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Robbins, Harold - Träume

Titel: Robbins, Harold - Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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kurzen Seitenblick. Falls er beeindruckt war, so ließ er sich davon nichts anmerken. Das Auto fuhr am Hoteleingang vorbei und bog dann in eine Straße ein, die in Richtung Strand führte. Wenig später hielten wir vor einem Bungalow.
    Durch das schmiedeeiserne Tor folgten wir Dieter in den Patio, wo sich ein Swimming-pool befand. Orangen- und Zitronenbäume voller Früchte verbreiteten einen sanften Duft, der sich belebend mit dem salzigen Hauch vermischte, der vom Meer herüberstrich. Ein livrierter Butler und ein Zimmermädchen öffneten uns die Tür.
    Im Wohnzimmer befand sich eine volleingerichtete Bar.
    »Machen Sie sich’s bequem, Gentlemen«, sagte Dieter. »Nach den Reisestrapazen werden Sie sich, wie mein Vater und ich annehmen, vorerst ausruhen wollen. Wenn es Ihnen recht ist, treffen wir uns dann um zehn beim Abendessen.«
    Er verschwand in seiner Limousine. Das Personal war mit unserem Gepäck beschäftigt. Ich blickte zu Lonergan. »Nun?« fragte ich.
    Er wußte, was ich meinte. »Achtzehn Millionen ist zuviel«, war seine prompte Antwort.
    »Sie haben dreißig Millionen in die Anlage reingesteckt.«
    »Das ist ihr Pech. Warum hat er uns übrigens nicht ins Hotel geführt? Er will wohl nicht, daß wir sehen, wie das Personal in der Halle Murmeln spielt.«
    Ich lachte. »Langsam will mir scheinen, daß du ein sehr mißtrauischer Mensch bist, Onkel John.«
    »Im ersten Jahr nach der Eröffnung gerieten sie mit sechs Millionen in die roten Zahlen. Vergangenes Jahr waren es vier Millionen. Macht zehn Millionen in nur zwei Jahren.«
    »Sie haben’s verkehrt aufgezogen. Sie wollten daraus ein Paradies für Jet-Setter machen. Aber die kommen einfach nicht hierher.«
    Er gestattete sich ein flüchtiges Lächeln. »Du bist sicher, hier etwas auf die Beine stellen zu können?«
    »Allerdings. Sonst wäre ich nicht hier.«
    »Achtzehn Millionen ist jedenfalls zuviel.«
    »Da werden wir schon klarkommen.«
    »Bloß nichts überstürzen. Bevor es zu irgendwelchen Verhandlungen kommt, wird man alles sehr genau unter die Lupe nehmen müssen.«
    Ich ging zur Bar. »Möchtest du einen Drink?«
    »Nein, danke. Ich werde lieber den Rat des jungen Mannes befolgen und mich ein bißchen hinlegen.«
    Er ging in sein Zimmer, und ich machte mir einen Whisky mit Eis. Das Glas in der Hand, blickte ich durchs Fenster zum Meer. Der Sand war sehr hell und das Wasser verlockend blau. Ich verließ den Bungalow und schlenderte zum nahen Strand. Dort blieb ich stehen und schlürfte meinen Whisky. Der Anblick des Wassers war unwiderstehlich. Mit den Augen suchte ich den Strand ab. Niemand war zu sehen. Ich stellte das Glas auf den Boden, zog mich rasch aus und watete nackt ins Meer.
    Das Wasser war angenehm warm. Sanft streichelte es meinen Körper. Ich schwamm eine größere Strecke, machte dann kehrt und blickte, wassertretend, zum Ufer. Den gesamten
    Strand konnte ich sehen. Das Hotel bildete optisch eine Art Trennmarke: Zur anderen Seite hin machte das Ufer eine Biegung.
    Auf der entgegengesetzten Strandseite, vielleicht einen halben Kilometer vom Hotel entfernt, sah ich Bobby und seine Leute, die ihre letzten Vorbereitungen für die Aufnahmen trafen. Sie vergeudeten keine Zeit. Bobby war es ernst, als er sagte, daß er vor Einbruch der Dunkelheit noch eine Serie »schießen« wolle.
    In ruhigem Tempo kraulte ich zu meiner Uferstelle zurück. Auf meinem Rücken spürte ich die Wärme der Sonnenstrahlen, und ich fühlte mich rundum wohl und zufrieden. Gar keine Frage: Die Halsbachs hatten hier etwas, woraus sich eine runde Sache machen ließ. Nur eines hatte Vater und Sohn offenbar nie richtig begriffen: daß so was allen Leuten zugänglich sein mußte und nicht nur ein paar Auserwählten.
    Als ich aus dem Wasser kam, stand neben meinen Kleidern ein Mädchen mit ausgebreitetem Badetuch. Wortlos ließ ich es mir umlegen.
    »Ich bin Marissa«, sagte sie. »Graf Dieter hat mich Ihnen als Dolmetscherin zugeteilt.«
    Sie hatte langes schwarzes Haar, dunkle Augen und hohe Backenknochen - der Name Marissa schien mir zu ihrem Typ wenig zu passen. Ebensowenig wie die lose geschnittene Bauernbluse und der weichfallende mexikanische Rock.
    »Das ist kein mexikanischer Name«, sagte ich.
    Sie lächelte und ließ ihre weißen, ebenmäßigen Zähne sehen. »Meine Mutter ist Mexikanerin, mein Vater Österreicher. Ich wurde nach seiner Mutter benannt.«
    »Sind Sie mit Dieter verwandt?«
    »Er ist mein Vetter.« Sie hob meine Sachen vom Boden auf.

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