Robbers: Thriller (German Edition)
zwischen Werbespots. Über Mister Candy Bar. Nein. Irgendwas-Bar. Böse Bar vielleicht. So oder so lief es auf ein schlimmes Ende raus. Schaurig. Na ja, sicher gab es einen guten Grund dafür, dass solche Filme gedreht wurden. Als Gleichnis. Das hatte sie auch schon vorher gewusst. Aber hatte sie darauf gehört? Natürlich nicht. Hatte sie aufgepasst? Nein.
Wegen der starken Schmerzen an ihren Füßen hielt sie kurz an. Sie hatte keine Ahnung, ob sie es den ganzen Weg bis Sugar Land schaffen würde. Fünfzehn Kilometer Minimum. Außerdem türmten sich die dunklen Wolken, die von der Küste heraufzogen, immer höher vor ihr auf. Um ihre Ränder spielten schon Blitze. Ein Gewitter, natürlich. Was sonst? Ärger im Rücken und Ärger voraus. Die Geschichte ihres Lebens.
Wenige Minuten später frischte der Wind auf. Sie roch das Salz darin und den scharfen Geruch von Gewitter und Regen. Bald würde sie nass werden. Da es nichts gab, wo sie sich hätte unterstellen können, humpelte sie einfach weiter, trotz ihrer wunden und aufgeschürften Fußsohlen.
Als sie plötzlich wieder ein Auto hinter sich hörte, wurde ihr schlagartig klar, dass sie Hilfe brauchte, falls sie es schaffen wollte. Während der Wagen sich mit großer Geschwindigkeit näherte, postierte sie sich auf dem Randstreifen und schaute ihm entgegen. Schließlich brach das Licht der Scheinwerfer durch die Dunkelheit. Noch klang das Motorengeräusch gedämpft und tief. Sie klemmte die Bibel unter einen Arm und streckte den Daumen aus. Sie kam sich ein bisschen dämlich vor, weil sie nicht genau wusste, wie sie den Daumen halten sollte. Also drehte sie die Hand erst in die eine, dann in die andere Richtung. Schließlich gab sie es auf und winkte.
Das Auto näherte sich schnell und bremste dann abrupt. Die Scheinwerfer blendeten sie, und sie schloss die Augen. Die Reifen quietschten auf dem Asphalt und kamen dann gleich neben ihr zum Stehen. Sie blickte hinüber und erkannte ein altes weißes Cadillac-Cabrio, das nun beinahe quer auf der Straße stand. Lang wie ein Leichenwagen. Vorne saßen zwei Typen. Bei der Dunkelheit konnte sie bloß erkennen, dass der Beifahrer einen Pferdeschwanz trug und der Fahrer nicht. Der mit dem Pferdeschwanz kniete sich auf den Sitz und rief: »O Mann, wir hatten hundertzwanzig Sachen drauf, als wir dich gesehen haben!«
Sie starrte die beiden an, machte ein paar Schritte auf sie zu und zögerte. Sie musste an diesen Film denken.
»Was ist los?«, sagte der Fahrer. »Steigst du jetzt ein oder nicht?«
Im nächsten Moment öffnete der Beifahrer die Tür und schob den Sitz nach vorn, sodass sie einsteigen konnte. »Komm schon, wir sind in Ordnung!«
Sie kletterte hinein, hockte sich auf den Rücksitz, legte die Schuhe in ihren Schoß und drückte die Bibel an ihre Brust. Als der Beifahrer die Tür schloss, gab der Fahrer so heftig Gas, dass die Reifen durchdrehten. Der Motor heulte auf, der Wagen geriet wieder ins Schleudern und schoss los. Sie rasten durch die Dunkelheit, und der Wind zerzauste ihr das Haar. Sie öffnete ihre Tasche und suchte nach einem elastischen Band. Um es anzulegen, musste sie sich nach vorn beugen.
»Wo willst du hin?«
Sie blickte auf. Der Typ mit dem dunkelbraunen Pferdeschwanz hatte sich zur Seite gedreht hatte und beobachtete sie. »Sugar Land«, sagte sie.
Der Fahrer hatte kurze Haare, entweder sandfarben oder in einem leicht rötlichen Ton, und breite Schultern. Er musterte sie im Rückspiegel, sagte aber kein Wort.
Inzwischen fuhr der andere fort. »Da hast du Glück. Wir fahren in die Richtung. Warum gehst du zu Fuß?«
»Mein Wagen ist verreckt.«
»Zu Fuß ist das eine ordentliche Strecke.«
Sie nickte. »Meine Füße sind schon ganz wund.«
»Warum hast du niemanden angerufen?«
»Hab ich, aber es war keiner zu Hause.«
Er schüttelte den Kopf, wie um Verständnis auszudrücken. Er kauerte immer noch seitlich auf seinem Sitz und betrachtete sie. »Du solltest jedenfalls vorsichtig sein. Nachts ist es hier draußen gefährlich. Da sind alle möglichen Typen unterwegs.«
Wieder nickte sie. Er machte einen netten Eindruck mit seinem schmalen Gesicht und den freundlichen Augen.
»Als ob ich das nicht wüsste«, sagte sie. »So langsam hab ich schon Angst gekriegt.«
»Kann ich mir vorstellen. Was ist denn mit deinem Auge passiert?«
Unwillkürlich tastete sie danach. Sie hatte gar nicht mehr daran gedacht. Es war immer noch geschwollen und schmerzte, als sie es mit den
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