ROAD TRIP // Die erfolgloseste Band der Welt geht auf Tour (German Edition)
seiner Fettleibigkeit
und später wegen seiner ständigen stillen Rebellion gegen dessen
konservatives Weltbild. Benni war ruhig, aber nicht dumm. Er musste
nicht jedem sofort seine Meinung sagen.
„Na du fettes Schwein!“
„Halt‘s Maul, Mark. Wie geht‘s?!“
„Naja beschissen. Siehste ja.“
„Wie ist das passiert?!“
„Beim Aufstehen, total unglücklich.“ Lange Stille.
„Achso. Und wo sind die Gitarren?“
„Flur runter, links!“
Benni schnieft und stöhnt an mir vorbei. Die zehn Treppen vorm Haus
waren ihm eigentlich schon zu viel.
Anfangs haben Alex und ich uns immer furchtbare Sorgen gemacht,
dass Benni irgendwann zusammenklappt hinterm Schlagzeug. Aber
irgendwie funktioniert das für ihn. Er ist zwar schon zur Mitte des
ersten Songs meistens knallrot in der Fresse und geschwitzt wie ein
Schwein, aber irgendwie zieht er immer durch.
Klar, er ist nicht der beste Musiker, aber das sind wir alle nicht. Nie
gewesen. Daran soll es aber bestimmt nicht scheitern. 3. Cola
In Bennis Auto riecht es grundsätzlich nach McDonald‘s. Immer.
Hauptsächlich liegt das wohl daran, dass jahrelanger Essensverzehr
innerhalb des Autos sich einfach irgendwann festgesetzt hat, teilweise
sicher aber auch daran, dass man bis zu den Knien in McDonald‘s
Tüten und oft sogar Essensresten versinkt, wenn man das Auto
besteigt. Eigentlich erst mal nicht so der Grund zur Beschwerde. Es gibt
Sachen, die riechen schlimmer. Unbequem ist es aber grundsätzlich,
beim Schlagzeuger mitzufahren. Der hat nämlich immer das ganze
scheiß Auto voll mit Schlagzeug und für einen selbst bleibt kaum Platz.
Sänger müsste man sein. Einfach nur Sänger.
„Du musst die Gitarren irgendwie zwischen die Beine nehmen.“
„Beide?!“
„Sorry, hinten ist echt dicht.“
„Fuck. Das geht nicht. Weißt du wie scheiße weh das tut?! Das drückt
alles total. Das ist voll gequetscht.“
„Was soll ich denn machen, man?!“
„Fuck, ey. Dann tu wenigstens die eine Gitarre wieder hoch. Hilft ja
nichts.“ „Und pass im Fußraum ein bisschen auf, da müsste noch ne Cola von
mir stehen.“
„Ne Flasche?!“
„Ne.“
„Fuck.“
Benni wackelt wieder die Treppe hoch. Ich drücke irgendwie die Gitarre
zwischen meine Beine. Dabei verkanten sich die Krücken total
unglücklich, die Gitarre sackt runter und voll auf den Fuß. Als ich vor
Schmerz zurückzucke stoße ich gegen Bennis Cola-Becher. Ich höre,
wie der erste Schwall sich in den Fußraum ergießt, kann aber nichts
dagegen tun. Bin total eingeklemmt. Die Arme umschließen hilflos den
Gitarrenkoffer. Ist das ein beschissener Tag. Schon wieder.
Benni schwabbelt die Treppe runter und drückt sich hinters Lenkrad.
Ich schrecke hoch, als die Hupe aufschrillt.
„Sorry.“
„Wieso kann dein scheiß Auto hupen, wenn nicht mal der Motor läuft?!“
„Keine Ahnung. War wohl früher so.“
„Hm.“
„Hast du meine Cola gefunden?!“ „Ja.“
„Kannst du... ach scheiße, du Arschloch. Die liegt doch da quer!“
„Ach komm, das war doch eh schon alles total versifft.“
„Ich hab aber verdammten Durst, man.“
„Dann stell deine beschissene Cola nicht in den Fußraum wo sich ein
verdammter Krüppel hinsetzen muss!“
„Weiß ich ja nicht, dass du auf ein mal behindert bist.“
„Trotzdem. Da kann man auch mal nachdenken.“
Benni schaut mir in die Augen. Relativ lange.
„Halt die Fresse, Mark.“
„Halt einfach selbst die Fresse, ok?“
Als wir losfahren, muss ich grinsen. 4. Ein Sturm zieht auf
„Jetzt pisst das auch noch.“
„Ja geil, genau was wir brauchen bei nem Open Air.“
„Ist doch eh noch keiner da so früh.“
„Meinste?“
„Ne.“
„Wann spielen wir denn genau?“
„17.30 Uhr.“
„Schon?! Ach du Scheiße. Ich dachte um sieben?!“
„Ja, haben die verschoben. Hat irgendwas nicht gepasst.“
„Wie nicht gepasst?! Die können das doch nicht einfach so ändern!“
„Doch, können die.“
„Aber das steht doch im Vertrag oder nicht?! Die Spielzeit?!“
„Gibt keinen Vertrag. Hat Alex ohne gemacht. Der kennt ja da den
Andi.“
„Scheiße. Das wird ganz schön eng, oder?!“
„Wird schon.“
„Hm. Wie kommt eigentlich Alex?“
„Keine Ahnung. Hat er nicht gesagt.“ „Also mit Sarah?“
„Wahrscheinlich.“
„Oh man.“
„Tja.“
Mittlerweile regnete es so stark, dass es schwer war die
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