot. Dürr und kahl standen die Bäume, ohne schlummernde Knospen an den Bäumen, und kein einziges Tier war zu sehen oder zu hören, weder groß noch klein. Diese unheimliche, leere Atmosphäre war kaum zu ertragen; Ayrun zwang sich dennoch, alles genau zu untersuchen, indem sie dem verlorenen Leben nachspürte. Lange Stunden sandte sie ihren Geist umher, versuchte ihn mit irgendeiner Regung von Natur in Einklang zu bringen, doch da war nichts.

    Warum? Ayrun empfand einen Schmerz von nie gekannter Tiefe. Sie zog weiter, und es wurde immer öder um sie herum. Wohin verschwanden die Tiere nur? Eigentlich müsste sie es erspüren können.
    Sie dachte nicht mehr daran, in den Süden zu gehen. Hoch oben im Norden lag Schneefels. Was gedachte wohl Ruskan I. gegen diese unfassbare Verwüstung zu tun? Was für eine Art Herrscher mochte er sein?
    Zwei weitere Wochen später tauchte ein

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