Rob - Toedliche Wildnis
Quads waren meilenweit entfernt, ihre Motoren kaum noch zu hören. »Fünf Minuten gönnen wir uns noch«, beschloss sie.
»Ich habe nichts dagegen, aber eine Frage. Welchen Song würdest du dir hier aussuchen?« Rob hielt ihr den iPod hin, den er einem der Männer abgenommen und mit dem er die letzten Minuten herumgespielt hatte. Cat überflog die vorhandenen Dateien und traf ihre Wahl sofort. Sie klickte einen Titel an und gab Rob das Gerät zurück, als die ersten Takte von Iron Maidens »Fear of the Dark« erklangen. »Den hier. Und was hörst du gerne?«
Sein unwiderstehliches Grinsen blitzte auf. »Ich habe alles von Iron Maiden, was jemals veröffentlicht worden ist. Metal geht in Ordnung. Ich hatte ein wenig Angst, du könntest auf Rap oder so was stehen. Das wäre dann ein Punkt, bei dem wir einen Kompromiss finden müssten. Ansonsten mag ich fast alles, das sich irgendwie gut anhört.«
Das klang wieder, als ob er an einer langfristigen Beziehung interessiert sei. Einige kostbare Augenblicke ließ Cat ihrer Fantasie freien Lauf, dann konzentrierte sie sich wieder auf die Realität. Sie mussten zur Absturzstelle.
Seufzend stand sie auf. »Wir sollten weitergehen.«
»Ich weiß. Trotzdem schade.«
Damit war alles gesagt. Sie griff nach dem Rucksack, doch Rob war schneller. »Vergiss es. Was schätzt du, wie weit es noch ist?«
»Zwei Stunden. Die Strecke ist anstrengender, als ich dachte.«
»Haben wir denn eine Chance, vor den Kerlen bei dem Hubschrauber zu sein? Mit den Quads sind sie schneller.«
»Stimmt, aber sie konnten von dem Haus am Fluss aus nicht genau sehen, wo der Vogel runtergekommen ist. Wir schon, weil wir höher waren. Vielleicht sind wir nicht vor ihnen dort, aber ganz bestimmt kurz nach ihnen, jedenfalls, wenn wir uns jetzt beeilen.«
»Dann los.«
Cats Schätzung erwies sich als richtig. Mit einem schnellen Blick auf die Uhr und auf eine Felsformation, die hinter den Bäumen zu erkennen war, überzeugte sie sich davon, dass sie sich noch auf dem richtigen Weg befanden.
»Wir müssen allmählich etwas weiter nach rechts, oder?«
Robs Anspannung war schlagartig zurückgekehrt, aber Cat wusste nicht, ob es daran lag, dass sie sich in unmittelbarer Nähe der Absturzstelle befanden, oder daran, dass sie sich die letzte halbe Stunde nahezu direkt auf die Quads zubewegt hatten. Zumindest, wenn sie von der Richtung ausgingen, aus der die Motorengeräusche kamen. Seit wenigen Augenblicken herrschte eine Stille, die etwas Bedrückendes hatte. Dazu kam noch der unverkennbare Geruch nach verbranntem Kunststoff.
Cat nickte und war nicht überrascht, dass sich Rob gemerkt hatte, wo ihr Ziel sich befand und wie sie es erreichen konnten. »Wir müssen aufpassen. Hast du die Pistole griffbereit? Es liegt etwas in der Luft, das mir nicht gefällt. Ich fürchte, die Kerle sind schon da und wollen sich überzeugen, dass niemand den Crash überlebt hat.«
»Das denke ich auch.« Er nahm die Pistole aus seiner Jackentasche und überprüfte rasch das Magazin.
»Wie oft hast du so ein Ding schon in der Hand gehabt?«
»Einige Male. Es reicht, um zu wissen, wie es funktioniert. Lass uns weitergehen.«
So ungeduldig hatte sie ihn bisher noch nicht erlebt, aber sie konnte ihn verstehen. »Ich gehe vor und vermeide möglichst jedes Geräusch.«
Cat wartete keine Antwort ab, sondern änderte die Richtung. Wenn sie die Absturzstelle richtig angepeilt hatte, würden sie in weniger als einem Kilometer darauf treffen.
Sie schrak zusammen, als unerwartet ein Schuss die Stille zerriss. Ein kurzer Blickwechsel mit Rob reichte, und sie rannten los. »Bleib hinter mir!«
Schneller als erwartet sah Cat etwas zwischen den Bäumen aufblitzen, das dort definitiv nicht hingehörte. Sie stoppte hinter einer dicken Kiefer, die ihr und Rob ausreichend Schutz bot.
Der Hubschrauber hatte einiges abbekommen, war aber immerhin nicht völlig zerstört worden. Der Boden war übersät mit abgeschlagenen Ästen.
Rob atmete scharf ein. »Verdammt, dort drüben. Komm.«
Er löste die Tragegurte des Rucksacks und packte ihn mit einer Hand. Ehe Cat sein Ziel ausmachen konnte, rannte er schon los. So viel zum Thema vorsichtige Annäherung und dass er hinter ihr bleiben sollte. Im nächsten Moment verstand sie sein Verhalten und sprintete mit dem Gewehr im Anschlag los. Sie hatte sich zu sehr auf den zerstörten Helikopter konzentriert, sodass Rob die Männer, die sich einige Meter entfernt aufhielten, eher bemerkt
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