Robbers: Thriller (German Edition)
Videoüberwachung?«
»Nein, gibt’s hier nicht. Eine echte Schande. Das ist einer der ersten Punkte, auf die ich hier im County achten werde. Sämtliche Läden sollten Videokameras haben.«
»Ja, das würde schon helfen«, stimmte Rule zu. Er beugte sich zur Seite und spuckte aus. »Video, schusssichere Westen und bewaffnete Aufpasser rund um die Uhr.«
Der Mann fasste an seine Hutkrempe und kniff den Mund zweifelnd zusammen. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir das alles durchsetzen können. Das würde die Benzinpreise gleich um zehn Cent pro Liter hochjagen.«
»Das bezweifle ich nicht.«
»Die Leute wären sicher nicht einverstanden.«
»Nein, wahrscheinlich nicht«, sagte Rule. »Beerdigungen sind preiswerter.«
Der Mann wirkte wie vor den Kopf gestoßen. Er schien beleidigt. »Also, so hab ich das nicht gemeint. Worauf es ankommt, ist, diese Typen zu schnappen.«
»Allerdings.«
»Man muss sie wegsperren. Ihnen die Nadel reinjagen.«
Rule erklärte, das sei eine gute Idee. Eine richtig gute. Er habe schon Aktien einer Nadelfabrik gekauft, warte aber immer noch auf die Dividenden. Und soweit er es beurteilen könne, würden die Rechtsanwälte dafür sorgen, dass sämtliche Nadelhersteller pleitegingen. Und er würde all sein Geld verlieren. »Aber in der Zwischenzeit«, ergänzte er, »gehen wir zu Beerdigungen.«
Der Sheriff zog die Augenbrauen zusammen und wartete, bis sein Gegenüber fertig war. Dann bemerkte er: »Sie klingen nicht sehr optimistisch.«
»O nein, das bin ich auch nicht«, gab Rule zu. »Aber so ist das Leben. Das haben wir daraus gemacht.«
»Okay, also«, begann der Sheriff zweifelnd, »mich lassen Sie da besser raus.«
»Sie atmen«, sagte Rule. »Also gehören Sie auch dazu.«
»Schon gut. Und weiter?«
»Nichts weiter.«
»Das klingt einfach.«
»Na ja, so kompliziert ist es auch nicht. Es gibt Leute, die schlimme Dinge tun, und Leute, die sie einsperren. Dann gibt es Leute, die sie verteidigen und sie wieder freilassen. Das ist nicht besonders toll, aber so läuft es.«
Er nahm den Koffer in die andere Hand. »Ich mache mich jetzt besser an die Arbeit.«
Drinnen untersuchte er eine Stunde lang den Tatort. Er arbeitete schnell, aber gründlich. Der Sheriff blieb im Hintergrund und beobachtete ihn. Zweimal bemerkte Rule, wie er einen kleinen Spiral-Notizblock herauszog und mit einem Kugelschreiber etwas notierte. Als er fertig war und seine Ausrüstung zusammenpackte, sagte der Mann: »Haben wir irgendwas?«
»Nun ja, das ist immer die Frage«, erwiderte Rule. »Normalerweise besteht das Problem darin, dass wir zu viel haben. Man weiß nicht, was wichtig ist.«
»Gibt es denn keine Methode?«
»Aber natürlich«, erwiderte Rule. »Es gibt die forensischen und ballistischen Untersuchungen, die Serologie und Toxikologie. Es gibt sogar die Hightech-DNA-Analyse, mit der man Leute bis ins flache Ende des Genpools jagen kann. Es gibt Maschinen, die Maschinen kalibrieren und Computer, die Computer dechiffrieren. Alles ist verdammt wissenschaftlich, mit der entsprechenden Bürokratie dahinter. Hinter jedem Gesetzeshüter mit einer Waffe steht ein Dutzend Zivilisten in Laborkitteln, die Telefonnummern wählen und Daten analysieren.«
Rule machte eine Pause. Der Sheriff hatte aufmerksam und mit ernster Miene zugehört.
»Nur ein Kerl wie ich draußen in seinem Revier muss noch nachdenken«, sagte Rule. »Denn eine Maschine wird die üblen Typen niemals aufspüren und ihnen niemals die Handschellen anlegen. Das ist Ihr Job und meiner. Und dafür haben wir noch mehr Methoden. Induktion, Deduktion, Intuition, Versuch und Irrtum. Und Vermutungen. Nicht zu vergessen das gute alte Rückgrat und den Mumm. Ja, Sir, wir haben massenweise Methoden. Entschuldigen Sie mich.«
Der Sheriff begleitete Rule hinaus zum Truck, wobei er sein Pistolenhalfter mit dem Colt gegen den Oberschenkel presste. »Das hab ich natürlich alles schon gehört. Methoden sind die eine Sache, aber was zählt, sind Resultate. Haben sie Fingerabdrücke gefunden?«
»Genug, um einen neuen Aktenschrank zu füllen.«
Der Mann stieß einen Pfiff aus. »Da hol mich doch der Teufel. Sollen wir die Abdrücke für Sie nach Austin bringen?«
»Wenn Sie so freundlich wären. Ich muss weiter nach Brookshire.«
»Kein Problem, ich hab’s Ihnen doch angeboten.«
»Gut.« Er überreichte dem Mann einen dicken braunen Umschlag. »Gehen Sie besser davon aus, dass nichts dabei rauskommt.«
»Sind Sie
Weitere Kostenlose Bücher