Robbers: Thriller (German Edition)
hinüber ins andere Schlafzimmer. In der offenen Tür zögerte er. Es war zu dunkel, um etwas zu erkennen. Zentimeterweise bewegte er sich vorwärts. Seine Zehen tasteten sich auf dem abgewetzten Florteppich in die Richtung vor, in der er das Bett vermutete. Dann stieß er mit dem Schienbein gegen die Anrichte.
Sie fauchte: »Ich hab dir gesagt, du sollst dich verziehen!«
»Alles in Ordnung?«, flüsterte er.
»Wer bist du?«
»Eddie.«
»Okay.«
»Äh, also, ist alles in Ordnung mit dir?«
»Er kommt hier einfach rein und versucht, in mein Bett zu kriechen.«
Eddie schwieg.
»Ich hab ihm gesagt, er soll sich verziehen.«
Er atmete geräuschvoll aus. »Und das hat er getan?«
»Ja.«
Eddie konnte sie noch immer nicht sehen. Er wartete im Dunkeln neben dem Bett und strich mit einer Hand über seinen Kopf und seinen Pferdeschwanz. Er hatte vergessen, das elastische Band abzuziehen. »Es wundert mich, dass er einfach wieder gegangen ist«, murmelte er schließlich.
»Ich dachte, er wär zurückgekommen.«
»Nein.«
Eine Weile sprachen sie kein Wort. Er stand neben dem Bett und sie lag darin. Sie konnten sich nicht sehen. In der süßlichen Dunkelheit, die undurchdringlicher schien als die Nacht draußen, hörten sie sich gegenseitig atmen. Eddie konnte die Enge des Raums spüren. Er löste das Band von seinem Pferdeschwanz, schüttelte den Kopf und ließ seine Finger mit dem Band spielen.
»Willst du rein?« Sie flüsterte noch immer.
»Ich glaub schon.«
Er hörte, wie sie das Laken zurückschlug. Er stützte ein Bein auf die Matratze, dann zögerte er. »An welchem Ende liegst du?«
»Hier.«
Er legte sich vorsichtig auf eine Seite und streckte sich neben ihr aus. Sie rückte ein Stück zur Seite. Er spürte die Hitze, die ihr Körper verströmte. Sie roch frisch, nach Shampoo und irgendwelchen Blumen. Dann berührte ihn ihre Hand an der Brust. Direkt auf seinem Tattoo. Ihre Hand fühlte sich warm und weich an.
»Es geht mir besser, jetzt wo du da bist«, sagte sie. »Ich mag nicht, wie er mich anschaut. Wie heißt er noch mal?«
»Ray Bob.«
»Er sieht so wütend aus. Irgendwie verrückt.«
»Tja«, gab Eddie zu. »Das ist er wohl auch. Wütend, meine ich.«
»Warum?«
Eddie dachte darüber nach.
»Vielleicht wurde jemand, der ihm nahestand, getötet«, sagte er. »Keine Ahnung, ich bin kein Psychologe.«
»Du bist netter.«
»Na ja, ich hab genug mit mir selbst zu tun. Ich bin auch kein Pfadfinder.«
»Das ist mir schon klar.«
»Ich bemüh mich zwar, aber es ist nicht immer leicht.«
»Wem sagst du das?«
»Ich wette, du bist immer nett.«
Nach einem langen Augenblick der Stille entgegnete sie: »Weißt du, ich versuche, positiv zu denken. Weil man so handelt, wie man denkt. So ähnlich wie: Man ist, was man isst.«
»Meinst du wirklich?«
»Ja. Und deshalb funktioniert es auch.«
Er lag eine Weile still, dachte über diesen Satz nach und strengte sich an, seinen Sinn zu erfassen.
»Probier’s ruhig«, sagte sie. »Du wirst schon sehen.«
»Gut.«
Dann redeten sie nicht mehr. Sie beugte sich herüber und küsste ihn auf den Mund. Sie fand ihn im Dunkeln auf Anhieb. Als er ihren Kuss erwiderte, glitten ihre Hände abwärts, um ihn zu berühren. Er war weich. Sie schloss ihre Finger um ihn, verstärkte den Druck und schob ihre Hand ganz leicht vor und zurück. Nichts passierte.
»Könnte sein, dass ich nicht in der Lage bin, was zu machen«, erklärte er. »Ich bin ein bisschen nervös.«
Sie ließ ihn los und drehte sich auf den Rücken. Die Hand allerdings zog sie nicht fort, sondern ließ sie auf ihm liegen, in seinen Haaren.
»Du kommst mir gar nicht so vor«, sagte sie. »Jedenfalls wirkst du nicht so. Nervös, meine ich. Du hast gleich mit mir gesprochen.«
»Na ja, reden kann ich eben.« Er rieb sich übers Gesicht. »Im Reden bin ich ganz gut. Mir geht nur ständig eine Sache durch den Kopf.«
»Dann versuch, positiv darüber zu denken.«
Er atmete tief durch. »Ich glaub nicht, dass das funktioniert. Die Sache ist nämlich schon passiert. Eine ziemlich schlimme Sache.«
»Ehrlich gesagt, überrascht mich das nicht«, erklärte sie. »Schließlich seid ihr Räuber.«
»Es ist gar nicht so leicht, es richtig hinzukriegen. Manchmal geht was schief. Womit man gar nicht rechnet.«
»Glaub mir, da sagst du mir nichts Neues.«
»Und dann, ehe du es überhaupt kapierst, hast du was furchtbar Dummes getan. Was richtig Schlimmes, das du nicht mehr rückgängig machen
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