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Robbins, Harold - Träume

Titel: Robbins, Harold - Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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tun, Sir?«
    »Können Sie meinen Haaren wieder ihre normale Farbe geben?«
    »Was für eine Farbe ist das?«
    Ich öffnete mein Hemd, so daß er die Haare auf meiner Brust sehen konnte.
    Seine Stimme hob sich zu einem nahezu schrillen Schrei. »Sie sind ja naturblond! Wie konnten Sie sich so etwas nur antun?«
    »War gar nicht so leicht.«
    »Oh - das wird einige Zeit in Anspruch nehmen. Wir müssen es entfärben, konditionieren -«
    Ich unterbrach ihn. »Ich habe Zeit.«
    Er führte mich zu einem Bedienungsstuhl. Prüfend glitten seine Finger durch meine Haare. Dann hüllte er mich sorgfältig in einen Umhang ein. »Wäre vielleicht auch Maniküren genehm?«
    »Alles, was dazu gehört - von A bis Z«, sagte ich.
    »Von A bis Z« dauerte drei Stunden. Als ich mich endlich aus dem Sessel erheben konnte, war es sieben Uhr, und inzwischen kannte ich die Geschichte seines Lebens auswendig. Er zog mir noch einmal den Kamm durch die
    Haare und strich mit der Hand sacht über die Seite. »Das wär’s dann wohl. Wie gefällt es Ihnen?«
    Ich betrachtete mich im Spiegel. So kurze Haare hatte ich seit meiner Schulzeit nicht mehr gehabt. Immerhin: Die Farbe kam meiner natürlichen Haarfarbe recht nahe. »Gut«, sagte ich.
    »Macht Sie jünger, finden Sie nicht?« Ich nickte und stand auf. »Wieviel?«
    »Dreißig fürs Haar. Zwei fürs Rasieren und zwei fürs Maniküren. Vierunddreißig Dollar.«
    Ich gab ihm zwei Zwanzig-Dollar-Scheine. »Behalten Sie fünf Dollar für sich und geben Sie einen der Maniküre.«
    »Vielen Dank.« Er begleitete mich zur Tür. »Wenn Sie das nächste Mal kommen wollen, rufen Sie mich doch vorher an. Fragen Sie nach Charles. Dann kann ich mich darauf einrichten und Ihnen jederzeit zur Verfügung stehen.«
    »In Ordnung. Danke, Charles.«
    Die Straße war menschenleer. Ich steckte den Schlüssel ins schloß, wollte ihn umdrehen. Plötzlich warf das Nachtlicht einen Schatten quer über die Glastür, einen strichdünnen Schatten, wie von einem Draht. Irgendein Instinkt ließ mich Gefahr wittern. Ich spürte, wie sich mir im Nacken die Haare sträubten. Ohne auch nur eine Sekunde zu zögern, warf ich mich der Länge nach aufs Trottoir, Gesicht nach unten. Im selben Augenblick gab es ein ohrenbetäubendes Krachen, und die ganze Vorderfront des Hauses, in dem sich die Redaktion befand, schien einzustürzen.
    Ich lag noch auf dem Gehsteig, die Hände zum Schutz über dem Hinterkopf verschränkt, als ich aus den Augenwinkeln beobachtete, wie Lonergans Auto zum Rinnstein gerollt kam. Während ich mich hochraffte, schwang die Tür auf.
    Er stieg jedoch nicht aus, sondern beugte nur den Oberkörper vor. »Ist dir auch nichts passiert, Gareth?«
    Ich blickte zum Haus. Die Mauer vor dem Redaktionsraum - einfach weg, wie fortgeblasen. »Nein, mir ist nichts passiert«, versicherte ich.
    »Du legst sicher keinen Wert darauf, hier zu sein, wenn die Polizei kommt«, sagte er. »Steig ein.«
    Ich tat’s und zog die Tür hinter mir zu. Das Auto fuhr los und bog dann um die Ecke. Ich lehnte mich auf dem Sitz zurück und besah mir Lonergan. Auf seinen Lippen lag ein leises Lächeln.
    »Was ist denn so lustig?« knurrte ich.
    »Kinder sollten nicht versuchen, Erwachsenenspiele zu spielen.«
    »Verdammt, ich hätte draufgehen können!« sagte ich wütend.
    »Dann wärst du weniger smart gewesen, als ich angenommen hatte«, meinte er gelassen. »Aber du hast noch immer viel zu lernen.«
    Ich starrte ihn mürrisch an.
    Plötzlich besaß seine Stimme die Schärfe eines Messers. »Wie lange, glaubst du wohl, wärst du am Leben geblieben, wenn ich dich nicht beschützt hätte? Zuerst mit Reverend Sam, später dann mit Julio Vasquez. Zwei Minuten, nachdem dein Mädchen bei ihm angerufen hatte, setzte er sich mit mir in Verbindung. Hätte ich nicht mein Okay gegeben, wärst du den Wölfen zum Fraß vorgeworfen worden.«
    Einen Augenblick starrte ich ihn wortlos an. Dann nickte ich. »Okay, Onkel John. Ich entschuldige mich. Was tun wir jetzt?«
    »Das ist schon besser, Gareth.« Er lächelte und lehnte sich ins Polster zurück. »Zuerst verhandeln wir mit Ronzi wegen des Blattes. Mit dem Verkauf dürfte alles klargehen. Ich hatte für den billigen Fetzen ja nie viel übrig, aber als eine Art Startloch für dich hat er seine Schuldigkeit ja wohl getan.«
    »Und was tue ich dann, Onkel John?«
    Seine Augen begegneten ruhig meinem forschen Blick. »Das ist ganz und gar deine Sache. Von jetzt an sind die Entscheidungen, die du

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