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Road of no Return

Road of no Return

Titel: Road of no Return Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Philip
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Menschheit verspürte. Mickey Naughton wollte am oberen Ende der Nahrungskette bleiben, und er wollte, dass Kev dort mit ihm zusammen stand. Die Werte der Familie Naughton waren rein darwinistisch, kühl und berechnend. So wie Mickey.
    Ich war ziemlich beeindruckt von Mickey.
    Ja, er war schon ein furchterregender Scheißkerl. Zwar mit einem gewissen Charme, aber der zählte irgendwie mit zu den furchterregenden Faktoren. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass sich Mickey von irgendjemandem – Bürokraten, Verkehrspolizisten oder frechen Nachbarn – etwas gefallen ließ. Ich wette, in Mickeys Garten pinkelte nie ein Kind und rannte dann lachend weg. Mickey würde nie mit seinem Boss über nutzlose Dinge streiten, er würde nie einen auf würdevoll machen und dann mit eingekniffenem Schwanz abziehen. Mickey roch nicht im Entferntesten nach billigem Fusel und trug keinen Pferdeschwanz oder T-Shirts aus seiner verlorenen Jugend. Mickey war gepflegt, mit scharfen Bügelfalten
in den Hosen und Jacketts. Er hatte ein blendend weißes Lächeln und keine Tätowierungen. Ich pflegte Mickey anzusehen – verstohlen aus dem Augenwinkel – und zu denken, so sieht ein Vorbild aus.
    Außerdem hat mich mein Dad nie davor gerettet, verprügelt zu werden.
    Beweisstück A meiner zweifelhaften Verteidigung: Calum Sinclair. Wollen wir Calum Sinclair einmal näher betrachten.
    In der Grundschule war ich nicht sehr gut mit Calum befreundet, aber an der Craigmyle High näherten wir uns einander in den ersten paar Wochen zwangsläufig an. Wir kamen aus demselben Stadtteil. Unsere Eltern waren flüchtig miteinander bekannt. Wir mochten die gleichen Filme, die gleichen Spiele, annähernd auch die gleiche Musik. Ich hatte ihm die Hälfte ’der Songs auf seinem iPod gegeben, daher nahm ich es wahrscheinlich persönlich, als ein großer Affe aus der achten Klasse versuchte, ihn ihm abzunehmen.
    Wir standen vor dem Schultor, aber es war ziemlich wenig Betrieb und wir lehnten am Drahtzaun. Josh – der Affe – war nicht sonderlich helle, aber er hatte einen gewissen Ruf und große Freunde, von denen ihm zwei zur Seite standen, als er die Hand nach dem iPod ausstreckte und mit einem Wink seines Fingers danach verlangte. Ich sah ihn zornig an.
    Calum sah nicht böse drein, Calum war, wie es schien, dabei, sich in die Hosen zu machen. In seinen Augen blinkten Tränen des Zorns, aber er war bereit, den iPod rauszurücken, ich sah, wie seine Hand zur Tasche fuhr. Ich konnte nicht fassen, was ich da – fast – sah.

    »Gib ihn nicht her!«, stieß ich hervor, woraufhin mich einer der Hilfsaffen am Hals packte und heftig vors Knie trat. Ich ging halb zu Boden, mein Bein gab nach, aber jetzt war ich so wütend wie eine Katze mit einem Feuerwerkskörper im Hintern. Calum war vor Schreck erstarrt, deshalb packte ich ihn am Arm, um ihn daran zu hindern, den iPod herauszurücken. Dafür erhielt ich einen Tritt in die Seite, sodass ich loslassen musste. Calum wurde niedergestoßen und von mir weggeschubst, und es brauchte zwei Tritte in seinen Bauch, bevor er ihnen den iPod rüberschob und sie keuchend anflehte, das blöde Ding endlich zu nehmen.
    Was sie verständlicherweise auch taten.
    Sie amüsierten sich noch ein bisschen und traten und schlugen noch ein wenig weiter – na ja, was man bei solchen Affengestalten eben als Schlagen bezeichnet –, und ich tobte und schlug zurück, als einer von ihnen plötzlich von mir fortgerissen und zurückgeschleudert wurde.
    »Hey«, verlangte Mickey Naughton. »Verpisst euch!«
    Das wollten sie auch tun, und zwar ohne zu zögern, als er hinzufügte: »Und gebt das her!«
    Betreten reichte ihm einer den iPod, dann machten sie sich aus dem Staub.
    Mickey gab Calum sein Eigentum nicht zurück, sondern drehte es in der Hand. Ich keuchte und knurrte immer noch vor Wut. Als ich Calum ansah, erwartete ich, etwas Ähnliches zu sehen, doch stattdessen war dort nur ein vertrauter, tränenreicher, nutzloser Zorn. Ich erstarrte. Wenn man ihm einen Pferdeschwanz anhängte und ihn zwanzig Jahre älter machte und ihm ein Jeff-Buckley-T-Shirt anzog …

    Lächelnd ließ Mickey den iPod am Kopfhörer baumeln. »Wem gehört das?«
    »Ihm«, nickte ich zu Calum hinüber.
    »Ach ja?« Er sah von mir zu Calum und wieder zurück. »Wenn es deiner wäre, würde ich ihn dir zurückgeben. Du hast wenigstens darum gekämpft.«
    Ich war immer noch wütend genug, um ihn aufzufordern: »Gib es ihm!«
    Mickey zog eine Augenbraue hoch. »Wenn

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