Robbers: Thriller (German Edition)
sicherzugehen, dass eine Kugel in der Kammer war, dann steckte er sie hinten in den Hosenbund. Erneut trat er auf die Veranda und lauschte; im Wald war immer noch das Motorengeräusch zu hören.
Er stieg hinunter ins hohe Gras und die Brennnesseln und schlich zur Rückseite der Hütte, wo er in Deckung ging; von der Ecke aus, hinter den ineinandergesteckten Kiefernstämmen, behielt er den vorderen Bereich des Grundstücks im Auge. Die wabernden Unterseiten der Gewitterwolken über ihm zuckten bedrohlich auf, und die Baumwipfel schwankten und zitterten in Erwartung des Unwetters, doch der Wind drang nicht bis nach unten, in Bodennähe war die Luft immer noch stickig und schwül, vollkommen reglos. Sein T-Shirt war ganz feucht, unter den Armen und am Bauch zeichneten sich dunkle Schweißflecken ab. Und auf seinem Gesicht hatten sich Schweißperlen gebildet. Er wischte sich mit der Armbeuge über die Augen.
Er fragte sich, wer das sein konnte. Vielleicht seine Cousins, wie Donnie Ray angekündigt hatte, allerdings war das unwahrscheinlich. Sie würden nicht den Wagen nehmen, oder wenn, dann würden sie ihn an der Straße abstellen und zu Fuß weitergehen, unauffällig und leise. Aber wahrscheinlich kämen sie über den Fluss, durch den Sumpf und das Dickicht, und dann auch nur frühmorgens oder in der Abenddämmerung, wenn es kühler war. Bei Gewitter setzten sie keinen Fuß vor die Tür, sondern blieben im Trocknen. Auf jeden Fall würden sie sich nicht ankündigen, indem sie so einen Lärm veranstalten. Also musste es jemand anders sein. Vielleicht jemand, der die alte Hütte kannte und hier Unterschlupf gefunden hatte, doch das bezweifelte er, denn er hatte hier in all den Jahren nie jemanden gesehen. Auf jeden Fall war derjenige nicht grundlos hier, sonst hätte er sich gar nicht auf den Weg gemacht, so weit hinunter in die Flussniederung, auf einer Fahrspur, die kaum noch existierte, dazu bei diesem Wetter.
Er verharrte in seinem Versteck und lauschte. Im Süden zuckte bruchstückhaft ein Blitz auf, gleißend hell und gezackt, und zerteilte den violetten Himmel. Kurz darauf ertönte ein Donner, das polternde, rhythmische Dröhnen wälzte sich über die Landschaft hinweg und ließ den Boden erzittern, erfasste seinen Körper und fuhr ihm direkt in die Knochen. Doch es regnete noch immer nicht, und kurz darauf ebbte das Grollen ab und verstummte schließlich.
Das Motorengeräusch näherte sich. Für einen kurzen Moment sah er zwischen dem Gestrüpp und den Blättern etwas Rotes aufblitzen. Und dann wieder, und beim dritten Mal erkannte er, dass es ich um einen Truck handelte, und er wusste, dass es der rote Dodge Pick-up aus der Stadt war, in dem der Ranger und Booker Wright gesessen hatten. Während er durch Unkraut und Wildblumen langsam rückwärts Richtung Dickicht schlich, achtete er darauf, dass die Ecke der Hütte zwischen ihm und dem Pick-up blieb. Der Wagen tauchte jetzt aus dem Wald auf und kam hinter dem Caddy zum Stehen. Der Ranger war alleine. Außer es kreuzten noch mehr Autos auf. Doch als der Motor des Pick-ups kurz darauf verstummte, war nichts sonst zu hören. Dann donnerte es erneut, und es fing an zu regnen, zunächst noch ganz zaghaft, ein paar vereinzelte, große warme Tropfen.
Der Ranger stieg aus dem Führerhaus, schob seinen Stetson in den Nacken, blieb neben der offenen Trucktür stehen und betrachtete erst den Caddy, dann die Hütte. Entweder war er leichtsinnig oder er wusste, was er tat, denn ein gezielter Schuss aus dem Innern reichte, um ihn zu erledigen. Er war groß, hatte ein längliches Gesicht und ein schmales Kinn, ein Cowboy mit Schnürsenkel-Krawatte. Er erinnerte Ray Bob an diesen großgewachsenen, schlanken Countrysänger aus dem Fernsehen, der immer paillettenbesetzte Mäntel mit Strass trug. Nur dass er hier stand und die Hütte betrachtete, als wüsste er, dass niemand drin war, als hätte er damit gerechnet. Ja, der Cowboy wusste, was er tat.
Ray Bob schlich am Rand des Dickichts entlang, zu dem kaum sichtbaren Ausgangspunkt des Pfades, der runter zum Sumpfloch und zum Fluss führte. Einen Moment lang blieb er auf der freien Fläche stehen und drehte sich um, damit ihn der Ranger auch auf jeden Fall bemerkte, dann tauchte er unter einen Holunderstrauch ab und lief weiter.
Rule betrachtet die Hütte, eine uralte Konstruktion aus geschältem Sumpfkiefernholz mit parallel verlaufender Maserung, durch eine Pechschicht gegen Fäulnis geschützt, ein stabile Sache. In
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