Rob - Toedliche Wildnis
Stuhl zurückgekehrt, sondern neben Myers stehen geblieben. Obwohl der Agent versuchte, es zu verbergen, war ihm anzumerken, wie viel ihn die offenen Worte kosteten. Jays Nähe schien ihm eine gewisse Hilfe zu sein. Jay fuhr sich durch die Haare und räusperte sich. »Unabhängig von seinen Taten hat der Mann mehr durchgemacht, als ein Mensch erleiden sollte. Eine Frage ist mir für die Einschätzung von ihm noch wichtig. Ich hatte den Eindruck, diese Vertuschungsaktion hat Crock den Rest gegeben. Täuscht das?«
»Nein, Sie liegen richtig. Das war der Moment, in dem ich das Gefühl hatte, in tote Augen zu blicken.« Myers lachte bitter. »Sorry, jetzt gleitet es ins Melodramatische ab. Ich hätte ihm das wohl besser verschwiegen, aber ich fand, Thomas hatte ein Recht auf die Wahrheit.«
Auch Elizabeth stand auf und ging zum Tisch mit den Getränken. Die Art, wie sie die Stirn runzelte, verriet Luc, dass sie noch nicht ganz zufrieden war, und auch er selbst vermisste die Antwort zu einem entscheidenden Punkt. »Auch wenn es bedauerlich ist, was Crock durchgemacht hat, rechtfertigt das nicht den Mord an dem Ehepaar oder die Entführung der Kinder, mit denen er sich aus dem Gefängnis freigepresst hat. Davon abgesehen suchen die Ranger aktuell immer noch nach weiteren vermissten Kindern. Aber Jay hat recht, es hilft uns, besser einschätzen zu können, mit wem wir es zu tun haben. Mir gefällt vor allem der zeitliche Ablauf noch nicht. Crock mag beachtliche Fähigkeiten haben, aber wie kann er sich in der kurzen Zeit das Rizin besorgt haben?«
Elizabeth hatte das Notebook zu sich herumgedreht, an dem zuvor Jay und Kalil die Gegend genauer untersucht hatten, und kaute nachdenklich auf ihrer Unterlippe. »Es muss mit diesem Ort zusammenhängen. Es gibt keinen logischen Grund, dass er sich ausgerechnet hierher zurückgezogen hat, außer dem, dass er hier das hatte, was er brauchte. Zum Beispiel diese Pflanze. Jasmin, wie fit ist Martin? Ich würde gerne wissen, ob so ein Zeug hier wächst.«
»Martin kannst du schlafen lassen. Wir hatten vorhin schon kurz darüber gesprochen. Das wäre theoretisch möglich. In dem Tal dürfte es warm und geschützt genug sein.«
Myers stieß einen leisen Fluch aus. »Sie liegen richtig. Mir ist gerade eine Bemerkung von ihm eingefallen. Als wir zum ersten Mal mit dem Zeug zu tun hatten, sagte er etwas über den Garten seiner Großmutter. Irgendwas von Schönheit und Gefahr, die dicht beieinanderliegen.«
Elizabeth nickte sofort. »Das passt doch perfekt. Ich denke, wir können davon ausgehen, dass das Haus in dem Tal der Ort ist, an dem er einen Teil seiner Kindheit verbracht hat. Vermutlich hat seine Großmutter einen großen Kräutergarten oder etwas Ähnliches gehabt. Rizin ist nicht nur ein hochwirksames Gift, sondern auch als Heilpflanze bekannt.«
Jay verzog das Gesicht. »Na, auf
die
heilende Wirkung kann ich verzichten.«
Seine flapsige Bemerkung sorgte für eine gewisse Entspannung, aber Luc gelang es nicht, seine innere Unruhe zu beherrschen. Sie besaßen nun zwar umfangreiche Informationen über Crocks Fähigkeiten und seine Vergangenheit, kannten dadurch auch seine Motivation, aber das alles half ihnen nur bedingt weiter und hatte seinen bisherigen Eindruck von ihrem Gegner nur noch verstärkt. Der Mann war verdammt gefährlich. Robs Plan, Crock und seine Männer von dem verletzten Piloten und dem überlebenden Soldaten absichtlich abzulenken, grenzte an ein Selbstmordkommando.
Im Prinzip war alles gesagt, und er brauchte ein paar ruhige Minuten, um alle Informationen ein weiteres Mal durchzugehen und vor allem, um seine Angst um Rob in den Griff zu bekommen. Mit einem entschuldigenden Lächeln in Jasmins Richtung verließ er den Hangar und suchte sich eine abgelegene Stelle unter ein paar Bäumen. Ruhe war ihm allerdings nicht vergönnt, denn Murat kam eilig auf ihn zu.
»Mach dich nicht verrückt. Damit hilfst du Rob nicht.«
»Das weiß ich selbst. Aber du hast doch Myers gehört. Es gibt für Crock keine Grenzen. Er wird nicht die geringsten Skrupel haben, sofort abzudrücken.«
»Dafür muss er ihn erst einmal in die Finger bekommen. Bisher waren Rob und Cat ihm auch immer einen Schritt voraus. Vertrau auf deinen Bruder. Außerdem glaube ich nicht, dass Crock völlig skrupellos ist. Es gibt für ihn nicht unbedingt einen Grund, sie zu töten.«
Ratlos wartete Luc auf eine Erklärung, die nicht folgte. »Wie kommst du darauf? Ich sehe dafür nicht die
Weitere Kostenlose Bücher