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Robbins, Harold - Träume

Titel: Robbins, Harold - Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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vorn.
    An den Wandhaken sah ich, was ich suchte - ein Hundehalsband, ein sogenanntes Stachelhalsband. Dazu gehörte eine kurze Leine.
    »An die Wand!« sagte ich.
    Zum ersten Mal klang aus Kittys Stimme Furcht. »Was willst du mit mir machen?«
    Doch er gehorchte, drehte sich mit dem Gesicht zur Wand. Ich stemmte eine Hand zwischen seine Schulterblätter, hielt ihn so an Ort und Stelle. Mit der freien Hand nahm ich das Stachelshalsband vom Haken, stülpte es Kitty über den Kopf, zog es mit kurzem Ruck strammer.
    Er schrie vor Schmerz, fuhr sich mit krallengleichen Fingern an die Kehle.
    Bobby versuchte ein Lächeln. »Gut, du spielst auch mit«, flüsterte er.
    Ich zerrte kurz an der Leine, zog Kitty hinüber zur Folterleiter. »Binde ihn los.«
    Mit hektischen Bewegungen befreite Kitty meinen Freund von den Fuß- und Handfesseln. Bobby sackte herab, doch ich stand schon bereit, um ihn aufzufangen. Schlaff hing er über meiner Schulter.
    Wieder zog ich mit kurzem Ruck an der Leine. »Nach oben.«
    Der Collector grinste, als er Kitty mit dem Stachelhalsband sah. »Hast dir einen neuen Köter zugelegt?«
    »Gehen wir«, sagte ich. Wir bewegten uns zur offenen Tür. Kitty zog ich mit mir. »Öffne das Tor«, befahl ich ihm.
    Er griff nach einem Telefon bei der Tür und drückte auf zwei Knöpfe. Plötzlich konnte man auf einem Bildschirm erkennen, daß die Torflügel langsam aufschwangen.
    Ich ließ mir vom Collector die Pistole geben. »Bring Bobby ins Auto«, sagte ich.
    Er nahm den Geschundenen so behutsam, als handle es sich um eine zerbrechliche Porzellanfigur. Ich blickte wieder zu Kitty. »Was habt ihr ihm gegeben?«
    »Nichts. Er hat das freiwillig gemacht, war mit allem einverstanden.«
    Ich zerrte an der Leine. Er begann zu husten. »Verdammtes Lügenmaul!« fuhr ich ihn an. »Aber du machst mir nichts vor. Ich habe seine Augen gesehen.«
    Er krallte die Finger ins Halsband, lockerte es. »Engelsstaub und Acid.«
    Einen Augenblick starrte ich ihn noch an. Dann ließ ich die Leine los und ging hinaus.
    Kitty rief hinter mir her: »Kannst ihn gern haben. Viel ist mit ihm wirklich nicht los ...«
    Noch befand ich mich bei der Tür, war erst ein ganz kurzes Stück von ihm entfernt. Ohne mich auch nur umzudrehen, traf ich ihn voll: traf ihn mit einem Rückwärts-Kick. Deutlich konnte ich spüren, wie mein Schuhabsatz gegen seinen Unterkiefer schmetterte. Als ich zurückblickte, sah ich, daß sich sein Kinn ziemlich unmittelbar unter seiner Nase befand und daß aus seinem Mund Blut hervorzuschießen begann.
    »Schweinehund!« sagte ich.
    Der Collector saß am Steuer. Ich schob mich neben ihn. »Hast du gesehen, wie der Rücken von dem Jungen aussieht?« fragte er.
    Ich drehte mich um und sah nach hinten. Der Collector hatte Bobby auf den Rücksitz des Wagens gelegt, und der Junge lag auf dem Bauch. Von den Schultern bis zum Hintern schien er nur aus rohem Fleisch zu bestehen. Die Kerle hatten offenbar nichts bei ihm ausgelassen, außer vielleicht ihm die Haut bei lebendigem Leibe abzuziehen.
    »Wir werden ihn zu einer Unfallstation bringen, Bill.«
    Das Tor lag inzwischen hinter uns. »Dann hast du die Bullen auf dem Hals. Und die stellen Fragen.«
    »Der Junge braucht einen Arzt.«
    »Ich weiß da was, wo man keine Fragen stellt.« Es handelte sich um ein kleines Privatkrankenhaus in West Los Angeles, und das Personal dort verstand sich auf sein Fach. Ich wartete, bis der Arzt aus dem Behandlungszimmer auftauchte.
    »Wie geht es ihm?«
    »Er wird wieder in Ordnung kommen. Aber drei Wochen muß er mindestens hierbleiben.«
    »Daß es so schlimm ist, habe ich nicht gedacht.«
    »Die Drogen fallen nicht weiter ins Gewicht. Auch der Rücken ist nicht so schlimm, wie er aussieht. Aber die inneren Verletzungen.«
    »Ich werde mich mit seinem Vater in Verbindung setzen«, sagte ich.
    Der Arzt nickte mit ernstem Gesicht. »Sie können Reverend Sam versichern, daß er auf unsere Diskretion zählen kann.«
    »Sie kennen den Jungen?« fragte ich überrascht.
    »Nein. Aber Mr. Lonergan hat angerufen und uns mitgeteilt, daß Sie womöglich zu uns kommen würden.«
    Lonergan schien immer an alles zu denken. Ob er auch wußte, wie ich einem Vater, der mir seinen Sohn anvertraut hatte, das Vorgefallene möglichst schonend beibrachte? Und ihm also eingestand, daß ich versagt hatte?
    Im Wartezimmer sah ich den Collector am Münzfernsprecher. »Lonergan - für dich«, sagte er.
    Die Stimme meines Onkels klang ruhig. »Wie geht es

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