ROAD TRIP // Die erfolgloseste Band der Welt geht auf Tour (German Edition)
mindestens 50. Und das ist doch geil, oder nicht? Ich
meine wir sind in Wittlich, hier kennt uns doch keine Sau. Dafür ist das
geil!“
„Na wenn du meinst.“
„Könnt ihr mir kurz helfen, Jungs?“ Benni steht hinter uns und kämpft
mit seinem Shirt. Er hat es schon ein Stück weit hochgezogen, die
Wampe hängt schon raus und sein ‘Freedom’Tattoo ist fast komplett
sichtbar. Aber danach klemmt es.
„Das ist weil ich oben so geschwitzt hab, das klebt alles am Rücken“,
nuschelt er durch sein T-Shirt, „Könnt ihr mal ziehen irgendwie?!
Scheiße.“
„Verdammt, Benni! Das ist echt ekelhaft!“, lacht Alex und betrachtet
Bennis Rücken. „Uuuuh... das ist ja echt ganz nass hinten!“, bestätige ich.
„Das ist weil ich mich angelehnt hab! Als ob ihr nie schwitzen würdet
im Sommer. Ihr beschissenen Arschlöcher! Und jetzt steht nicht so
scheiße rum sondern helft mir!“
Während ich vorne ziehe und reiße, versucht Alex hinten sein bestes
und irgendwann kriegen wir das Shirt tatsächlich über seinen dicken
Kopf.
„Danke, Jungs!“
Er packt sich an seine feuchten Brüste:
„Also ich wär dann eigentlich soweit!“
„Alles klar bei euch?!“ Michael ist zu uns gekommen und schaut uns
erwartungsvoll an.
„Klar!“, sagt Alex und klatscht in die Hände.
„Gut! Super! Ich sag dem Tonmann Bescheid!“
„Und wie läuft das mit dem Verstärker und alles?!“, frage ich. Scheiße,
sind wir unorganisiert. Mein Herz schlägt immer noch beängstigend
schnell.
„Die Coconut Titts haben euch das glaube ich schon alles gemacht. Die
haben ja gemerkt, dass ihr da nicht so hinterher seid. Also Verstärker sind an, Kabel stecken. Im Prinzip kann das losgehen“, sagt er und
verschwindet.
„Scheiße, wie gehen wir raus?!“, ich bin ein bisschen panisch.
Da legt Benni mir seinen mit Edding beschmierten Arm um die Schulter
und zieht auch Alex zu uns rüber.
„Mark? Du bleibst jetzt mal locker. Alex?! Denk dran zwischendurch
Bier an der Theke zu bestellen. Und dann wird gerockt. Und zwar
ordentlich. Alles klar, ihr Penner?!“
„Klar“, antworten wir.
„Dann ist ja gut. Auf geht die Scheiße!“, ruft Benni und läuft zur Tür und
auf die Bühne. Mit den Armen in Siegerpose gen Himmel gestreckt
spaziert er zu seinem Schlagzeug. Die vom Schweiß leicht verwischten
‘Sex Sells’Schriftzüge prangen auf seinem glänzenden Rücken. Ich bin
fasziniert mit welcher Selbstverständlichkeit er sich präsentiert. Wo
holt der denn plötzlich das ganze Selbstbewusstsein her?! Sonst ist er
in der Kneipe bald zu schüchtern um ein Mädchen nur zurück zu
grüßen wenn es ihm Hallo sagt.
„Ist Benni einfach mal ne geile Sau!“, ruft Alex stolz aus und läuft hinter
ihm her. Auch ich setze mich in Bewegung. Mein Herz schlägt so schnell und
pocht so laut in meiner Brust, dass ich das Gefühl habe, dass es vorläuft
und mich nur wie unnötigen Ballast hinter sich herzieht.
Ich trete durch die Tür und werde von den Scheinwerfern geblendet. 23. Auftritt im Juz
„War doch eigentlich ganz ok, oder?“
Alex sitzt neben mir auf der Treppe, die sich vor dem Hinterausgang
des Jugendzentrums befindet und raucht. Benni steht vor uns und
trocknet seinen schweißnassen Körper ab.
„Hmh. War nicht verkehrt. So als Auftakt halt.“
„Hmh. Find ich auch.“
Wir sitzen schweigend da. Alex raucht gemächlich und vor uns wackelt
Bennis Bauch hin und her. Überall hat er schmierige schwarze Flecken
von dem Edding.
Eigentlich war der Auftritt wirklich ok gelaufen. Aber irgendwie war es
für mich trotzdem eine Enttäuschung gewesen. Dabei kann ich gar
nicht genau sagen, warum. Wir hatten wirklich Glück, dass die
Instrumente alle relativ schnell funktioniert haben. Der Sound auf der
Bühne war auch in Ordnung gewesen, ich hab alles irgendwie grob
hören können. Zugegeben, das Licht war ziemlich beschissen gewesen.
Jeweils eine Reihe gleißender Scheinwerfer an der linken und an der
rechten Seite, die ununterbrochen auf uns eingebrannt haben. Das war
zum einen schlimm, weil es auf der Bühne unglaublich heiß wurde, vor allen Dingen aber, weil man sich vorkam wie auf dem Präsentierteller.
Alles war durchgehend hell ausgeleuchtet. So dürfen Konzerte nicht
sein. Es muss atmosphärisch sein. Einzelne Scheinwerfer in
unterschiedlichen Farben, die ständig in Bewegung sind. Manchmal
heller, manchmal
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