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Robbers: Thriller (German Edition)

Robbers: Thriller (German Edition)

Titel: Robbers: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Cook
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Gemeinschaften listiger Indianer, die auf leisen Sohlen vorübergeschlichen waren, spanische Eroberer, die das Land nicht halten konnten, arrogante Franzosen, die schließlich kapitulierten, und Ströme freudloser englischer Siedler, die dort ausharrten, das Land besetzten und es zu ihrem machten, zumindest auf dem Papier, wenn auch nicht in ihren Herzen, die es verteidigten und eroberten oder es bei dem Versuch zerstörten.
    Was sie bis heute immer noch taten.
    Er stand vor dem Baum und betrachtete die hellblaue Markierung auf dem riesigen grauen Stamm, der an zartes, muskulöses Fleisch erinnerte.
    Dann wandte er sich unvermittelt ab und watete durch den Sumpf, kletterte klatschnass daraus empor und kehrte ohne Stiefel und Hosen zur Hütte zurück, wo er eine Ecke mit Gerümpel durchstöberte, bis er eine Axt und eine etwa einen Meter lange Stange aus Betonstahl gefunden hatte. Erneut stapfte er durch den Sumpf zur Zypresse und trieb seinen Speer aus Betonstahl mit der stumpfen Seite der Axt in den fleischigen Stamm, Zentimeter um Zentimeter, schwitzend und keuchend, ohne den ziehenden Schmerz in seiner Schulter zu bemerken, im stickigen Schatten eben des Baumes, den er gerade tötete.
    Er brauchte fast den ganzen Tag dafür. Als er fertig war, steckte die ganze Eisenstange in seinem Stamm, durchbohrte das Herz der Zypresse. Er trat zurück und wischte sich mit dem verschwitzen Unterarm über die Stirn, dann blickte er hinauf in die Krone des riesigen Baumes. Er wollte irgendwas sagen, doch für einen Moment war nur der sterbende Baum zu hören. Trotzdem sagte er etwas.
    »Wer auch immer behauptet hat, dass das Böse sich mit der Zeit zum Guten wendet, hatte Unrecht. Ihr könnt mich mal alle.«
    Und als er dann mit der Axt über seiner breiten, kräftigen Schulter aus dem Sumpfloch stapfte und ohne Hose in Stiefeln durch das Gestrüpp zur Hütte marschierte, meinte er, etwas gehört zu haben. Nachdem er sich etwas Trockenes übergezogen hatte, trat er mit dem Welpen auf die Veranda und lauschte erneut. Jetzt war das Geräusch verstummt. Nur der Donner grollte hinter den dunkelblauen Regenwolken. Doch da war noch was anderes.
    Irgendetwas war dort draußen.

51
     
    E r hatte sich entschieden: Er würde in den Wald fahren und ihn zur Strecke bringen.
    Es wäre vernünftiger gewesen, das Büro des Sheriffs und Deputy Wright zu bitten, ein Dutzend Männer mit Gewehren und kugelsicheren Westen und einem Paar Bluthunden herzuschicken. Und mit Regenjacken. Oder nach Jasper zurückzufahren, sich mit dem Deputy zu treffen und einen genauen Plan auszuarbeiten. Klüger, nach Vorschrift, und auf jeden Fall sicherer. Doch er brachte das alleine zu Ende, wie er es immer getan hatte, denn das taten alle erstklassigen Ranger, und er war Ranger geworden, weil ihm das gefiel.
    Gab’s irgendwo Krawall, war ein Ranger ausreichend. Und für einen bösen Jungen erst recht.
    Den Ausschlag hatte der alte Mann gegeben, der vierhundert Meter weiter oben an der Landstraße aus dem Wald getreten war, gerade als Rule vorbeifuhr und überlegte, welche Lehmpiste in die Niederung er nehmen sollte. Eben war der Randstreifen der Straße noch leer gewesen, die Bäume, die sie säumten, ein langer, wirrer Wall aus Laub, dunklen Stämmen und schmalen braunen Ästen unter einem aufgewühlten grauen Himmel. Und dann, wie eine plötzliche Erscheinung, stand da dieser Mann. Mit seinem zerfurchten, walnussfarbenen Gesicht und den knorrigen Händen, die schlaff neben seinen Oberschenkeln herabhingen; er trug einen Buschhut aus Filz und einen ausgebleichten blauen Overall zu einem langärmligen Jeanshemd und Arbeitsschuhen.
    Rule trat auf die Bremse und sah ein zweites Mal hin. Der Mann stand direkt am Waldrand und rührte sich nicht, und obwohl er Rule nicht anschaute, schien er ihn unter seiner in die Stirn gezogenen Hutkrempe doch wahrzunehmen, sein dunkles wettergegerbtes Gesicht vollkommen regungslos. Kurz darauf kamen zwei Jagdhunde, ein Black and Tan und ein Bluetick, aus dem Wald geschossen und hockten sich links und rechts neben den Mann. Sie schienen Rule ebenfalls zu beobachten, ohne ihn dabei anzusehen, als könnten sie mit ihrem ganzen Körper mehr erfassen als durch einen bloßen Blick, ihre rätselhaften Posen und Bewegungen unergründlich und sphinxhaft wie die des Mannes.
    Rule bremste, stieg aus und befahl Lefty zu bleiben. Von Süden her rollte ein dumpfes Donnergrollen über den Himmel, und ein gezackter Blitz zuckte über den

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