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Robbers: Thriller (German Edition)

Robbers: Thriller (German Edition)

Titel: Robbers: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Cook
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zugewinkt. Aber alle Kinder wussten, dass sie sich von ihm fernhalten sollten. Meine Mutter hat mir das ebenfalls eingeschärft, sie sagte, Scooter, du darfst nie zu Gerald in den Wagen, niemals. Hab nicht mal gefragt, warum, der Tonfall ihrer Stimme genügte.«
    »Ist mir wahrscheinlich nie aufgefallen«, sagte Rule. »Was ist aus ihm geworden?«
    Kirkland erklärte, dass Gerald seines Wissens immer noch dort wohnte. »Es sei denn, er ist an Aids gestorben. Wie so viele. Er ist allerdings nie schikaniert worden, die Leute haben ihn in Ruhe gelassen. So ist das eben in einer Kleinstadt, wissen Sie. Da ist immer Platz für einen Dorfsäufer und auch für einen Dorfschwulen, solange er es nicht offen auslebt. Bei zweien von der Sorte gibt’s allerdings Probleme. So läuft das nun mal.«
    »Kann ich mir denken«, sagte Rule. »Hören Sie, ich bin gleich in Beaumont, Kirkland, also machen wir’s kurz.«
    »Hier gibt es jede Menge Motels. Probieren Sie das Hilton.«
    »Danke.«
    Rule legte auf. Dann fiel ihm ein, dass er vergessen hatte zu fragen, warum der Rothaarige seine Mutter getötet hatte. Er würde sich morgen danach erkundigen. Und mehr über die Attacke in Houston in Erfahrung bringen. Nicht dass es in East Texas keine Homosexuellen gab. Gerald zum Beispiel. Mitten in Woodville, dieser winzig kleinen Stadt. Das war völlig an ihm vorübergegangen.
    Dann hörten die Felder und Wälder entlang des Highways ohne jede Vorwarnung auf, und er war in Beaumont. Gebrauchtwagenhändler und Autohäuser säumten die auf einem Wall verlaufende Straße, gefolgt von Schnellimbissen, Discountläden, zweistöckigen Bürogebäuden aus Ziegelsteinen, einem Sam’s Warehouse, mehreren Einkaufszentren und Tankstellen. Dazu scharenweise Neonschilder, die verschwommen und schwach durch die nasskalte Nacht schimmerten. Und dann dieser Gestank. Der beißende Geruch von Schwefel und Methan verätzte ihm die Nase und ließ seine Augen tränen. Es war genauso schlimm wie in Houston. Die dichte Wolkendecke musste eine Art Inversionsschicht bilden, die die Ausdünstungen der Raffinerieschornsteine und petrochemischen Anlagen hier unten einschloss. Lefty stellte sich auf die Hinterbeine und schnupperte am Seitenfenster. Er winselte.
    »Willkommen in Klein-Krebsstadt, mein Junge«, sagte Rule. »Aber wir bleiben nicht lange.«
    Er nahm eine Abzweigung, die über eine Bahntrasse führte, und bog in die Auffahrt des La Quinta Inn, wo er sich einmietete. Auf dem Zimmer stellte er Lefty eine Schüssel mit Wasser hin, dann schlüpfte er aus seinen Klamotten, duschte und legte sich aufs Bett. Ihm tat der Rücken weh. Lefty rollte sich auf dem Teppich zwischen Bett und Fenster zusammen und schlief ein.
    Rule machte den Fernseher an und zappte sich durch die Kanäle. Nichts Neues. Also schaltete er wieder aus, wälzte sich auf die Seite, griff in seine Reisetasche und zog Katies Zitatsammlung zusammen mit einem der Taschenbücher heraus, die er in Texas gekauft hatte. Zunächst schlug er das Taschenbuch von James Lee Burke auf. Der Bursche konnte wirklich schreiben. Rule mochte die Hauptfigur seiner Geschichten, einen Cajun-Cop namens Robicheaux, der als Dienstwaffe einen.45er-Colt trug, genau wie er. Ziemlich ungewöhnlich. Und Rule fiel ein, dass Robicheaux in Flashbacks ständig von Feuergefechten in Nam träumte. Allerdings war er auch tatsächlich dort gewesen.
    Er las das erste Kapitel des Romans. Darin hielt Robicheaux einen Mann wegen Trunkenheit am Steuer an, einen Filmstar. Der Typ faselte was von Geistern und von einer Leiche, die er im Sumpf gesehen hatte, einem toten schwarzen Mann. Ein klasse Einstieg, der Aufhänger für die restliche Geschichte, trotzdem klappte Rule das Taschenbuch wieder zu, er war müde. Dann nahm er Katies Zitatensammlung zur Hand. Da er nicht wusste, welches Datum heute war, warf er einen Blick auf seine Uhr, dann blätterte er zu der entsprechenden Seite. Ein Shakespeare-Zitat. Der Barde aus Avon, wie das Buch ihn nannte.
    Was würde, find’ ich, was ich suche, mein?
Ein Traum, ein Hauch, ein flüchtiger Lustgewinn.
Wer kauft Minutenlust und Wochenpein?
Wer gibt den Weinstock um die Traube hin?
    Das Buch auf der Brust, las er das Zitat immer wieder durch und versuchte hinter seinen Sinn zu kommen. Das war verdammt schwer. Es reimte sich zwar, aber die Wörter standen in der verkehrten Reihenfolge da. Er kannte sie alle. Doch wie sie dort angeordnet waren, ergaben sie scheinbar keinen Sinn. Schließlich

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