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Road of no Return

Road of no Return

Titel: Road of no Return Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Philip
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über ihre Zähne. Und dann küsste sie mich.
    Ich muss das wiederholen. Orla Mahon küsste mich .
    Oh Gott. Sie schmeckte nach Pfefferminz und Zigarette und Lipgloss mit Wassermelonengeschmack. Sie schmeckte wie alles, was ich je im Leben gewollt hatte. Ein kleines, hilfloses, lustvolles Jammern erklang, und es kam von mir. Zumindest war das Wasser kalt genug, dass ich mich nicht völlig zum Idioten machte. Sozusagen.
    Das Meer. Kalt! Mir wurde ganz schlecht. Ich hoffte bei Gott, dass ich nicht geschrumpft war.
    Als ich mich erschrocken verkrampfte, zog sich Orla ein wenig zurück und betrachtete Zentimeter für Zentimeter mein Gesicht. Sie nahm meinen Kopf in beide Hände. Ich stolperte in ungelenker Zeitlupe und erlangte das Gleichgewicht
im weichen Sand gerade, als sie ihre Lippen an meinen Wangenknochen legte, knapp unterhalb des Auges. Einen Moment verweilten sie dort, dann leckte sie darüber.
    »Salzig«, meinte sie. »Das Meer?«
    »Ja«, log ich. Es war mir zu viel, alles zu erklären, dass man so klein und vergänglich und sterblich ist angesichts des riesigen Universums.
    »Ja«, sagte Orla und küsste meinen anderen Wangenknochen.
    Ich schloss meine Arme fester um ihren Körper. Ich wagte es nicht, ihre Brüste zu berühren, aber meine Hände streichelten ihre Rippen und ihre Schulterblätter und ihre Oberarme und das starke feste Fleisch darüber.
    »Ich habe schon geglaubt, du willst meine Sachen klauen«, murmelte ich.
    »Wollte ich auch.«
    »A-ha!«
    »Aber das war, bevor ich dachte, du ertrinkst, du blöder Kerl.«
    »Ah-ha.«
    »Es ist gar nicht so kalt, oder?«, fragte Orla.
    »Nein«, erklärte ich und küsste sie wieder. Meine Zunge fand die ihre. Nur um zu sehen, ob die auch gepierct war. Nichts. Kein Piercing oder so. Ich prüfte es noch einmal, nur um sicher zu sein.
    Orlas Finger strichen meine Brust hinunter, und der Schauer, der mich überlief, hatte diesmal nichts mit Kälte zu tun. Ihre starken Hände wanderten über meine Rippen, umfassten meinen Körper. Ich dachte, ich müsse vor Glück sterben,
und ich wollte nicht zusammenzucken, aber ich konnte nicht anders, weil ihre schwarz lackierten Fingernägel an meine Kratzer kamen.
    »Was ist?«
    »Nichts«, log ich und fügte hinzu: »Nur ein Kratzer.«
    Sie fand das lustig und lächelte, daher dachte ich, dass sie mich wohl mögen musste, denn ich hatte noch nie im Leben so etwas Dämliches gehört.
    »Wir sollten lieber rausgehen«, meinte sie.
    »Es macht mir nichts aus«, widersprach ich. Ich berührte ihren festen Bauch mit den Fingerspitzen, fasziniert von dem kleinen Ring.
    »Du wirst dich erkälten«, stellte Orla fest. »Und außerdem kann das Wasser hier verseucht sein, und dann kriegst du eine Blutvergiftung und stirbst.«
    Darüber musste ich nachdenken. »Okay.«
    »Außerdem muss ich nach Hause.« Sie stapfte zum Ufer, nahm aber meine Hand und hielt sie, während sie mich hinter sich her aus dem Wasser zog. Sie hielt sie immer noch, als sie ihre Jacke aufhob und sich irgendwie damit trocken rieb und es dann halbherzig auch bei mir versuchte. Was mir gefiel. Sie ließ meine Hand nur los, um sich ihren Rock wieder anzuziehen, dann nahm sie die Sandalen in eine Hand und fasste wieder nach meiner. So gingen wir den Strand hinauf, und ich dachte noch, wenn uns jetzt einer sieht, werde ich verhaftet.
    An der Treppe ließ sie meine Hand los, sah mich einen Augenblick lang an und ging dann allein hinauf. Ich stand da und ließ sie gehen. Sie hätte weggehen können, jetzt, wo ich
wohl doch nicht ertrinken würde, aber sie versuchte es nicht einmal. Sie nahm das Kleiderbündel vom Geländer und brachte es mir.
    Orla sah mir dreist beim Anziehen zu und stieg dann die Treppe wieder hinauf. Ich glaube, sie fragte sich, ob sie zu nett zu mir gewesen sei. Sie hatte die Gelegenheit gehabt, mich entweder zu erniedrigen oder zu ersäufen, und hatte sich entschieden, mich stattdessen zu küssen. Vielleicht hatte sie jetzt das Gefühl, sie hätte jemanden verraten, denn oben an der Treppe sah sie in Richtung Stadt und befahl mir: »Sprich nicht über meinen Bruder.«
    »Gut«, sagte ich.
    »Oder über deine Schwester.«
    »Okay.«
    »Am besten, du sagst gar nichts.«
    Das hätte ich für eine Zurückweisung halten können, aber sie nahm wieder meine Hand und flocht ihre Finger in meine und ließ sie den ganzen Weg nach Hause nicht los.

16
    Es war schon weit nach Mitternacht, als ich die Tür hinter mir schloss, deshalb war ich überrascht,

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