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Robbers: Thriller (German Edition)

Robbers: Thriller (German Edition)

Titel: Robbers: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Cook
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platingrauen Horizont, dazu kam ein kaltfeuchter Wind auf. Rule blieb stehen, wo die Fahrbahn an den Randstreifen grenzte, und tippte mit der Hand gegen seinen Stetson.
    »Hallo.«
    Der alte Man nickte einmal kaum merklich, dann spuckte er einen Klumpen braunen Saft nach rechts. Der Brocken streifte auf seinem Weg nach unten das gesprenkelte Haupt des Bluetick und landete dann neben dem Hund im mit Kiefernnadeln bedeckten Gras.
    »Wie geht’s denn so?«, fragte Rule.
    Der Mann schien erneut zu nicken.
    Unter der Hutkrempe konnte Rule die Augen des Mannes nicht erkennen, doch in das Gesicht darunter hatten sich infolge des Alters und durch den Aufenthalt im Freien tiefe Falten und schräge Furchen gegraben. Die Hände und Gelenke unter den zugeknöpften Hemdsärmeln waren dunkelbraun und wettergegerbt wie sonnenverbranntes Pergamentpapier. Rule betrachtete eine Weile die Hunde. Beide hatten einen breiten Brustkorb und große Lungen, außerdem waren sie stämmig und muskulös. Die braunen Punkte über den Augen des Bluetick hatten dieselbe Farbe wie die helleren Stellen des Black and Tan, der am Hals zwar ein paar Hautfalten zu viel besaß, dafür aber über kräftige Pfoten mit hohen Knöcheln verfügte. Rule schaute die Straße hinauf.
    »Hübsche Hunde«, sagte er. »Für die Waschbärjagd, nehm ich an.«
    Darauf blickte der Mann erst zur einen, dann zur anderen Seite, als wäre er überrascht über den Anblick, der sich ihm bot. Dann hob er den Kopf, um Rule zu mustern. Seine schmale Hakennase saß zwischen weit auseinanderstehenden, blassgelben Augen, die hellgrün gesprenkelt waren. Die Augen eines Panthers. Obwohl sich ihre Form nicht veränderte, merkte Rule, dass der Mann seine Aufmerksamkeit verlagert hatte.
    »Hab mich gefragt, wie alt der Hund wohl ist«, sagte er.
    Seine Stimme war weich wie Wasser, das einen Stein umspült, sie hatte den typischen Südstaaten-Singsang aus den Flussniederungen des tiefsten East Texas. Die Sprache, die die Leute gesprochen haben, als sie vor fast zwei Jahrhunderten mit Ochsenkarren und hinter Maultiere gespannten Planwagen aus Georgia und Alabama, aus North und South Carolina hier ankamen, und davor aus dem schottisch-irischen Grenzgebiet: die Umgangssprache der Freisassen, die auf der Suche nach Land die Tradition des mühelosen Lebenserwerbs, der uneingeschränkten Jagd und des kostenlosen Weidelands sowie der pachtfreien Bewirtschaftung fruchtbarer Ackerböden und Wälder völlig in Verruf gebracht hatten. Denn das, was ihnen gehörte, hatten sie bereits ausgebeutet, darum wollten sie mehr, und das fanden sie hier in East Texas, bis auch hier nichts mehr zu holen war.
    Rule drehte den Kopf herum; Lefty schaute zum Fenster des Führerhauses heraus und musterte die anderen Hunde. »Er ist fast drei«, sagte Rule.
    Erneut hatte es den Anschein, als würde der Mann nicken, so als hätte Rule ihm bestätigt, was er ohnehin schon wusste. »Guter Hund, sehr ausdauernd«, sagte er nach einer Weile, »folgt hartnäckig der Fährte.«
    »Ein braves Tier, hört aufs Wort.«
    »Der Beute immer dicht auf den Fersen, nehm ich an.«
    »Nein, er bleibt auf Abstand«, sagte Rule. »Aber er hält sie in Schach und gibt deutlich Laut. Sein Vater stammt aus einer Zuchtlinie unten in Brazoria County.«
    Der Mann erwiderte darauf nichts. Sein Gesichtsausdruck wirkte immer noch so rätselhaft wie eine Wand voller Hieroglyphen. Möglich, dass er Brazoria County und jedes einzelne seiner winzigen Seitenflüsschen und bewaldeten Hügelchen kannte, oder aber er hatte noch nie davon gehört. Er spuckte erneut aus, diesmal streifte der Klumpen den breiten Schädel des Black and Tan. Sein Blick schien jetzt wieder auf Rule gerichtet zu sein, und diesem wurde augenblicklich klar, dass das Hundethema durch war, Unterhaltung beendet.
    Während er beide Daumen in die Gesäßtaschen hakte, merkte er, dass der Wind aufgefrischt hatte. Der Regen, den er ankündigte, schmeckte schal und metallisch wie Geschützbronze.
    »Ich heiße Hooks«, sagte er. »Ich komme aus Tyler County und lebe jetzt in Austin. Ich bin hinter einem Mann her, einem bösen Mann. Ich weiß von fünf Leuten, die er getötet hat, vielleicht sind es auch mehr. Sollte er sich hier in der Gegend aufhalten, müsste ihn jemand in den letzten Tagen gesehen haben.«
    Rule beobachtete den alten Mann und suchte nach einem Hinweis darauf, dass ihm jemand aufgefallen war. Ein sinnloses Unterfangen. Er kannte solche Männer aus seiner Kindheit,

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