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Robbins, Harold - Träume

Titel: Robbins, Harold - Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Augenblick saß ich benommen. Dann streckte ich automatisch die Hand nach dem Schlüssel, um den Motor abzustellen. Der Saloon glich einem Trümmerfeld. Mobiliar lag wild durcheinander. Rasch befreite ich mich von der Schutzweste.
    Mit beiden Füßen stieß ich die verklemmte Tür auf und stieg aus. Ich warf noch einen letzten Blick zurück auf den Corvair.
    Von wegen der hielt nichts aus! Nicht mal die Windschutzscheibe war zu Bruch gegangen. Ich rannte hinaus und sprang in den Lieferwagen, der sich bereits in Bewegung setzte.
    »Einfach toll, Mann!«
    »War wirklich die Wucht!«
    »Er ist ein echter bracero!«
    »Silencio!« rief der Chicano, der am Steuer saß, und schaute mich fragend an. »Was jetzt?«
    Meine Armbanduhr zeigte halb fünf. Bis zur nächsten Aktion mußten wir vier Stunden warten. »Suchen wir uns ein Restaurant«, sagte ich. »Ich glaube, wir können jetzt was vertragen.«
    Als ich mit dem Lieferwagen vor dem Grundstück beim Mulholland Drive hielt, war es zehn vor neun. Ich beugte mich hinaus und drückte auf den Signalknopf.
    Am leisen Surren hörte ich, daß die Überwachungskamera in Gang gesetzt worden war. Dann erklang eine Stimme: »Wer ist da?«
    »Blumenlieferung.«
    Ich sah, wie sich die Kamera bewegte und den Lieferwagen abtastete. Keine Frage, daß man drinnen im Haus die Aufschrift auf der Seitenwand las. »Okay«, sagte die Stimme.
    Die Torflügel schwangen auf, und ich fuhr bis zum Haus und stieg aus. Dann ging ich nach hinten, öffnete die Ladetür des Lieferwagens und nahm den riesigen Korb mit den Blumen heraus. Die Jungens beobachteten mich aufmerksam. Jetzt ging ich zum Hauseingang.
    Noch bevor ich auf die Klingel drücken konnte, öffnete sich die Tür. Ich sah einen vierschrötigen Mann vor mir. Sofort schob ich ihm den großen Blumenkorb entgegen. Automatisch griff er mit beiden Händen danach. Und starrte dann, völlig überrumpelt, auf meine Pistole.
    »Kein Wort!« sagte ich leise und hielt ihm den Lauf dicht vors Gesicht. Ich schob ihn ins Haus zurück. Gleich darauf waren die Jungens hinter mir versammelt, Baseballschläger in den Händen. Der Chicano gab mir meinen Sturzhelm, und ich stülpte ihn mir über den Schädel.
    Das Gesicht des Mannes war kreideweiß. Es spiegelte nackte Furcht. In unseren Sturzhelmen mit heruntergelassenem Visier boten wir sicher keinen sehr friedfertigen Anblick.
    »Dir wird nichts passieren«, beschwichtigte ich ihn. »Jedenfalls nicht, wenn du lieb und brav bist. Stell den Blumenkorb hin und mach ja keinen Lärm.«
    Er stellte den Korb auf den Fußboden.
    »Wo ist das Hauptschlafzimmer?« fragte ich.
    »Oben.«
    »Okay. Dann leg dich hier lang hin, Gesicht zum Fußboden.«
    In wenigen Sekunden war er gefesselt und hatte einen Klebstreifen über dem Mund.
    Ich blickte zum Chicano. »Einer von euch bleibt hier, die übrigen kommen mit.«
    Er nickte. Ich lief die Treppe hinauf und sah, daß es im oberen Stockwerk nur zwei Türen gab. Ich öffnete die erste. Der Raum dahinter war offenbar eine Art Arbeitszimmer. Es war leer.
    Ich fand ihn im anderen Zimmer. Er saß im Bett und schlürfte Orangensaft: durch einen Strohhalm, der in einer Öffnung seines noch immer bandagierten Gesichts steckte. »Was, zum Teufel«, murmelte er und streckte die Hand nach dem Knopf neben sich.
    Ich richtete die 9 mm auf ihn. »Nur zu«, sagte ich. »Im selben Moment, wo Sie auf den Knopf da drücken, fahren Sie zur Hölle.«
    Seine Hand zuckte zurück, als fürchte er, sich an einem rotglühenden Eisen zu verbrennen. »Was wollen Sie?« fragte er mit zitternder Stimme.
    Mit einem kurzen Nicken gab ich dem Chicano das Zeichen. Die Jungens wußten, was sie zu tun hatten. Einer ging ins Bad, die übrigen - mit Ausnahme des Chicano - verteilten sich im Haus. Sekunden später erklangen unverkennbare Geräusche. Krachen und Splittern verriet, daß dort die Fetzen flogen.
    Ich trat auf das Bett zu und brachte die elektronische Alarmvorrichtung außerhalb seiner Reichweite.
    »Hier ist weder Geld noch Schmuck«, versicherte er.
    »Interessiert uns auch gar nicht«, erklärte ich. »Was - was wollen Sie dann?«
    Auf dem Tisch neben dem Bett sah ich eine Schere. Ich gab dem Chicano meine Pistole. »Halt sie auf ihn gerichtet«, sagte ich und griff nach der Schere. Dann beugte ich mich über ihn und begann, ihm die Bandage vom Gesicht zu schneiden. »Was tun Sie da!?« rief er schrill.
    »Möchte’ nur mal sehen, ob sie dir auch das Gesicht hübsch zurechtgeflickt haben,

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