Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Robbins, Harold - Träume

Titel: Robbins, Harold - Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
Vom Netzwerk:
sagen, daß er gestern nacht mehr als glimpflich davongekommen ist. Ich hätte sein ganzes Lagerhaus bequem in die Luft jagen können, wenn das meine Absicht gewesen wäre. Er und seine gelackten Hintermänner sollen mal schön cool bleiben und die Sache genau durchkalkulieren. Wenn sie meinen, ich lasse mich so einfach ausbooten, dann sind sie gewaltig auf dem Holzweg, das sollte ihnen allmählich aufgehen. Bei einem echten Handel springt für beide Teile mehr heraus.«
    »Du klingst ganz schön rotzig«, sagte Lonergan.
    »Ich habe sie in der Schußlinie, und sie können praktisch nirgends in Deckung gehen. Ich kann zuschlagen, wann’s mir paßt. Bevor die reagieren können, bin ich schon wieder weg.«
    »Und du glaubst wirklich, daß du damit durchkommst?«
    »Nun, ich habe in Reverend Sams Mission etwas gelernt. Die Schwerter der Gerechten sind mächtig. Und ich bin auf Gottes Seite.«
    »Was soll das heißen? Hast du die Mission hinter dir - oder
    was?«
    Ich lachte. »Das fragst du doch nicht im Ernst, Onkel John. Du weißt doch, wie deren Wahlspruch lautet: Frieden und Liebe.«
    »Wie sehen deine Forderungen also aus?«
    »Sage Ronzi, daß ich sein letztes Angebot akzeptiere. Einhunderttausend Dollar, und das Blatt gehört ihm. Ich werde dann ganz brav und leise vom Schauplatz verschwinden.«
    »Ruf mich in einer Stunde wieder an.«
    Ich legte auf und blickte zu Julio.
    »Sie haben cojones, Lieutenant«, sagte er. »In dem Augenblick, wo Sie von hier fortgehen, sind Sie ein toter Mann.«
    »Wieviel Zeit bleibt mir?«
    »Wann rufen Sie ihn wieder an?«
    »In einer Stunde.«
    »Bis dann.«
    Die Tür ging auf, und einer der Burschen trat ein. Er stellte ein Tablett auf den Schreibtisch und verschwand wieder. Julio entfernte das Tuch, mit dem es zugedeckt war, und ich sah Tortillas, Enchiladas, Hamburgitas und Teller mit heißem Chili. »Hungrig?« fragte er. Ich nickte. Sprechen konnte ich nicht, denn wie mit einem Schwall lief mir im Mund das Wasser zusammen. Während ich einen Stuhl näher zum Schreibtisch rückte, schob Julio mir das Tablett hin. Der Verurteilte aß eine sehr herzhafte Henkersmahlzeit.
    »Ronzi sagt, er will sich erst mit dir treffen, sonst wird aus dem Handel nichts«, berichtete Lonergan.
    Ich überlegte einen Augenblick. Konnte sein, daß sie mir eine Falle stellten. Doch eine Wahl hatte ich nicht. Die Trickkiste war leer, da lief im Augenblick nichts. Also ...
    »Okay«, sagte ich. »Heute abend um zehn in der Redaktion.«
    »Wir sehen dich dann«, erwiderte er und legte auf.
    Meine Augen suchten Julio. »Ich gehe jetzt. Vielen Dank für alles.«
    Er nickte mit ausdruckslosem Gesicht. »Ist okay.«
    »Nur eine Bitte habe ich noch. Sorgen Sie dafür, daß Verita geschützt bleibt, bis Sie etwas von mir - oder über mich -hören.«
    »Genau das war meine Absicht.«
    Als ich bereits an der Tür war, hörte ich hinter mir seine Stimme. »Lieutenant.«
    Ich drehte mich zu ihm um.
    »Ihre Haare«, sagte er, »dieses Orange, einfach scheußlich. Sie sollten dagegen schleunigst was unternehmen. Muß doch jeder glauben, daß Sie ‘n Warmer sind.«
    Ich lachte. »Gut, ich werde mich drum kümmern.«
    Er grinste, stand dann auf und trat mit ausgestreckter Hand auf mich zu. »Hals- und Beinbruch, Lieutenant.«
    Ich spürte seinen kräftigen Händedruck. »Danke.«
    »Und falls Sie sich’s am Ende doch noch anders überlegen sollten - das mit einer Partnerschaft, meine ich -, dann können Sie von mir jede Summe bekommen.«
    »Wird ich nicht vergessen, Julio.« Ich öffnete die Tür.
    »Vaya con Dios, Lieutenant.«
    Die Straße war jetzt, am Nachmittag, voller Leute, die Einkäufe machen wollten oder bereits gemacht hatten. Viele Frauen schleppten sich mit Tragbeuteln ab und zerrten ihre Kinder hinter sich her. Sehr bald wurde mir bewußt, daß die meisten geradezu mißtrauisch mein Haar anstarrten. Ich kam mir vor wie die allerneueste Zirkusattraktion in der Stadt.
    In einem Schaufenster sah ich mein Spiegelbild. Julio hatte recht. Allerdings schien sich die sonderbare Tönung ein wenig abgewandelt zu haben: Das war nicht mehr die Farbe einer Orange, sondern einer Mandarine - einfach lächerlich.
    Auf der anderen Straßenseite entdeckte ich einen UnisexSchönheitssalon. Ich gab mir einen Ruck, ging hinüber und trat ein. Das Geschäft war durch eine Zwischenwand in zwei Hälften geteilt, eine für Frauen, eine für Männer. Ein Typ in violetter Jacke tänzelte auf mich zu. »Was kann ich für Sie

Weitere Kostenlose Bücher