Robbins, Harold - Träume
normale Handschuhe waren sie eigentümlich schwer. Auch fühlten sie sich ein wenig steif an. Ich warf ihm einen fragenden Blick zu.
»Da ist Stahldraht drin«, erklärte er. »Ziehen Sie die Dinger lieber an. Ich kenne diese Bande.«
Das Haus lag ein Stück von der Straße entfernt, hinter einer hohen Mauer und einem eisernen Tor. Als wir auf die Sprechanlage zuhielten, sah ich das Licht und die Fernsehanlage. »Gehen Sie auf Tauchstation«, sagte ich zum Collector. Ich hielt und streckte durch das Fenster die Hand nach dem Hörer. Sobald ich ihn in der Hand hielt, flammte Flutlicht auf, und das Fernsehauge beobachtete mich. Im Hörer klickte es, und aus dem Hintergrund scholl laute Musik.
Die Stimme klang blechern. »Wer ist da?«
»Gareth Brendan. Bobby Gannon hat mir gesagt, ich soll ihn hier treffen.«
Es klickte wieder. Die Überwachungsanlage, das erkannte ich, wurde so gesteuert, daß sie jetzt das Auto »ins Auge« faßte. Ich war froh, daß ich den Rolls genommen hatte. Die blecherne Stimme hallte in meinem Ohr wider. »Einen Augenblick.«
Fast fünf Minuten vergingen, bevor die Stimme wieder erklang. »Hier ist niemand, der so heißt.«
Ich zwang mich zu einem schrillen und wütenden Lachen. »Ha, sag Kitty, daß das mein Sklave ist, den er da fickt, und wenn er mich nicht einläßt, dann breche ich mit diesem Rolls durch das Scheißtor.«
»Augenblick.«
Eine Pause. Ich wartete.
Dann: »Okay. Stellen Sie Ihren Wagen auf dem Parkplatz unmittelbar hinter dem Tor ab und kommen Sie zu Fuß die Auffahrt herauf.«
Langsam schwenkten die Torflügel auf. Jetzt ging auch über der Auffahrt Flutlicht an. Das bedeutete: weitere
Überwachungsanlagen. »Bleiben Sie auf Tauchstation«, sagte ich zum Collector. »Warten Sie, bis ich im Haus bin und die Lichter hier wieder ausgehen. Fahren Sie den Rolls dann zur Eingangstür und warten Sie hier draußen auf mich.«
»Was ist, wenn Sie mich brauchen?«
»Dann brüll ich nach Ihnen.«
»Okay.«
Während ich über die Auffahrt in Richtung Haus ging, spürte ich die wachsamen Fernsehkameras auf mir. Bevor ich auf die Klingel drücken konnte, öffnete sich die Eingangstür.
Eine breitschultrige, vierschrötige Tunte musterte mich. Mit dem Daumen wies der Kerl über die Schulter zurück zum Wohnzimmer. »Die Party ist da drin.«
Aus einer eingebauten Stereo-Anlage dröhnte Musik, und im Raum roch es nach Hasch und Amphetamin. Das Licht war so stark gedämpft, daß ich ein oder zwei Sekunden brauchte, um meine Augen daran zu gewöhnen. Im Zimmer befanden sich fünf oder sechs Schwule, zwei in Frauenkleidern, die übrigen in Lederkluft. Bobby konnte ich nirgends entdecken.
Einer von denen in Frauenkleidern kam auf mich zu. Er sah aus wie Mae West - aufgeschwemmter Typ mit knalliger Blondperücke. Seine Lippen waren grell purpurn geschminkt, und über den dicken Augenlidern mit den falschen Wimpern lagen dunkle Schatten mit Flitterglanz.
Die Stimme, eigentlich ein rauher Bariton, versuchte angestrengt, sich als Sopran zu geben. »Ich bin Kitty«, sagte er. »Nehmen Sie einen Drink.«
Ich folgte ihm zur Bar. »Whisky mit Eis«, sagte ich zu dem kleinen Filipino im weißen Jackett. Aufmerksam beobachtete ich, wie er einschenkte, und nahm ihm das Glas aus der Hand. Es war mehr als ratsam, hier nichts zu riskieren. Für einen Knockout-Drink hatte ich wahrhaftig keine Verwendung.
»Prost«, sagte ich und drehte mich wieder Kitty zu. Der Whisky schmeckte sauber. »Wo ist Bobby?«
Kitty lächelte. »Sie sind wirklich eigensinnig. Sie sehen doch selbst, daß er nicht hier ist.«
Ich stellte mich dumm. »Das verstehe ich nicht. Er hat mir doch gesagt, daß ich ihn hier treffen soll.«
»Wann hat er Ihnen das gesagt?«
»Als ich nach Hause kam, lag ein Zettel von ihm für mich da. Ich war bei meiner Mutter zum Abendessen.«
»Der beste Freund eines Jungen ist seine Mutter«, sagte er.
Ich hob mein Glas. »Darauf will ich trinken.«
Kittys Blick war auf meine Hände gerichtet. »Warum ziehen Sie Ihre Handschuhe nicht aus?«
»Ich leide an einer Pilzkrankheit«, sagte ich. »Ansteckende Sache.«
Kitty lachte. »Ist immerhin was Neues. Kommen Sie, ich möchte Sie den anderen vorstellen.« Er drehte sich um. »Girls, das ist Gareth. Er ist hergekommen, um hier nach seinem Sklaven zu suchen.«
Sie kicherten, und einer der Leder-Boys trat auf uns zu. »Er ist süß«, flötete er. »Ich hätte gar nichts dagegen, sein Sklave zu sein.«
»Du bist zu groß«,
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