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Robbers: Thriller (German Edition)

Robbers: Thriller (German Edition)

Titel: Robbers: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Cook
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gelangte er zu dem Schluss, dass es um jemanden ging, der etwas kriegt, was er lieber nicht bekommen hätte.
    Vielleicht ging es um Reue.
    Rule neigte den Kopf und las die Anmerkungen des Herausgebers am Ende der Seite. Das Zitat stammte aus einem langen Gedicht mit dem Titel »Die Schändung der Lukretia«, um eine Figur namens Tarquin, den Sohn eines Königs. Wie Salomon hatte er einen Freund hintergangen, um dessen Frau zu besitzen. Was hatte das zu bedeuten? Sex, vermutete Rule.
    Er senkte das Buch und rieb sich die Augen. Sie waren müde von der Fahrt, dem Nebel und der Anstrengung. Sein ganzer Körper fühlte sich wie gerädert an. Mit der Hand kraulte er sich die Eier und den Schwanz, während er kurz an die Blondine dachte, die vorhin vorm Stingaree am Telefon gestanden hatte. Die mit den roten Stöckelschuhen und den Jeans und dem hübschen Arsch. Läge sie jetzt direkt neben ihm, splitternackt, er müsste nicht einen Moment überlegen: Er würde sofort einschlafen. Er war sich nicht mal sicher, ob Dana ihn wach halten könnte. Es war wirklich traurig.
    Er klappte das Buch zu, kroch unter die Decke und knipste das Licht aus. Er lag im dunklen Zimmer und fühlte, dass er bald einschlafen würde. Fröstelnd zog er die Decke bis zum Kinn und schloss die Augen. Während er langsam wegdämmerte, sah er für einen kurzen Moment den Rothaarigen, der auf einer mondbeschienenen Straße einen anderen Kerl in den Arsch fickte. Dann hörte er den gedämpften Widerhall von Kirklands Stimme: sein Liebhaber. Gefolgt von der zaghaften, flüchtigen Andeutung eines Gedankens, der wichtig war, das wusste er, den er aber nicht zu fassen kriegte, nicht einmal, als er aufhörte daran zu denken, und es um ihn dunkel wurde.
    Eine Ahnung davon, warum der Rothaarige sich mit DeReese zusammengetan hatte.

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    A ls er bei Tagesanbruch von Wassertropfen geweckt wurde, die auf sein Gesicht prasselten, glaubte er zunächst, dass es regnete, doch es war nur der Tau, der sich über ihm in der Krone der Buche gesammelt hatte und von den nachgebenden Blättern herabrieselte. Er hatte sich nachts mit aufgeklappten Verdeck im Caddy hingelegt. Er kletterte vom Rücksitz, vertrat sich die Beine und schaute sich um. Verschlafen stand der Wald vor ihm. Mit seinen gewaltigen Eichen, schwarzen Walnussbäumen und Weißdornsträuchern. Zwischen den Bäumen waberte gespensterhaft der Nebel und hing in dichten Schwaden über einem aufgestauten Tümpel.
    Er marschierte den mit Laub bedeckten Pfad zum Ufer hinunter, zwischen Atemknien von Zypressen und kleinen Palmen hindurch, und beugte sich nach unten, um sich das Gesicht zu waschen. Er verspürte einen dumpfen Kopfschmerz, und hinter dem Ohr, wo ihn der Baseballschläger getroffen hatte, prangte eine Beule. Seine linke Schulter fühlte sich steif an. Mit der rechten Hand massierte er Muskeln und Knochen. Dann lief er das ebene Ufer entlang und umkurvte ein Sumpfloch; das flache Wasser trieb dunkel und träge über den tanningetränkten Grund. In seinen schlammigen Ausläufern wuchsen Tupelobäume mitten zwischen Zypressen und Heidesträuchern und an seinen Rändern helle, lavendelfarbene Orchideen, die die feuchte Luft gierig aufsogen. Kurz darauf erreichte er einen Steg aus Planken, der ihn über einen Tümpel zu einer kleinen unbewaldeten Insel führte, die komplett von Dornen- und Weidensträuchern überwuchert war. An ihrem von Schilfrohr gesäumten Ufer erstreckte sich in beide Richtungen ein schmaler Pfad. Er entschied sich für links. Das Gestrüpp durchnässte seinen Stiefel und die Jeans hoch bis zu den Oberschenkeln. Schließlich erreichte er eine Stelle, von der aus er auf eine weite Wasserfläche blickte, silbergrau und ruhig.
    Dam B.
    So hatte er es jedenfalls immer genannt. Laut Straßenschildern und Landkarten hieß es Steinhagen Reservoir, das war der Name, den die Experten oben in Austin ihm verpasst hatten, um einen der ihren zu ehren. Die Leute aus der Gegend verwendeten allerdings die Militärbezeichnung. Dam B Lake. Eine alte künstliche Stauanlage am Zusammenfluss von Neches und Angelina River, über gefällten Bäumen in einer mit Laubhölzern bestandenen Flussniederung errichtet und zwischen Sandhügeln gelegen, auf denen Terpentinkiefern emporragten. In ihren schlammigen Untiefen, die mit Grundnesseln und Wasserhyazinthen übersät waren, scharwenzelten tellergroße Sonnen- und Steinbarsche herum. Ungefähr vierzig Quadratkilometer Wasserfläche, Tümpel und Sumpflöcher

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