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Rob - Toedliche Wildnis

Rob - Toedliche Wildnis

Titel: Rob - Toedliche Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Ross
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Antworten kannte er nicht, und vielleicht würden sie ihm auch nicht gefallen.

23
    Es kam nicht länger darauf an, Spuren zu vermeiden, sondern es ging nur noch darum, schnell genug zu sein. Dicht hinter Cat jagte Rob zwischen den Bäumen entlang. Vermutlich handelte es sich bei dem schmalen Pfad um einen Wildwechsel, und am liebsten hätte Rob sich bei den Tieren für die Vorarbeit bedankt. Noch vor wenigen Minuten war er bei jedem Schritt an irgendwelchem Grünzeug hängen geblieben, oder Zweige waren ihm ins Gesicht geschlagen. Insoweit hatte sich ihre Situation verbessert. Nun mussten sie nur noch ihre Verfolger abhängen, und das möglichst schnell. Lange würden sie dieses Tempo nicht durchhalten können.
    Cats Schüsse waren eine Meisterleistung gewesen. Crock und seine Männer wären normalerweise nie auf die Idee gekommen, dass sie aus knapp fünfhundert Metern Entfernung von einem Felsen aus geschossen hatte. Leider hatte sie unmittelbar nach ihrem kurzen Triumph das Glück verlassen, und Rob war beinahe einem Quad vor die Räder gestolpert. Zunächst hatten zwei Männer sie mit dem Fahrzeug verfolgt, es dann aber stehen gelassen, als sie durch dichtes Gehölz gelaufen waren. Die Chancen standen relativ gut, dass die Verbrecher Cat nicht gesehen hatten, weil sie sich die ganze Zeit vor Rob befunden hatte, aber sicher war er nicht. Dieser Gedanke nagte heftiger an ihm als die mögliche Bedrohung hinter ihnen. Der felsige Boden war längst weichem Sand gewichen, in dem sie deutliche Spuren hinterließen. Cat trat zwar nach Möglichkeit auf Grasbüschel oder Steine, aber das funktionierte nicht immer. Wenn die Kerle nicht total blind waren, konnte ihnen kaum entgehen, dass sie zu zweit waren. Andererseits waren ihre Verfolger vielleicht viel zu sehr damit beschäftigt, das Tempo zu halten. Diese Vorstellung gefiel ihm schon besser.
    »Dahinten sind Felsen. Die eignen sich perfekt für einen klassischen Hinterhalt.«
    Er sah zwar noch keine Felsen, aber deren Existenz würde sich Cat kaum ausgedacht haben. Alles war besser, als darauf zu hoffen, dass den Mistkerlen die Luft ausging. Im Moment würde Rob nicht darauf setzen, wer als Erster aufgab. Jeder Muskel schmerzte, und egal, wie sehr er nach Luft schnappte, er hatte das Gefühl, nicht genug Sauerstoff in seine Lungen zu bekommen. Zehn Kilometer locker mit Murat am Strand entlang zu joggen war doch etwas anderes, als mit einem Rucksack auf dem Rücken durch den Wald zu sprinten.
    Den Ast, der quer über dem Pfad lag, hätte er beinahe übersehen. Er schaffte es gerade noch drüberzuspringen, knickte aber bei der Landung um und geriet ins Straucheln. In letzter Sekunde gelang es ihm, einen Sturz zu vermeiden, der sie wertvolle Zeit gekostet hätte. Ein stechender Schmerz durchzuckte bei jedem weiteren Schritt seinen Knöchel, aber das konnte und musste er im Moment ignorieren. Auch beim Karatetraining war er schon öfter umgeknickt, und meistens ließ der Schmerz nach einigen Minuten nach.
    »Geht es?«
    Woher nahm diese Frau nur ihre Kondition? Er hatte mittlerweile Mühe, noch verständliche Sätze zu formulieren und nickte nur. Sein Puls jagte und in seinen Ohren rauschte es unangenehm. Endlich sah er die Felsen, die Cat gemeint haben musste. Genaue Schätzungen waren durch die Baumstämme hindurch schwierig, aber dennoch schien die von Cat angepeilte Stelle noch gut einen halben Kilometer entfernt zu sein. Offenbar hatte Cat nicht nur eine Kondition wie ein Bär, sondern auch Augen wie ein Adler. Bis dorthin das Tempo zu halten war ähnlich verlockend wie ein Zahnarztbesuch. Aber Aufgeben kam nicht infrage. Luc hatte ihm vor etlichen Monaten erklärt, dass man irgendwann an den Punkt kam, an dem nur noch der Kopf darüber entschied, ob man weitermachte, wenn man körperlich schon längst am Ende war. Während Rob wie per Autopilot gesteuert durch den Wald jagte, seine Beine kaum noch spürte und seine Schultern gegen das Gewicht des Rucksacks protestierten, begriff er, was Luc damit gemeint hatte. Eigentlich hätte ihm die Theorie gereicht, auf die praktische Erfahrung hätte er verzichten können. Aber sich darüber zu beschweren oder mit den Umständen zu hadern brachte ihn nicht weiter. Der Erziehungsgrundsatz seines Vaters bewies wieder einmal seine Berechtigung. Nachdem er Crock auf Paschtu mit sämtlichen Verwünschungen bedacht hatte, die ihm einfielen, ging er zu Deutsch über, der Sprache seiner Großeltern. Nur einige wenig schmeichelhafte

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