Rob - Toedliche Wildnis
Sollten sie so verrückt sein, sich uns zu nähern, erwischen wir sie. Gehen sie in die andere Richtung, sitzen sie fest. Zurück über den Fluss können sie auch nicht, weil an dem Abhang das Seil zerstört ist und dort Schluss wäre. Wir sorgen einfach dafür, dass sie nicht zur Ruhe kommen. Die Zeit ist auf unserer Seite, über kurz oder lang erwischen wir sie.«
»Meinst du, das überzeugt den Boss?«
»Ich werde dem Boss schon klarmachen, dass wir keine andere Möglichkeit haben.«
»Was ist, wenn sie ein Telefon haben?«
»Hältst du mich für einen Anfänger? Sie hatten eins. Genau eins, und das haben jetzt wir. Wir wissen, mit wem sie Kontakt hatten, und in diesen Minuten wird das Problem gelöst.«
Bei diesen Worten lief es Rob eiskalt den Rücken hinunter. Die Bedeutung der emotionslos vorgetragenen Ankündigung traf ihn unvorbereitet. Er hatte gehofft, dass es Ted bereits aufgefallen war, dass sie sich nicht wie versprochen gemeldet hatten und er entsprechende Maßnahmen ergriffen hatte. Doch damit war offenbar nicht zu rechnen. Sie waren endgültig auf sich selbst angewiesen. Dazu kam die Sorge um Ted. Rob hatte noch die Bilder aus dem Ranchhaus vor Augen, und der Gedanke, dass ihre Gegner auch Cats Vorgesetzten und ihre Kollegin ausgeschaltet haben könnten, ließ Übelkeit in ihm aufsteigen.
Die Mistkerle schlenderten davon, als ob sie sich nur über das Wetter unterhalten hätten. Verdammt. Rob ließ den Kopf auf den Boden sinken und kämpfte um seine Selbstbeherrschung. Dann gelang es ihm, sich zusammenzureißen.
Willkommen in einem ganz persönlichen Albtraum
. Von Langeweile in seinem Leben konnte keine Rede mehr sein, stattdessen hatte er ein klares Ziel: Überleben!
Vorsichtig robbte er zurück zu dem Busch. Cat hatte sich auf die Seite gedreht und sah ihm besorgt entgegen. Ehe er etwas sagen konnte, war Cat bei ihm und umfasste sein Gesicht mit ihren Händen. Er riss sie an sich, wollte etwas sagen, brachte aber kein Wort heraus. Wie von selbst fanden seine Hände den Weg unter ihre Jacke und ihr Sweatshirt. Ihre nackte Haut zu spüren war unbeschreiblich. Leben. Wärme. Nähe. Der absolute Gegensatz zu den letzten Minuten. Genau das brauchte er. Das Gefühl zu leben. Noch waren sie nicht tot. Und er würde dafür sorgen, dass es dabei blieb. Auch wenn er keine Ahnung hatte, wie ihm das gelingen sollte. Statt ihn zurückzustoßen oder ihm unverblümt zu sagen, wie verrückt er war, schmiegte sich Cat an ihn.
Ihre halb geöffneten Lippen waren eine Einladung, der er nicht widerstehen konnte. Das leidenschaftliche Spiel ihrer Zungen ließ ihn alles vergessen und entfachte ein Begehren in ihm, das er in dieser Intensität noch nie zuvor verspürt hatte. Das war es, was ihm gefehlt und was er gesucht hatte, schoss es ihm durch den Kopf.
Cats Hände schienen überall zu sein. Sie strichen über seinen Rücken, über seine Oberschenkel, seine Schultern. Er musste diese verdammte Kleidung loswerden und sie …
Doch plötzlich erstarrte Cat. »Du bist verletzt!«, flüsterte sie und starrte entsetzt auf ihre blutverschmierten Hände.
Im ersten Moment begriff Rob nicht, was sie meinte, dann drang wie aus weiter Ferne ein Pochen in seiner Schulter in sein Bewusstsein, und er erinnerte sich an Cats Sturz und ihre Wunde am Kopf.
Er stieß einen Fluch auf Paschtu aus, bei dem Cat die Augen noch weiter aufriss.
»Ich kümmere mich sofort darum, du musst …« Als sie über ihn hinweg nach dem Rucksack greifen wollte, fasste er nach ihren Händen und hielt sie fest.
»Ich habe nicht geflucht, weil es so schlimm ist. Sondern weil ich nicht begreife, wie ich mich unter diesen Umständen so vergessen konnte. Wie geht es deinem Kopf? Hast du Schwindelgefühle? Wenn du eine Gehirnerschütterung hast, darfst du nicht …« Er verstummte mitten im Satz, als Cat ihm einen Finger auf die Lippen legte.
Dann legte sie ihren Kopf an seine Brust, und er spürte ein leichtes Beben, konnte aber nicht erkennen, ob sie lachte oder weinte. Beruhigend strich er ihr über die zerzausten Haare. »Wir bekommen das hin, Cat.«
Als sie den Kopf hob, erkannte er das Funkeln in ihren Augen. »Ich glaube nicht, dass wir das jemals wieder hinbekommen. So verrückt und verantwortungslos habe ich mich noch nie benommen, und das Schlimmste ist, dass ich deshalb nicht einmal ein schlechtes Gewissen habe. Ganz im Gegenteil. Ich sollte mich endlich um deine Verletzung kümmern, stattdessen würde ich lieber etwas ganz anderes
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