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Robbers: Thriller (German Edition)

Robbers: Thriller (German Edition)

Titel: Robbers: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Cook
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fing ihre Mutter wieder von ihrem Gesicht an, dass die Haut auf einer Seite komisch herabhing, dass sie bestimmt im Schlaf einen Schlaganfall gehabt hatte. Die Schritte des Rangers wurden lauter. Mit geschlossenen Augen stand Della unter der Quecksilberlampe und konnte bereits die Handschellen spüren. Sie musste an diese maskulinen Lesben denken. Und erinnerte sich an die hübsche junge Frau, die schluchzend in der Zelle gehockt hatte, das schöne rosafarbene Laura-Ashley-Kleid in Fetzen gerissen. Mein Gott.
    Vielleicht, wenn sie die Wahrheit sagte.
    Genau.
    Wenn sie um Gnade flehte.
    Dann hörte sie, wie er vorübertrottete. Bis seine Schritte schließlich ganz verklungen waren.
    Eine Minute später drehte sie den Kopf und warf einen Blick über die Schulter, den Weg zum Parkplatz hinunter, und sah ihn neben einem Pick-up stehen. Er schaute in ihre Richtung. Oh, oh. Sie hatte ihm, den Hörer am Ohr, immer noch den Rücken zugekehrt. Und beobachtete ihn jetzt unauffällig, während sie die Mücken fortwedelte, die vor ihrem Gesicht herumschwirrten. Nach einer Weile stieg er in den Truck, startete den Motor und fuhr davon. Langsam atmete sie aus.
    »Wann holst du also die Kinder ab?«, fragte ihre Mutter.
    »Mein Gott«, sagte Della, »wie oft muss ich dir das noch sagen? Ich weiß es nicht.«

44
     
    E ntgegen seiner Erwartung fing es doch nicht an zu regnen, aber kurz nachdem er das Stingaree verlassen hatte, geriet er in eine Nebelbank und bereute, dass er für die Nacht nicht in einem der Strandmotels abgestiegen war. Die schmale Straße, die sich auf der Halbinsel Richtung Nordosten schlängelte, verlor sich vor ihm in einem schieferfarbenen Dunst, und das Licht der Scheinwerfer zerstob darin wie die Ladung einer Schrotflinte. Der Nebel hing schwerelos über der flachen Landschaft, rückte von beiden Seiten und von vorne immer näher, so dass es den Anschein hatte, als würde er darin festhängen.
    Das Abendessen lag ihm schwer im Magen. Er fühlte sich schläfrig. Und der dichte graue Nebel spielte seinen Augen einen Streich. Er bemerkte Umrisse auf der Fahrbahn – ein Kaninchen und ein Pferd, eine schwebende menschliche Gestalt – und trat auf die Bremse, selbst als sie sich in der hellgrauen Nacht wieder verflüchtigten, in dem Nichts, aus dem sie gekommen waren.
    Als er die Rollover-Pass-Brücke überquerte, stieß er beinahe frontal mit einem Wagen zusammen, der den Mittelstreifen überfahren hatte. Plötzlich war er wieder hellwach. Er öffnete das Seitenfenster und ließ frische Luft herein, dann machte er die Scheibenwischer an, um die Windschutzscheibe zu säubern. Er fuhr jetzt langsam, hielt sich am rechten Rand der Fahrbahn und legte zur Zerstreuung die Porter-Wagoner-Kassette ein. Doch nach einer Minute schaltete er die Kassette wieder aus, Porters Stimme klang einfach zu einsam, zu traurig.
    Bei High Island, wo die Halbinsel in die Festlandküste überging, klarte der Nebel auf. Geradeaus, entlang des Golfs, war die Straße für den Verkehr gesperrt, der Asphalt hatte sich abgesenkt und war voller Risse, das Erdreich darunter war durch die Flut und den Sturm abgetragen worden. An der Absperrung bog er auf die Straße ab, die Richtung Norden führte, ein gewundener Weg durch Riedgras und Schilf, durch unbewaldete Flächen Sumpfland, die von schlammigen Flussarmen durchzogen waren. Die Scheinwerfer glitten über die dunklen Ausläufer gewaltiger Sumpfgebiete, und er dachte, dass er noch nie eine Landschaft gesehen hatte, die verlassener gewirkt hatte. Dann versank er erneut in Nebel.
    Als er den Interstate-10 erreichte, stoppte er an einer 24-Stunden-Tankstelle und kaufte Benzin und einen Kaffee, der allerdings ungenießbar war. Er schlenderte am Rand der im Dämmerlicht liegenden Asphaltzufahrt entlang und streckte sich; die Luft aus den Sümpfen war schwül und warm. Im Dunkel dahinter ertönte der nächtliche Chor glitschiger Frösche, die sich blähten und wieder zusammenzogen. Er leerte den Kaffee und fuhr auf dem Interstate Richtung Osten durch die flache Küstenlandschaft nach Beuamont. Zu beiden Seiten nichts als Reisfelder, hin und wieder ein Stück Weideland, das flach in der feuchten Dunkelheit dalag.
    Nahe der Abfahrt Richtung Fannett fuhr er in die nächste Nebelbank und drosselte das Tempo. Als er den Highway wieder verließ, tauchten mehrere verwischte Umrisse auf, groß und mächtig. Gruppen von Terpentinkiefern und alten Eichen. Die südlichen Ausläufer der East Texas Woods.

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