ROAD TRIP // Die erfolgloseste Band der Welt geht auf Tour (German Edition)
Tante abgezogen. Der kostet im
Laden mehr als zehn Euro! Da gibt‘s wirklich schlimmeren Fusel!“
„Aber du willst das doch jetzt nicht saufen?!“
„Na klar wollen wir das jetzt saufen!“, antwortet Alex und schüttet in die
Pinnchen ein.
„Wir spielen in drei Stunden, dann sind wir doch total dicht. Das können
wir doch nicht bringen!“ „Alter! Bin ich hier in ner beschissen Schule gelandet?! Klar können wir
das bringen, ist doch geil ein bisschen einen drin zu haben. Das ist
Rock‘n‘Roll, Mark! Schon mal von gehört?!“
„Hm.“
„Weißt du eigentlich wie dicht die alle immer sind?! Die gehen doch
nicht nüchtern auf die Bühne! Johnny Cash konnte sich an 70% seiner
Auftritte überhaupt nicht mehr erinnern! Ernsthaft, der ist einfach
irgendwann aufgewacht und wusste nicht, ob er jetzt einen Gig gespielt
hatte oder nicht. Und du willst jetzt nicht sagen, dass Johnny Cash
scheiße ist, oder wie?!“
„Ne, natürlich nicht. Trotzdem.“
„Alle sind besoffen, das gehört dazu! Überleg doch mal. Dann wird‘s
doch auch geiler! My Chemical Romance, die Toten Hosen, Nofx... alle
dicht. Und geiles Entertainment für die Zuschauer. Dann passiert
wenigstens mal was auf der Bühne. Außerdem sind die im Publikum ja
meistens selbst total dicht. Selbst im Musikantenstadl! Mein Onkel hat
da mal gearbeitet beim Bühnenaufbau, die knallen sich da mittags
schon...“
„Ja ich hab‘s ja verstanden. Mach halt voll. Ich mein ja nur.“ Alex reicht uns die Pinnchen, wir stoßen an und stürzen den Korn
runter. Ich schüttele mich am ganzen Körper.
„Ist das scheiße!“, sage ich mit verzogenem Gesicht und stelle das Glas
auf den Tisch zurück.
„Der wird mit der Zeit erst richtig gut!“, sagt Alex und schüttet wieder
ein.
„Und was ist das hier für ne Scheiße? Ist das Schminke?!“, fragt Benni
und holt eine kleine Box aus Alex Koffer.
„Das ist keine Schminke, das ist Kajal!“
„Ich denke Kajal ist Schminke oder nicht?!“, sage ich.
„Ja schon. Ist aber cool! Halt ein bisschen schwarz um die Augen, das
sieht überhaupt nicht aus wie Schminke wenn man das richtig macht!
Mehr so wie Augenringe oder so.“
„Das ist schwul, Alex. Ich würd das nicht machen“, sage ich.
„Klar! Machen doch alle. Hast du eigentlich gar keine Ahnung, oder
wie?! Ich mein, sogar Green Day haben so was.“
„Ich kenn das nur von so Emo-Kindern. Und die sind meistens peinlich.“
„Ja, die haben so was auch. Aber ich bin ja kein Emo, sieht man ja. Und
wenn ein Punkrocker das auf der Bühne hat, dann kommt das geil.“ „Vielleicht wenn Green Day das machen. Aber die sind auch Rockstars!“
„Ich finde, das ist ne gute Idee“, schaltet Benni sich plötzlich ein.
„Wie?“
„Ja, ich find das gut. Hebt uns ab. Ich mein, wie viele Bands hast du in
deinem Leben schon live gesehen und wieder vergessen weil‘s einfach
langweilig war? Tausende. Und das ist das Problem. Wenn man sich mal
ein bisschen was traut, dann polarisiert das eben. Dann finden das ein
paar Leute behindert und ein paar finden das mutig und geil. So oder
so ist das besser als langweilig und belanglos zu sein.“
„Siehste?“, raunzt Alex.
„Machste mir noch einen?“, fragt Benni und schiebt Alex sein Pinnchen
zu. Der macht wieder alle drei voll und verteilt sie.
Benni stürzt seinen Korn runter ohne mit der Wimper zu zucken:
„Auf jeden Fall find ich das gut mit dem Kajal. Und deswegen hab ich
auch den hier mit.“
Benni kramt sich umständlich einen Edding aus der Hosentasche und
legt ihn neben Alex Koffer.
„Nen Edding?!“, frage ich.
„Jup, nen Edding.“ „Wieso?“
„Damit malt ihr mich gleich an. Überall.“ 21. In zehn Minuten
Um halb acht torkele ich die Treppe hinunter. Unter meinem Arm habe
ich den kleinen Karton mit unseren EPs. Ich will versuchen den beim
Merchandise von den anderen Bands unterzubringen, weil wir selbst
niemanden dabei haben, der während unserem Auftritt verkaufen kann.
Ich bin echt besoffen, der beschissene Korn knallt wie Sau.
Nach der Kajal-Diskussion war irgendwann auch Michael, der
Veranstalter, mit einer großen Schüssel Nudelsalat im Backstage-Raum
aufgetaucht.
„Ach ne! Ihr seid echt gekommen?! Ist ja krass!“, war die Begrüßung, die
er uns lachend entgegenbrachte.
„Ich hatte gar nichts mehr von euch gehört, da war ich mir gar nicht
mehr so sicher ob ihr
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