Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Road of no Return

Road of no Return

Titel: Road of no Return Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Philip
Vom Netzwerk:
und der geschwollene Kiefer sähen gar nicht so schlimm aus und dass ich fast laufen konnte, ohne
zusammenzuklappen. Als ich nach Hause kam und Mum ihre Teetasse fallen ließ, sagte ich nur: »Rugby.«
    »Nick!« Sie bückte sich halb, unentschlossen, ob sie sich zunächst um mich oder den zerbrochenen Becher und den vergossenen Tee kümmern sollte.
    »Harter Angriff.«
    Mum richtete sich auf, biss sich auf die Lippe, und ich sah, wie Tränen ihre grüne Wimperntusche verlaufen ließen. Sie wollte mich offensichtlich umarmen, aber ich spannte die Schultern an und wandte mich um, als ob ich hinausgehen wollte. Sie ballte die Hände und zwinkerte. »Heute ist kein Spieltag, Nick.«
    Hmm. Sie bekam mehr mit, als ich dachte.
    »Was ist mit dir passiert, Nick?«
    »Hab ich doch gesagt. Ein böses Foul.«
    »Nein, Nick.« Sie hatte die Hände voller Scherben, die sie in den Daumen geschnitten hatten. Sie sah auf das Blut, doch sie ließ die dunklen Tropfen einfach auf den Teppich fallen und richtete den Blick mit Tränen in den grün umrandeten Augen wieder auf mich. »Nein. Ich meine, was ist mit dir passiert?«
    Ich sah sie nur an. Ich glaube, ich war noch nie im Leben so wütend. Einerseits wollte ich ihr die Porzellanscherben aus der Hand nehmen und das Blut von ihrem Daumen küssen, andererseits wollte ich sie am liebsten schlagen. »Das willst du doch gar nicht wissen«, entgegnete ich. »Du warst ja immer beschäftigt.«
    »Du erzählst mir nie etwas!«
    »Du warst beschäftigt«, wiederholte ich. »Was hätte ich denn tun sollen?«

    Es hörte sich frech an, aber im Prinzip wollte ich wirklich, dass sie es mir sagte.
    »Du hättest zu mir kommen sollen.« Aber sie klang nur traurig.
    »Jetzt ist es zu spät.« Aus mir sprach die Arroganz der Jugend. Als ob ich alles wüsste. Als ob alles, was mir geschehen könnte, bereits geschehen war. Ha!
    »Es ist nicht zu spät! Ich werde zu Mr Pearson gehen und …«
    Unter meinem bösen Blick erstarb ihre Stimme.
    Ich musste ihr in einfachen Worten erklären, dass ich, wenn sie auch nur in die Nähe des Oberhaupts kam, die komplette Schuld für die Prügelei auf mich nehmen würde. Was ja im Grunde auch stimmte. Am Ende konnte Mum nichts weiter tun, als mich zum Krankenhaus zu schleppen, wo mich eine Ärztin missbilligend ansah, während sie mich untersuchte, ts, ts, ts machte und mir eine Schiene auf die Nase klebte.
    »Steht dir gut«, meinte sie spitz, als sie ihre Arbeit betrachtete.
    Aber das war auch alles, was sie sagte. Sie war damit beschäftigt, sich um diejenigen zu kümmern, die es verdient hatten, und wollte nichts über meinen kleinen Zusammenstoß wissen. Außerdem glaubte sie, sowieso schon alles zu wissen.
    In der Schulversammlung am nächsten Tag bekamen wir den obligatorischen qualvollen Vortrag über die Sinnlosigkeit von Gewalt zu hören. Es war nicht McCluskeys Idee gewesen, auch wenn es sicherlich seine Schuld war, da er sich
wohl verpflichtet gefühlt hatte, Pearson von dem Vorfall zu berichten. Es war ein ziemlich irrelevanter Vortrag, wenn man bedenkt, dass jeder in jeder normalen weiterführenden Schule wusste, dass Gewalt alles andere als sinnlos war. Doch Pearson bestand darauf, ihn uns ab und zu vorzutragen, vielleicht damit er seine Anti-Mobbing-Ziele erreichen konnte. (Es gab kein Mobbing an der Craigmyle High. Das wusste das Oberhaupt, denn damals, als es so etwas noch gab, hatte er die schlaue Idee gehabt, die Mobber mit ihren Opfern zusammenzusetzen. Das Programm war ein voller Erfolg: Nach kurzer Zeit kamen die Opfer nicht mehr, weil die eigentlichen Schuldigen die Treffen nie verpassten, denn die Gelegenheit war günstig, um reumütig auszusehen und zu klingen und dabei herauszufinden, was bei ihren Opfern so richtig wirken würde.)
    McCluskey saß mit verschränkten Armen links neben dem Direktor und starrte in den Raum, ohne jemanden direkt anzusehen, schon gar nicht mich. Seine Körpersprache sagte deutlich: Ich weiß, dass der Kerl neben mir ein Schwätzer ist und dass ihr keinen Respekt vor ihm habt. Aber bis er die Klappe hält und uns alle mit unserer jeweiligen Arbeit weitermachen lässt, werde ich höchstpersönlich jeden umbringen, der kichert. Es war wie bei einem Politiker, der den Fußsoldaten eine Rede hält. Der Regimentsmajor steht neben dem Verteidigungsminister, und den Soldaten ist klar, dass sie tot sind, wenn sie aus der Reihe tanzen.
    Daher benahmen wir uns alle den Umständen entsprechend gut. Wie üblich summte

Weitere Kostenlose Bücher