ROAD TRIP // Die erfolgloseste Band der Welt geht auf Tour (German Edition)
da bleibt echt nichts übrig. Das
meiste bleibt an den Coconuts und dem Techniker hängen, das reicht
dann gerade noch so für ein bisschen Sprit für Project 54.“
Michael zuckt entschuldigend mit den Schultern. Wir stehen im
mittlerweile komplett leeren Auftrittsraum zwischen Bierpfützen und
Konfetti, das von einem lang vergangenen Auftritt zu sein scheint, so
schmutzig und zertreten wie es aussieht.
„Hier pennen geht auf jeden Fall klar. Ich würde sagen, ihr räumt euren
Scheiß zusammen, damit das hier morgen früh direkt geputzt werden
kann und dann schmeißt ihr eure Schlafsäcke oben hin. Einer kann ja
aufs Sofa, die anderen müssen halt auf den Boden. Isomatte habt ihr ja
bestimmt.“
Alex und ich wechseln Blicke. Fuck, Isomatte. Wer denkt denn an so
was?! Und Benni hat eh nichts dabei.
„Ich hau dann gleich ab. Aber Toni, der Hausmeister, ist die ganze
Nacht da, der wohnt hier. Ich hab euch auch noch ne Kiste Bier in die
Küche gestellt, da war noch ein bisschen was übrig.“ „Ja ist doch super, machen wir so“, sagt Alex und schlägt mit Michael
ein.
„Sehr gut! Dann sag ich schon mal danke fürs Kommen und sorry noch
mal wegen dem Publikum. Hier in der Eifel heißt das nicht, dass die
einen scheiße finden wenn die nichts machen. Die klatschen einfach
ungern manchmal.“
„Hmh.“
„Ok. Ich bin morgen so um elf Uhr wieder hier und schau nach dem
Rechten. Frühstück ist leider nicht drin. Könnt ja sonst gucken ob oben
noch was rumsteht.“
„Alles klar, Micha. Hau rein.“
Er verschwindet durch den Vordereingang und wir hören ihn davon
fahren.
„Fuck, keine Kohle“, sage ich.
„Ist doch scheißegal“, meint Alex, „Morgen kriegen wir 100€ auf die
Hand, das reicht dicke um auf null zu kommen. Alles kein Problem!“
Er rollt seine Kabel zusammen und packt seinen Bass ein.
„Kram ins Auto, Bierchen trinken und dann pennen gehen!“ „Klingt gut“, sage ich und kümmere mich um meine spärlichen
Effektgeräte und die Gitarre. Das meiste von dem anderen Kram ist
schon weg.
Nachdem wir die Sachen ins Auto verladen haben, gehen wir zurück,
um in der Küche nach dem Bier zu schauen, von dem Michael geredet
hat.
„Na, ihr Küken!“
In der Küche sitzt ein extrem dünner und sehr alt aussehender Mann
mit verstrubbelten grauen Haaren und stumpfem Blick.
„Dann holt euch ma euern Lohn ab, wah?“
„Hallo. Ähm. Wir sind die Band.“
„Na weiß ich doch, weiß ich doch. Ich bin Toni. Setzt euch.“
Wir setzen uns um den schmuddeligen Küchentisch herum, auf dem
eine Kiste Oettinger steht. Das war also Toni, der Hausmeister. Er hatte
einen stechenden Blick, den ich nicht einordnen konnte. Irgendwie
schaute er einen zu lange an. Er schaute einem so lange in die Augen,
bis man weggucken musste. Hatte man das getan, hatte er sich
meistens schon das nächste Opfer gesucht. „Fand ich gar nicht schlecht was ihr gemacht habt. Frisches Zeug und
so. Gut, gut.“
„Hmh. Danke.“
„Hab auch eure Platte. Hat son Typ an der Theke liegen lassen.“
„Ah. Ok.“
„Ich hab früher auch viel Rockmusik gemacht.“
„Aha. Und... wie hieß die Band?“
„Viele Bands, viele Bands. Rockmusik. War ne gute Zeit. Ich war Roadie.“
„Ok. Cool.“
„Macht‘s euch gemütlich. Bin gleich wieder da!“
Toni schlurft aus dem Raum. Er läuft leicht gebückt und obwohl seine
Füße sich kaum vom Boden heben, läuft er beinahe geräuschlos. Als er
den Raum verlassen hat, flüstert Alex uns zu:
„Seltsamer Typ, oder?“
„Hmh.“
„Irgendwas stimmt mit dem nicht“, meine ich.
„Der guckt ganz komisch“, ergänzt Benni. „Naja, Hauptsache es gibt noch Bierchen, oder?!“, grinst Alex und wir
stoßen an. Kurz darauf kommt Toni wieder und setzt sich an den Tisch.
„Wollen sie nicht auch eins trinken?“, fragt Alex.
„Ne ne, mein Junge. Ne, ne. Alkohol hab ich nie getrunken. Macht
dumm!“, sagt er und tippt sich dabei an die Stirn. Danach starrt er Alex
lange an.
„Hmh. Ok.“
Wir schauen auf den Tisch und nippen an unserem Bier. Als ich wieder
aufschaue, hat Toni einen Ledergurt um seinen linken Oberarm
gespannt und eine kleine Box auf den Tisch gelegt.
„Dann wollen wir mal ein bisschen feiern, oder?“, sagt er und grinst,
wobei er fleckige, tiefbraune Zähne entblößt. Er holt eine Spritze aus
der Box und rammt sie sich in den Arm.
„Ach du
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