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Road of no Return

Road of no Return

Titel: Road of no Return Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Philip
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Hatte Mickey ihr etwas getan?
    »Nur ein paar Kids. Bitte werd nicht sauer. Ich mochte es sowieso nicht. Ich wollte es nicht und hab es nie benutzt.«
    Stimmt. Das war richtig und ich wusste auch, warum. Wenn man bedachte, was beim letzten Mal passiert war.
    Ich bemühte mich sehr, meine Stimme zu mäßigen. »Wer war es, Allie? Ich werde mich bestimmt nicht aufregen. Bitte sag mir, wer es war.«
    Sie zuckte mit den Achseln. »Kannte ich nicht.«
    Die eingebildeten Halbstarken auf der Hauptstraße am Mittag fielen mir ein. Sie hätten es sein können. Es hätte jeder sein können. »Wirklich nicht?«, fragte ich düster.
    »Nein, wirklich nicht. Ganz ehrlich.«
    »Na, unser bescheuerter Vater scheint zu glauben, dass ich es gewesen bin.«
    »Dad ist im Moment ein wenig von der Rolle.« Knabber, knabber. »Er hat sich aufgeregt.«

    »Prinzessin«, sagte ich. »Göttin.«
    »Ja, ich weiß.« Sie nahm den Daumennagel aus dem Mund. »Tut mir leid, Nick, tut mir wirklich leid.«
    »Ist ja nicht deine Schuld.« Das hatte ich nie geglaubt, und damit würde ich auch heute nicht anfangen. »Schon gut.«
    Schweigend blieben wir sitzen. Mir war gar nicht mehr so nach Weinen zumute. Angesichts der Tatsache, dass ich immer noch stinksauer war, war die Atmosphäre sogar recht entspannt.
    »Wurdest du verletzt?«
    »Nicht ernsthaft.« Sie zog sich den Pyjamaärmel über die Fingerknöchel. Jetzt erst bemerkte ich den Verband an ihrer Hand und runzelte die Stirn. »Nur ein bisschen an der Hand. Sie haben es mir aus der Hand gerissen, und dabei bin ich an die Wand gestoßen. Das ist alles.«
    Was hieß, dass sie ihre Hand gegen eine Wand geknallt hatten und sie stark abgeschürft war. Noch bevor ich es verhindern konnte, stieß ich hervor: »Und wo war dein Aidan da?«
    Sie zog sich nicht kühl und verletzt zurück. Sie riss mir nicht den Kopf ab. Sie sagte nur: »Er hatte Angst. Das kann man ihm nicht verdenken. Natürlich hatte er Angst.«
    Fast hätte ich gesagt: Ja, aber so etwas wird ihm bestimmt nicht noch mal passieren …
    Ich biss mir auf die Zunge, um mich zurückzuhalten. Stattdessen sagte ich nur: »Ich wünschte, du könntest ihn loslassen.«
    »Ich auch«, antwortete sie.
    Da es nichts mehr zu sagen gab, saßen wir eine Weile
schweigend beieinander. Unten hörten wir unsere Eltern herumgehen, leise, ohne zu reden. Dann hörte ich das wohlbekannte Ploppen eines Korkens. Eine neue Flasche? Um diese Zeit?
    Kurz darauf knarrte die Treppe unter den müden Schritten meiner Mutter, dann kam das leichte Trommeln ihrer Fingerspitzen an Allies Tür.
    Allie sah mich an und wir hielten den Atem an.
    »Allie?«, fragte Mum.
    Allies Tür ging knarrend auf. Stille. Dann wurde sie ganz leise wieder geschlossen. Mum blieb im Flur vor meiner Tür stehen, und Allie presste die Lippen aufeinander, als ob sie kichern müsste. Als ich sie warnend ansah, legte sie die Hand über den Mund, aber in ihren Augen glitzerte immer noch das Lachen. Grinsend drückte ich die Daumen.
    Mum hätte wissen müssen, was sie tun sollte. Sie hätte wissen müssen, dass sie zu mir kommen und mit uns reden sollte, darüber reden, dass sich Dad Sorgen machte und sich deshalb mir gegenüber so schäbig verhielt. Dass es nicht am Wein lag, es war nicht eine seiner Nächte, und dass er sich am Morgen entschuldigen würde; ja, diesmal würde sie dafür sorgen, dass er es tat. Sie sollte hereinkommen, sachlich und mütterlich, und Allie sagen, dass sie keine Albträume haben brauchte, dass es um das Handy nicht schade war und dass sie nur froh war, dass sie nicht schlimmer verletzt worden war. Sie sollte hereinkommen, ein wenig die Familienbande festigen und uns ein paar ihrer kostbaren Worte der Weisheit schenken.
    Allie und ich sahen uns an und beteten unter stillem Kichern,
dass sie zu verlegen war, um es zu tun. Endlich erbarmten sich die Götter meiner, vielleicht auch Allies, denn abrupt stieß Mum ihre eigene Zimmertür auf, sodass die Kristalle klimperten, und schloss sie fest hinter sich. Dann hörten wir ihre Schranktür klappern und ihr Radio leise murmeln, die Matratze knarren und das Klicken ihrer Nachttischlampe.
    »Gott sei Dank«, hauchte Allie und grinste mich an.
    Plötzlich dachte ich, ich bin glücklich. Zumindest heute Nacht war ich glücklich. Allie saß bei mir am Bett, kicherte mit mir und machte sich mit mir über unsere Eltern lustig. Ich war nicht ertrunken. Und Orla hatte mich geküsst. Orla Mahon hatte mich geküsst.
    »Orla hat mich

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