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Road of no Return

Road of no Return

Titel: Road of no Return Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Philip
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würde nicht trinken. Nach dem Frühstück zu trinken, würde ihn zu einem Alkoholiker machen. Er hatte es nur meinetwegen gesagt, damit ich wusste, wie sehr ich ihn geärgert hatte. Er war so verdammt enttäuscht von mir, dass er in den Alkoholismus getrieben wurde. Armes kleines Arschloch.
    Lola Nan warf mir einen ihrer seltenen scharfen Blicke zu, auch wenn er knapp über meiner linken Schulter landete. »Ich auch«, verlangte sie mit einem bösartigen kleinen Lächeln. »Whisky vielleicht.«
    Ich wusste, dass Lola Nan meist nichts mitbekam. Aber gelegentlich vermutete ich, dass hinter den papierdünnen Augenlidern ein hellwacher kleiner Kobold lauerte.

    »Später, Lola Nan.« Ich tätschelte ihre zarte Hand, die ihrerseits ihr Luftkissen tätschelte. »Jetzt muss ich in die Schule.«
    Sie sah mich an und riss die Hand weg. »Mit dir habe ich gar nicht geredet!«, schrie sie.
    Super. Mein letzter Kontakt zur Menschheit wusste nicht mehr, wer ich war. Meinen Vater kannte ich nicht, meine Mutter war zu peinlich, um sie zu kennen, meine Schwester war psychisch von der Rolle, und zu alldem war ich auch noch seit über einem Jahr ein Ausgestoßener.
    Das war zum Teil wohl meine eigene Schuld, denn nur sehr wenige Menschen strecken einem freundlich die Hand entgegen, wenn sie fürchten müssen, dass sie ihnen abgebissen wird. Ich hatte eine Menge Energie auf mein Image verwendet. Mann, das zahlte sich jetzt aus!
    Von meiner alten Gang, von Kevs Freunden, war ich ausgestoßen, sozusagen exkommuniziert, worden. Ich war benommen wie Dad am Freitagabend, aber mit einem ziellosen Zorn und einem Gefühl bitterer Ungerechtigkeit. Wieso war ich der Ausgestoßene, wo es doch Kev war, der …
    Nun, es gab keinen Weg zurück, was auch gut so war, denn ich wollte keinen. Shuggie war zwar nicht gerade eine Ersatzgang, aber ich fühlte auf einmal ein ungeheures Wohlwollen ihm gegenüber. In meinem Kopf waren Lichter angegangen, die so hell strahlten, dass ich nicht schlafen konnte. Zum Teufel mit Dad; zum Teufel mit Exfreunden, imaginär oder nicht. Ich hatte ein Date mit Orla Mahon. Heute Abend.
    An meinen Eingeweiden nagte die Unsicherheit, aber das schrieb ich der Aufregung zu – Vorfreude, Nervosität, Lust,
was auch immer. Ich wollte es nicht mit dem Kichern von Orlas Clique gestern in Verbindung bringen. Dieses Kichern hatte Orla auch schnell zum Verstummen gebracht. Nur Gina hatte so lange gekeucht und gekichert, dass Orla sie schließlich fluchend vors Schienbein getreten hatte.
    Ich hatte mich umdrehen müssen, um mein dämliches Grinsen zu verbergen. Niemand anderes als Orla Mahon verteidigte mich . Kein Grund zur Nervosität also. Kein Grund, um mich zu verwirren.
    Aber das tat es dennoch. Hin- und hergerissen zwischen Nervosität und Vorfreude konnte ich kaum an etwas anderes denken. Deshalb hatte ich wohl, als ich an diesem Morgen die Tür hinter mir zuzog und die Auffahrt hinunterlief, die Hand bereits am rostigen Eisentor, bevor ich den Wagen bemerkte, der auf der gegenüberliegenden Straßenseite parkte.
    Dunkelblauer Mondeo. Schicke Felgen. Eine Anzugjacke fein säuberlich im Fond aufgehängt. Getönte Fenster, aber das auf der Fahrerseite war heruntergelassen, und ein schlanker, muskulöser Arm lag auf dem Rahmen, den frisch gebügelten Hemdsärmel bis zum Ellbogen ordentlich aufgerollt. Lola Nans Profikiller? Der Gedanke konnte einem schon kommen, selbst mit einem funktionierenden Gehirn. Schließlich befand sich die nächste heiße Kuh ein ganzes Stück weit von unserer Straße entfernt, also was machte er hier?
    Mit angehaltenem Atem blieb ich stehen, meine Hand umklammerte das Tor, bis sich die rostigen Splitter in meine Handfläche bohrten. Er beunruhigt mich nicht. Er macht mir keine Angst, sagte ich mir. Da mich auch die mehrmalige Wiederholung dieses Gedankens nicht überzeugte, stellte ich
ihn mir bei seinem Job vor. Mickey Naughton, der mit dem Arm bis zur Achsel in einer verdutzten Kuh steckte. Ein verträumter Blick in seinen Augen.
    Funktionierte immer noch nicht.
    Ich versuchte, sein verschattetes Gesicht zu erkennen. Er sah mich direkt an, mit einem höhnischen Grinsen. Mickey hatte ein schmales, hübsches Gesicht, und Kevs Freundin hatte mir einmal versichert, diese tiefliegenden Augen seien sexy. Gefährlich sexy.
    Hast du gehört, dass Kevin Naughtons Mutter gestorben ist?
    Sie hatte Krebs. So was kann tödlich sein, wie du weißt.
    Das kann tödlich sein.
    Dummkopf.
    Mickey hob die Faust wie ein

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