Robbers: Thriller (German Edition)
drauf geachtet.« Nach kurzem Nachdenken fuhr er fort: »Und falls du kein Model bist – und ich behaupte gar nicht, dass du keins bist -, aber wenn du keins wärst, dann könntest du auf jeden Fall eins werden.«
Sie schmiegte sich an ihn. »Na ja, du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Ich bin tatsächlich Model.«
»Das hab ich mir gedacht.«
Danach dösten sie ein. Als sie erwachten, sickerte durch die Jalousien Sonnenlicht herein. Er lag auf dem Rücken und beobachtete, wie die Staubpartikel von einem schmalen Lichtstreifen zum nächsten trieben. Er versuchte, einzelne Staubteilchen im Blick zu behalten, doch es gelang ihm nicht. In den schattigen Zwischenräumen verlor er sie immer wieder aus den Augen.
»Warst du schon mal verheiratet?«, fragte er.
Sie rollte sich unter dem Laken zusammen, und eins ihrer Knie berührte seinen Oberschenkel. »Der Daddy meiner Kinder. Wir waren so gut wie verheiratet.«
»Wo ist er?«
»Keine Ahnung. Oklahoma wahrscheinlich. Er meldet sich nie.«
»Sieht er die Kinder denn nicht?«
»Er behauptet, es wären nicht seine.«
»Drecksack«, sagte Eddie. »Das ist nicht in Ordnung.«
Sie nickte. »Er war eigentlich nie in Ordnung. Meistens war er schlecht gelaunt und ungeduldig. Keine Ahnung, warum ich mich überhaupt mit ihm eingelassen hab. Aus Liebe wahrscheinlich. Bloß war es nicht gegenseitig.«
»Hat er dich geschlagen?«
»Nur ein oder zwei Mal. Wenn er betrunken war.« Sie griff sich ans linke Auge. Die Schwellung war zurückgegangen, aber die Berührung tat immer noch weh.
Wieder verfolgte Eddie ein Staubteilchen, bis es im Schatten verschwand. »Eins sag ich dir. Wenn der mir je über den Weg läuft, werde ich seinen verdammten Arsch zurück nach Oklahoma prügeln.«
»Das ist aber süß.« Della seufzte. Sie hob den Kopf und küsste seine Schulter. »So ein Angebot hat mir noch keiner gemacht.«
»Hier kommt noch eins. Ich will dich heiraten.«
»Mich heiraten? Meine Güte, du bist ja wirklich süß.« Wieder küsste sie ihn auf die Schulter. »Du steckst voller Überraschungen.«
»Also?«
»Das geht mir ein bisschen zu schnell, Eddie. Darf ich darüber nachdenken?«
»Wenn’s sein muss.« Er klang enttäuscht. »Aber nach meiner Erfahrung verändert sich alles im Leben ziemlich schnell.«
Sie legte eine Hand auf seinen Oberkörper und spielte mit seiner Brustwarze. Sie war klein und hart, wie die Trommel an einem Kaliber.22 Short. Dann entdeckte sie das blaue Tattoo darüber und richtete sich ein Stückchen auf, bis sie die Linien und Musiknoten erkennen konnte. »Bist du Musiker?«
»Jetzt nicht mehr. Das meine ich damit, dass sich alles im Leben schnell verändert. So ist das Leben. Wenn dir eine gute Sache über den Weg läuft, dann hältst du sie besser fest, solange du kannst.«
»Na ja, das klingt wirklich vernünftig«, stellte sie fest. »Ehrlich. Ist das deine Philosophie?«
Eddie drehte den Kopf und schaute ihr ins Gesicht. Dann legte er den Kopf wieder aufs Kissen und blickte zur Decke. »Da gibt’s keine Philosophie. Ich hab mit dem Leben genug zu tun.«
16
E r fuhr durch eine ländliche, von morgendlich blaugrünen Hügeln gesäumte Gegend. Zwischen schattenspendenden Pinien und breiten Eichen lagen vom Tau spendenden Pinien und breiten Eichen lagen vom Tau glitzernde Felder. Lerchen beschrieben Bögen in der Luft und riefen den Beginn des Tages aus. Rinder bevölkerten die Felder.
Bei LaGrange überquerte er den gewundenen blaugrauen Lauf des Colorado zum dritten Mal. Als er ihn später kurz vor Columbus zum letzten Mal überquerte, hatte die Sonne schon den halben Weg zum Zenit hinter sich. Eine grell weiße, mit Hitze aufgeladene Pupille, die aus einem breiten und runden Antlitz blasser werdenden Blaus starrte. Noch war es Anfang Mai, aber der Tag würde heiß werden.
Das Diamond Shamrock stand außerhalb der Stadt ganz für sich allein. Ein Stück entfernt schlängelte sich der Highway östlich um die Stadt herum und verschmolz mit dem Interstate. Hier allerdings, zwischen einsamen Weiden und Farmen, stoppten höchstens Reisende Richtung Süden, denen das Benzin ausgegangen war. Oder Leute, die gezielt nach einem möglichst einsamen Flecken suchten.
Den fanden sie hier.
Die Tankstelle war geschlossen. Zwischen den Zapfsäulen und dem niedrigen Laden mit Schaufenster parkte ein dunkelbrauner Ford mit den Insignien des Colorado County Sheriffs. Rule bremste gleich hinter ihm. Ein kleiner o-beiniger Mann stieg aus dem
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