ROAD TRIP // Die erfolgloseste Band der Welt geht auf Tour (German Edition)
Straße zu
erkennen. Bennis Scheibenwischer waren nicht die Besten, aber es lag
nicht nur daran. Es regnete wirklich heftig. Generell war es ein echt
grauer August gewesen, aber das hier setzte dem ganzen die
beschissene Krone auf.
„Halt‘s Maul ist das beschissen.“
„Da kannst du einen drauf lassen.“
Da ließ Benni dann auch wirklich einen drauf. Auch nicht schlimm. Roch
nur noch mehr nach McDonald‘s. Ich spürte, wie die süße Cola langsam
in meinen Gips sickerte.
„Wir sind fast da!“ 5. Rock im Regen
Als wir ankommen, bietet sich uns ein Anblick des Schreckens. Wir
hatten noch nie so richtig gute Auftritte gespielt, aber das hier sieht
wirklich mal komplett beschissen aus. Es stürmt. Der Rasen, auf dem
sich eigentlich die Festivalbesucher drängeln sollten, ist aufgeweicht
und leer. Eine einsame Hölle aus Schlamm und Erfolglosigkeit.
Auf der Bühne steht tatsächlich eine Band. Ich empfinde grundsätzlich
Mitleid für alle wenigen Bands, die in einem Festival-Line-Up vor uns
gelistet sind, aber heute ist es besonders schlimm.
Der Regen peitscht seitlich unter der Bühnenverkleidung her und dem
Sänger ins Gesicht, der die Augen zugekniffen hat und tapfer weiter zu
singen scheint. Niemand kann ihn hören, der Wind ist zu laut. Der
Tonmann hatte sich, genau wie die Securities und alle sonstigen Helfer
und Veranstalter, sowieso schon lange unter einen kleinen
einsturzgefährdeten Pavillon gequetscht, der sich bei genauerem
Hinsehen als Backstage-Bereich entpumpt.
„Ist das mal eine Scheiße“, stöhnt Benni. Er versucht so nah wie möglich an das Backstage-Zelt heranzufahren,
was nicht wirklich gelingt. Ungefähr 100 Meter entfernt fahren sich
seine Reifen in dem zähen Matsch der Wiese fest.
„Fuck.“
„Ja, aber hallo fuck.“
„Dann lass halt rennen.“
„Benni?“
„Ja?“
„Ich hab den verschissenen Fuß gebrochen, du Arschloch. Kann das mal
jemand ernst nehmen?!“
„Ich bin ja auch nicht so schnell. Zur Not kann ich halt die Gitarre
nehmen.“
„Und wer nimmt dann deine beschissenen Schlagzeugteile mit?! Die
ganze Karre ist voll!“
„Brauch ich eh alles nicht.“
„Wie?“
„Schlagzeug wird komplett gestellt. Hatte das nur noch alles im Auto,
war zu faul das noch rauszuräumen.“
„Benni?!“ „Ja?“
„Ich hasse dich.“
„Halt‘s Maul und gib mir die Gitarre.“
Unter nun kaum noch hörbarem Gehupe quetscht Benni sich aus dem
Auto, während ich vollkommen überfordert versuche die Krücken und
meine Beine irgendwie aus der Müllpresse zu ziehen, die wohl
irgendwann mal ein Fußraum gewesen sein muss.
Benni wackelt schon unbeholfen Richtung Zelt. Sein Hintern guckt ein
bisschen raus. Noch während ich deshalb leicht kichern muss, verliere
ich das Gleichgewicht und trete mit dem gebrochenen Fuß auf. Der
Schmerz schießt durch mich hindurch wie eine Flamme und ich sacke
auf die Knie. Alles ist voll mit Schlamm. Der Regen prasselt mir kalt auf
den Nacken. Ich habe nur ein T-Shirt an und beginne zu frieren. Ich bin
mir ziemlich sicher, dass ich in diesem Moment ein paar Tränen
vergieße, genau lässt sich das aber nicht sagen. Alles ist durchnässt. Ich
zwinge mich wieder hoch, stütze mich auf die Krücken und stolpere
unter Schmerzen Richtung Zelt. Was für eine Scheiße. 6. Backstage
Im Zelt werde ich von eisernem Schweigen empfangen. Alle sind
beschissen drauf. Es ist kalt. Zwei der sechs Bands sind gar nicht erst
gekommen. Wer will es ihnen verübeln. Aufgeweichte Plakate der Rock
Am Teich-Veranstaltungen des letzten Jahrzehnts hängen an den
Wänden.
Alex sitzt auf dem einzigen Tisch neben einem nicht angeschlossenen
Würstchenerhitzer und hält mir grinsend eine kalte Wurst hin:
„Na? Das is ma Punkrock hier, oder?!“
„Halt die Fresse, Alex. Das ist total der Beschiss hier.“
Ich schlage ihm das Würstchen aus der Hand, wobei ich fast schon
wieder das Gleichgewicht verliere.
„Du siehst echt scheiße aus. Blass und so. Was ist los, Marky?!“
Alex konnte wirklich ein Arschloch sein.
Neben mir entdeckt Benni das Würstchen und hebt es vom Boden auf:
„Ihr Arschlöcher, die haben doch hier sonst nichts mehr.“
„Nichts mehr ?! Wir haben 17 Uhr!!“ Da drängelt sich ein verloren wirkender Junge mit langen, fettigen und
zum Pferdeschwanz gebundenen Haaren und leichter Akne zwischen
uns. Alex grinst und hält
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