Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Robbins, Harold - Träume

Titel: Robbins, Harold - Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
Vom Netzwerk:
Bruder Jonathan.«
    Er lächelte. Und die Wärme seines Lächelns ließ seine Worte sehr mild klingen. »Übrigens - wenn du dir das nächste Mal das Haar färbst, dann solltest du dir auch die Augenbrauen entsprechend färben.«
    Ich schob die Pistole in meinen Gürtel zurück. Er stellte sich neben mich. »Ist das dein Auto?«
    »Ja.«
    »Es sieht aus, als wäre es von einem Laster angefahren worden.«
    Ich gab keine Antwort.
    »Stell’s lieber dort drüben in der Scheune unter. Jeden Morgen gegen acht kommt die Highway-Streife hier vorbei.« Er sah mich an. »Versteckst du dich vor der Polizei?«
    »Nein.« Das war wenigstens die Wahrheit.
    »Aber du versteckst dich vor jemandem?«
    »Ja.« Ich schleuderte den Rest meiner Zigarette über das Geländer. Ein Funkenregen sprühte, erlosch. Ich überlegte hastig. Nein, das hier war nicht der richtige Unterschlupf. Je mehr der Tag heraufdämmerte, desto offener und ungeschützter wirkte hier alles. »Würden Sie Denise bitte etwas von mir ausrichten?«
    »Ihr etwas ausrichten?« Seine Stimme klang verwundert.
    »Sagen Sie ihr, daß ich’s für besser halte, von hier zu verschwinden. Sie soll mit dem Büro in Verbindung bleiben. Sobald die Lage klar ist, lasse ich mich wieder sehen.« Ich begann, die Stufen hinabzusteigen.
    »Du brauchst nicht fortzugehen, Gareth. Du bist hier sicher.«
    Abrupt blieb ich stehen. »Woher kennen Sie meinen Namen?«
    Er lachte leise. »Keine Sorge. Ich bin kein Gedankenleser. Denise hat mich aus einem Motel angerufen, als ihr auf dem Weg hierher wart. Sie sagte mir, daß sie dich zur Farm bringen wollte und daß niemand wissen soll, wer du bist.«
    »Das hätte sie nicht tun dürfen.«
    »Sei nicht zornig auf sie. So oder so hätte sie mir die Wahrheit ja doch sagen müssen. Wir halten nichts davon, einander anzulügen.«
    »Je mehr Leute wissen, wer ich bin, desto gefährlicher wird es für mich. Und nicht nur für mich. Für alle. Es ist besser, wenn ich verschwinde.«
    »Der einzige >Name<, den du hier irgend jemandem nennen mußt, ist Bruder. Bei uns ist dein Geheimnis gut aufgehoben.«
    Ich schwieg.
    »Wo wolltest du jetzt schon hin?« fragte er. »Du siehst erschöpft aus. Hast du denn in dieser Nacht überhaupt geschlafen?«
    Ich sah ihn an. »In dem schmalen Bett?«
    »Schmales Bett?« Einen Augenblick starrte er mich verständnislos an, dann spielte ein breites Lächeln um seine Lippen. »Du warst in einem ganz kleinen Zimmer? In dem sich nichts weiter befand als das schmale Bett - und eine Kommode und ein Spind?«
    Ich nickte. Er begann zu lachen. »Was ist denn so komisch?« fragte ich.
    »Das kleine Luder.« Er gluckste. »Ich habe ihr gesagt, sie soll das große Zimmer nehmen. Das mit den zwei Betten.«
    Jetzt war ich es, der einen Augenblick verständnislos starrte. Dann stimmte ich in sein Lachen ein. Eine Frau war nun einmal eine Frau. Ob jung oder alt: in allen steckte ein gut Stück raffiniertes Weibchen.
    »Komm«, sagte er, »ich mach dir mal eine Tasse Kaffee, und dann gehst du ins Bett. So allmählich beginne ich zu ahnen, weshalb du so müde aussiehst.«
    Zunächst stellte ich das Auto in der Scheune unter, dann folgte ich ihm in die Küche. Es war ein großer Raum im hinteren Teil des Hauses. Auf einem altmodischen Herd, wie man ihn früher in Gaststätten benutzt hatte, brodelte bereits ein Kessel mit Wasser.
    Bruder Jonathan goß zwei Tassen Kaffee auf, und wir setzten uns an den Holztisch.
    »Du wirst dich in unseren Tagesablauf einfügen müssen«, erklärte er, »denn sonst -«
    »Okay, kapiert«, sagte ich. »Auffallen darf und will ich auf gar keinen Fall.«
    »Wecken um fünf, Andacht um halb sechs. Um sechs sind wir draußen auf den Feldern bei der Arbeit. Mittagessen gibt’s um elf, dann wird wieder gearbeitet, bis um halb vier. Danach ist Freizeit bis zum Abendessen um sechs, und dann hast du wieder frei, bis um neun, wenn’s Licht ausgeht.«
    »Klingt nach einem sehr gesunden Leben.«
    »Ist es auch. Wie lange willst du bleiben?«
    »Ich weiß nicht. Allerhöchstens vierzehn Tage, vielleicht aber auch nur einen oder zwei.«
    »Ich muß dich bitten, mir die Pistole zu geben. Wenn du gehst, erhältst du sie natürlich wieder zurück.«
    Ich gab sie ihm, und er prüfte, ob sie gesichert war, und legte sie dann auf den Tisch. »Das ist ein häßliches Spielzeug.«
    »Sie kennen sich mit Pistolen aus?«
    »Ich war früher einmal Polizist. Als ich dann pensioniert wurde, erkannte ich, wie leer und sinnlos

Weitere Kostenlose Bücher