ROAD TRIP // Die erfolgloseste Band der Welt geht auf Tour (German Edition)
Scheiße!“, schreit Benni und stürzt fast, als er von seinem Platz
aufspringt. Auch Alex und ich sind aufgestanden und starren den Alten
fassungslos an.
„Wasn los, Jungs?! Ihr macht euch doch jetzt nicht nass oder wie?!“
Er drückt die durchsichtige Flüssigkeit in die Vene, schließt die Augen
und seufzt. „Ach du Scheiße!“, höre ich nun auch mich selbst flüstern. Alex packt
mich an der Schulter und schiebt mich in Richtung der Tür.
„Lass uns abhauen, Alter!“
„Was ist das für ne kranke Scheiße?!“, stöhnt Benni.
Wir laufen zum Vorderausgang. Abgeschlossen.
„Scheiße, man! Die war doch grade noch offen, oder nicht?! Hat der Alte
die dicht gemacht?! Was hat denn der vor?!?“, winselt Alex mit Panik in
den Augen.
„Jetzt lass uns doch mal Party machen, Jungs! Macht doch nichts!“,
hören wir Toni rufen.
„Scheiße, man! Ich will hier raus, das ist zu krass!“
Auch Benni ist sichtlich mitgenommen.
„Der Hinterausgang! Oder?!“, sage ich.
„Scheiße!“
„Was denn?!“
„Na ich hab meinen Koffer noch oben! Da ist mein ganzer Kram drin!“,
sagt Alex mit aufgerissenen Augen.
„Fuck. Ja dann lauf schnell hoch. Wir warten an der Küche und schauen,
dass der Typ keinen Scheiß baut.“ In dem Moment hören wir Glas klirren. Es hört sich an, als hätte Toni in
der Küche eine der Bierflaschen gegen die Wand geschmissen. Dabei
singt er ein Lied über eine alte Frau, die gerne tanzen möchte.
„Das ist doch Wahnsinn. Das kann doch echt nicht sein!“, flüstere ich
geschockt. Zum zweiten Mal schlägt mein Herz am heutigen Tag so
schnell, dass es mir fast den Atem nimmt.
„Ich renn jetzt hoch! Ihr bleibt an der Küche, dass er mir ja nicht nach
oben hinterherkommt und dann nichts wie raus“, raunt Skinny.
„Und wenn da auch dicht ist?!“, fragt Benni.
„Hm?“
„Die Hintertür! Was wenn da auch dicht ist?!“
„Der war doch grad nur ganz kurz weg, da hat er bestimmt nicht dran
gedacht! Oder?! Uns sonst brechen wir die scheiß Tür auf. Oder durch‘s
Fenster. Irgendwie muss das klappen, ich bleib bestimmt nicht hier!“,
antwortet Alex.
„Shit. Dann gib Gas, Alter.“
Alex rennt an der Küchentür vorbei in den kurzen Flur, an dessen Ende
die Treppe liegt, die nach oben führt. Ich gehe vorsichtig zur Küche und
schrecke zurück als Toni mir entgegenkommt. Er muss mindestens 65 Jahre alt sein, tanzt aber mit erstaunlichem Hüftschwung auf mich zu
und an mir vorbei, als ich vor ihm zurückweiche.
„Seid ihr müde oder was, ich dachte wir feiern?!“
Er tanzt in Richtung der Bühne und reibt dort seine Hüfte an einen der
übrig gebliebenen Mikrofonständer während er mit undefinierten
Lauten anfängt in ein imaginäres Mikrofon zu jauchzen.
„So ne kranke Scheiße hab ich in meinem ganzen Leben noch nicht
gesehen“, flüstert Benni mir zu und ich nicke.
„HIER IST AUF, GEBT GAS IHR PENNER!“
Alex ruft aus Richtung des Hinterausgangs und wir spurten los.
Als ich hinter mich blicke, sehe ich, dass der Alte die Verfolgung
aufgenommen hat und dichter hinter mir ist, als ich befürchtet hatte.
„Scheiße Benni, gib Gas, man!“
Wir rennen durch die offene Tür nach draußen und Richtung Auto.
„Hey Jungs! Ich dachte ihr wollt hier pennen, was isn los jetzt?!“, ruft der
Alte hinter mir.
„Scheiße, Leute! Das packen wir nicht bis zum Auto, der ist total
schnell!“, keuche ich schon ziemlich außer Puste. Das Auto ist noch mindestens 100 Meter entfernt, auf dem Parkplatz, der auf der anderen
Straßenseite liegt.
„Ich mach doch nichts, lass uns doch einfach n bisschen reden!“, höre
ich den Alten noch ein Stück näher an mir dran rufen. Ich fühle mich
wie in einem Horrorfilm. Plötzlich bleibt Benni vor mir stehen. Er schaut
an mir vorbei in Richtung des Hausmeisters und ich sehe tiefe
Entschlossenheit in seinen Augen. Hinter ihm bremse ich ab.
„Alter, was isn los, jetzt komm!“, rufe ich.
Der Alte läuft ungebremst weiter auf Benni zu und fängt an zu grinsen.
„Na also! Ihr trinkt noch ein paar Bierchen und dann machen wir uns
oben ein schönes Matratzenlager und erzählen...“
Weiter kommt er nicht, weil Benni ihm mit der Faust ins Gesicht schlägt.
Toni bleibt kurz benommen stehen, kippt dann nach hinten um und
bleibt im Kies des Parkplatzes liegen.
„Fuck!“, murmele ich.
Alex ist zu uns gekommen und schaut über meine
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