Robbins, Harold - Träume
irgendwelchen Lärm hört, dann wartet nicht lange, sondern macht, daß ihr fortkommt.« Ich überquerte die Straße, schwang mich die Laderampe hoch und blickte ins Fenster. Vom Büro im hinteren Teil des Lagerhauses kam Licht, doch ich konnte nicht sehen, ob sich dort irgend jemand befand. Ich sprang von der Laderampe herunter, ging zur Rückseite des Gebäudes und stieg die Eingangsstufen rauf. Durchs Fenster konnte ich ins Büro schauen. Es war leer.
Damit hatte ich gerechnet, und darauf hatte ich gebaut. Bei den Verbindungen, über die er verfügte, fühlte Ronzi sich verdammt sicher, zu verdammt sicher. Offenbar war er fest davon überzeugt, daß niemand es wagen würde, sich in die Höhle des Löwen zu begeben.
Ich stieg die Eingangsstufen wieder runter, ging seitlich um das Gebäude herum zum Parkplatz und zählte die Lieferwagen, die dort standen. Es waren vierzehn. Ich ging über die Straße zurück.
»Alles klar«, sagte ich und holte die Dosen mit der Gummilösung aus dem Corvair. Die Jungens versammelten sich um mich. »Ich möchte, daß ihr bei jedem der Lieferwagen dort etwa ein Viertel vom Inhalt dieser Dosen in den Benzintank tut.«
»Und was wird dann?« wollte einer wissen. »Fliegt der Motor in die Luft?«
»Nein. Aber den Motoren wird sozusagen die Luft ausgehen.«
»Man kann sie nicht mehr anlassen?«
»Doch, das kann man schon. Aber so fünf oder zehn Kilometer von hier fangen sie an zu stottern und haben sich bald ausgestottert.«
Sie lachten. »Mann! Da werden die Fahrer nur so schäumen.«
»Los jetzt«, sagte ich und öffnete eine Dose. »In zehn Minuten will ich von hier weg sein.« Ich wandte mich an den Chicano. »Ich möchte, daß in jedem unserer Autos einer von den Jungens am Steuer sitzt, damit wir sofort losfahren können, wenn wir zurückkommen.«
Er nickte und sagte kurz etwas auf spanisch. Aus der Gruppe löste sich einer und ging zum Lieferwagen. Er schien untröstlich, weil ihm nun der Spaß entgehen würde. Ein zweiter stieg in mein Auto und setzte sich dort hinters Steuer. Wir übrigen rannten über die Straße zum Parkplatz.
»Teamarbeit«, rief ich den anderen leise zu. »Immer zu zweit -einer macht den Tank auf, der andere schüttet das Zeug rein.«
Alles klappte so reibungslos, als hätten wir’s zuvor tagelang eingeübt. In nicht einmal einer Viertelstunde waren wir fertig und schon wieder davon.
Um vier Uhr waren wir wieder in Los Angeles und fuhren an der Silver Stud Bar vorbei. Unmittelbar dahinter bog ich in die Seitenstraße ein, und der Lieferwagen folgte mir. Hundert Meter weiter hielt ich.
»Okay«, sagte ich zu dem Chicano.
Er nickte. Was er zu tun hatte, wußte er. Während ich mir den Sturzhelm aufsetzte, ging er zum Lieferwagen und stieg dort ein. Der kleine Laster setzte sich in Bewegung. Wenig später hielt er nicht weit von der Silver Stud Bar.
Jetzt nahm ich die Matratze vom Rücksitz und baute sie vorn vor dem Beifahrersitz auf. Ich schob mich dahinter, zog die Sicherheitsweste an und schnallte sie fest. Das Auto vom Beifahrersitz aus zu steuern, zumal unter so erschwerten Umständen, würde alles andere als leicht sein, aber was half’s. Ich beugte mich seitlich über das Lenkrad und signalisierte mit meiner Taschenlampe.
Vom Lieferwagen kam sofort Antwort, ein kurzes Aufblitzen. Sie waren bereit. Ich stellte den linken Fuß auf die Bremse und legte den ersten Gang ein. Noch immer zur Seite gebeugt, um das Lenkrad halten zu können, wartete ich.
Eine Stunde schien zu vergehen, doch sicher waren es höchstens fünfzehn Minuten. Endlich kam das Signal. Die Scheinwerfer des Lieferwagens leuchteten zweimal kurz nacheinander auf. Die Straße war frei, so daß ich mit dem Corvair quer über die Fahrbahn fahren konnte. Was jetzt folgte, war eine Sache von nur wenigen Sekunden.
Ich nahm den Fuß von der Bremse, trat aufs Gaspedal. Der Start war gut, die Beschleunigung enorm. Im Bogen lenkte ich den Wagen über den Bürgersteig und dann direkt, quer über die Fahrbahn hinweg, auf die Silver Stud Bar zu. Wenigstens fünfzig bis sechzig Sachen hatte ich jetzt drauf. Mir blieb gerade noch genügend Zeit, die Matratze über mich zu zerren, bevor das Auto gegen die Eingangstür prallte und sie mit ohrenbetäubendem Krachen durchbrach. Holz splitterte, Glas klirrte, dann schrillte die Alarmanlage. Das kleine Auto pflügte in den Saloon und durch die Theke. Erst nachdem der Wandspiegel dahinter zersplittert war, kam es zum Stillstand.
Einen
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