Robbers: Thriller (German Edition)
Miststück hing tatsächlich schon am Telefon.«
»O Gott«, sagte Eddie.
»Also hab ich den Hörer genommen und gerufen, wer auch immer am anderen Ende wäre, sollte die Bullen alarmieren.«
»Das darf nicht wahr sein.« Eddie ließ den Kopf sinken. »Gott im Himmel.«
Ray Bob grinste. »Bloß hab ich gesagt, dass der Schütze ein Nigger war und mit einem Thunderbird den Interstate Richtung Westen geflüchtet ist.«
Eddie atmete erleichtert auf. »Hey, du hast ja echt nachgedacht.«
»Verdammt richtig«, johlte Ray Bob und zündete sich eine Zigarette an. »Gib mir ein Bier. Jawohl, jetzt werden die überall nach einem Nigger suchen.«
Eddie runzelte die Stirn. »Aber sie werden sich fragen, wo du abgeblieben bist, der Typ, der sie angerufen hat.«
»Wir sind längst in Houston, bis sie anfangen, darüber nachzudenken. Gib mir ein Bier, hab ich gesagt!«
»Trotzdem sollten wir diesen Freeway lieber verlassen«, sagte Eddie. Er zerrte eine Dose Bier aus dem Plastikring und reichte sie Ray Bob. »Wenn wir den Highway 6 erreichen, biegst du besser Richtung Süden ab.«
Ray Bob gab keine Antwort. Er schaltete das Radio ein und suchte einen Hardrock-Sender. Sie rasten durch die feuchte Nacht über das Band aus Zement und hörten Pink Floyd, ZZ Top und Led Zeppelin, die die Treppe zum Himmel erklommen. Ray Bob trommelte mit beiden Händen aufs Lenkrad, die Bierdose zwischen die Oberschenkel geklemmt. Als Lynryd Skynryd loslegten, sagte Eddie, die ganze Band wäre bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen.
»Deswegen fliege ich auch nicht«, sagte Ray Bob. »Die Hälfte der Piloten ist zugedröhnt.«
»Mir wird schlecht vom Fliegen«, erklärte Eddie. »Deswegen lass ich es bleiben. Einmal bin ich von Baton Rouge nach Shreveport geflogen. Dabei ist mir das Mittagessen hochgekommen. Hab’ne Tüte vollgekotzt.«
»Verdammte Scheiße!« Plötzlich hämmerte Ray mit der Faust auf das Lenkrad. »Verdammte Scheiße!«
»Was?«
»Ich hab das beschissene Geld nicht mitgenommen. Ich hab’s auf der Theke liegen lassen, als ich das Bier geholt hab. Und dann bin ich einfach raus. Verdammte Scheiße!«
Eddie zuckte die Schultern. »Wir können uns jederzeit Geld besorgen. Geld gibt es überall.«
Aber Ray Bob wollte es dabei nicht belassen. Er fluchte und schlug auf das Lenkrad ein, bis Eddie genug hatte und sagte: »Und gefickt hast du sie auch nicht.«
»Ich weiß.« Ray Bob fing an, sich zu beruhigen. »Da hast du verdammt Recht. Und dabei stehe ich auf rothaarige Mösen. So ein schönes rotes Bärchen siehst du nicht jeden Tag.«
»Mit den Mösen ist es wie mit dem Geld«, sagte Eddie. »Sie sind überall, und du kannst sie jederzeit haben.«
»Solange du weißt, was du tust.«
»Wenn ich nicht wüsste, was ich tue, wär ich nicht hier.«
»Ist ja auch egal.«
»Denn der einzige Grund, warum ich hier bin, ist, dass ich nirgendwo anders bin«, sagte Eddie. »Das fange ich langsam an zu glauben.«
Aber Ray Bob hörte nicht zu. Er war in seine Erinnerungen versunken. »Jedenfalls war es nicht völlig umsonst«, erklärte er schließlich mit philosophischem Unterton. »Wenigstens hab ich mal richtig gut geschissen.«
»Na also«, sagte Eddie. »Dann müsstest du doch zufrieden sein.«
13
T eilweise ging sie auf dem Seitenstreifen und teilweise auf dem Gras. Auf dem Seitenstreifen lagen immer wieder Steine, die ihren Füßen wehtaten, und was sich im Gras verbarg, konnte man nie wissen. Glasscherben, Stacheln, Schlangen. Also hielt sich Della die meiste Zeit auf der Straße.
Sie lief barfuß über den glatten Asphalt und hielt die hochhackigen Schuhe an den Fersenriemen in der Hand. Eine Zeitlang hatte sie die Schuhe angehabt. Zehn Minuten vielleicht. Aber es waren Schuhe zum Ansehen. Schuhe, in denen man vom Haus bis zum Auto stöckelte und vom Auto in ein anderes Gebäude. An einen schönen Ort. Wie die Atrium-Bar des Holiday Inn. Wo man sich setzen konnte. Das hatte sie schnell herausgefunden. Die Schuhe hatten ihre Zehen gequetscht wie eine Kneifzange und ihr in Nullkommanichts an jeder Ferse eine Blase eingetragen.
Also hatte sie den Rock bis zur Hüfte hochgerafft, um ihn nicht dreckig zu machen, und sich ins Gras gehockt, um die Schuhe auszuziehen. Dann war sie aufgestanden, hatte vorsichtig ihre Strumpfhose bis auf die Knie hinuntergestreift, sich wieder gesetzt und sich auch von der Strumpfhose befreit. Sie war zu schade, um sie kaputt zu reißen. Bis jetzt gab es nur dieses winzige Loch im
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