ROAD TRIP // Die erfolgloseste Band der Welt geht auf Tour (German Edition)
überhaupt noch Bock habt!“
Später hatte er nicht mehr so viel gelacht. Als Alex und ich, ersterer
mittlerweile geschminkt wie Johnny Depp in einem Tim Burton-Film,
anfingen den fetten Benni am gesamten Oberkörper mit ‘Sex Sells’
Schriftzügen zu verzieren, setzte er sich einfach schweigend aufs Sofa
und schaute uns voller Erstaunen bei der Arbeit zu. Auch andere Leute kamen und gingen, brachten Essen und Trinken für das Catering vorbei
und die anderen Bands schauten sicher auch dann und wann rein.
Ich hatte das alles gar nicht mehr so richtig realisiert. Ich war echt
besoffen. Und bei den anderen war es nicht besser, eher im Gegenteil.
Irgendwann als es schon zu spät war, ist mir auch aufgefallen, dass ich
den ganzen Tag noch nichts gegessen hatte. Dafür war ich viel zu
aufgeregt gewesen.
Und jetzt die Treppe runter. Ach du scheiße.
„Na! Alles klar für gleich?“
„Hm?!“
Michael steht mir gegenüber und grinst.
„Ob alles klar ist bei euch?! Wäre gut, wenn ihr inner Viertelstunde auf
die Bühne geht, dann kriegen wir keine Probleme mit der Zeit.“
„Is ok, denkich!“, lalle ich.
„Super! Ich bin echt gespannt! Ihr macht so was ja echt nicht zum
ersten Mal, oder?!“
„Hä?“
„Naja, wie ihr da oben abgeht, meine ich. Ihr seid euch eurer Sache ja
ziemlich sicher! Auch mit eurem Schlagzeuger und dem Edding und so. Traut sich nicht jeder! Und mit dem Schnaps“, er haut mir mit der Hand
auf die Schulter, „ihr müsst echt routiniert sein, so locker wie ihr euch
das Zeug reinballert! Komisch, dass ich von euch noch nichts gehört
hatte. Die meisten sind ja so Anfängerbands, merkt man ja sofort. Die
sitzen oben rum, scheißen sich ein, gucken alle zwei Minuten, ob schon
Leute da sind und nerven wegen jedem kleinsten Detail, wegen der
Technik und so!“
„Hmh.“
Ich sehe ihn jetzt doppelt, was irgendwie unangenehm ist. Ich darf
nichts mehr trinken bis zum Auftritt! Aber irgendwie ist das grad auch
Rock‘n‘Roll, hat Alex schon Recht.
„Wiesndas?! Midn Leuden?!“
„Wie meinste?!“
„Sin Leude da?!“
„Ja, also ist noch recht übersichtlich. Wird aber sicher mehr gleich. Am
Anfang sind die auch immer noch ein bisschen reserviert, aber das
kriegt ihr schon hin! Soll ich das mitnehmen?!“
„Hm?“ „Die Platten! Kann ich zu dem Kram von den Coconuts stellen, die
machen das dann mit.“
„Oh. Cool. Hmh.“
„Dann bis gleich, ich freu mich! Macht mal so, ähm“, er schaut auf die
Uhr, „Macht mal so, dass ihr in zehn Minuten anfangt. Super!“
„Hmh. Hm. Cool.“
In zehn Minuten?! Ach du Scheiße. Das ist das erste Mal, dass wir nicht
zuhause spielen! In zehn Minuten! Und es sind schon Leute da, meint
er! Und Benni zieht das echt durch mit dem oben ohne sein?! Ist das
nicht doch irgendwie schräg?!? Und mit dem Kajal! Und wir haben nicht
geprobt! Wie fängt noch mal der erste Song an?! Und wer hat die
Setlisten?!? Haben wir überhaupt Setlisten? Hatte Alex da was gesagt?!
Mir ist schlecht.
Ich renne, so schnell ich in meinem Zustand kann, die Treppe hoch und
lege mich mindestens drei mal fast aufs Maul. Zehn Minuten! Scheiße. 22. Im Abstellraum
„Ey! Leute! Zehn Minuten hat der Michael gesagt!“
„Hm?!“
Alex und Benni sitzen auf dem Sofa, jeder ein Glas mit Cola und Korn in
der Hand. Darauf waren wir nach den ersten drei oder vier Pinnchen
umgestiegen.
„In zehn Minuten sollen wir auf die Bühne! Scheiße, Leute! ich bin echt
total besoffen!“
„Alter ist doch geil!“
Alex springt auf und packt mich an den Schultern.
„Endlich Stagetime, Alter! Da warten wir lange genug drauf, oder? Auf
geht‘s, Leute!“
Er schnappt sich drei Biere aus dem Kasten, den Michael irgendwann
reingetragen hatte und kramt sich ein Bandana aus der Tasche.
„Axl Rose, oder was?“
„Ne. Rock‘n‘Roll, Alter!“, antwortet er und bindet es sich etwas schief um
den Kopf.
Wir stolpern die Treppe runter und sammeln uns in dem kleinen
Abstellraum, der sich direkt hinter der Bühne befindet. „Sind Leute da?!“, fragt Alex.
„Keine Ahnung. Michael meint ja, aber nicht so viele.“
Alex öffnet die Tür zur Bühne einen Spalt breit und linst nach draußen.
Ich versuche auch etwas zu sehen. Mein Herz schlägt.
„Ist doch total geil!“, ruft Alex.
„Hä? Das sind vielleicht 20 Leute, oder guck ich jetzt scheiße?!“
„Ach, das sind
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