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Robina Krux

Robina Krux

Titel: Robina Krux Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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spielte sie gedanklich alle möglichen Varianten durch. Sollte sie nach Fachgebieten ordnen und eine Art populärwissenschaftlichen Almanach fabrizieren oder schreiben, wie es ihr einkam, oder nacheinander Herausragendes aufzählen, oder…?
    ‘Und was erfahren sie vom Zusammenleben der Menschen, von deren Problemen?’
    Robina glaubte, dass die vielen ihr unlösbar erscheinenden Fragen sie erdrücken, lähmen müssten. Sie gab ihr ursprüngliches Vorhaben, sofort mit dem Schreiben anzufangen, auf.
    ‘Hier brauche ich – wie bisher zu keiner Arbeit in meinem Leben – ein ausführliches Konzept!’ Dieser Gedanke saß, obwohl bis zum Beginn noch viel Zeit blieb. Sie stellte erschrocken fest, dass sie an diesem Tag ihren Vorsatz, geregelt zu leben, vernachlässigt hatte: Seit drei Stunden schon sollte sie schlafen.
    Auf dem Weg zur Grotte bockte das Eselchen, sodass sie erst, das Gefährt schiebend, nach weiteren zwei Stunden und dann wirklich todmüde zur wohlverdienten Ruhe kam.
     
    Robina vollbrachte zwei Tage lang nichts Sichtbares. Sie knobelte. Das tat sie auch dann noch, als sie feststellte, dass sich ihre Gedanken im Kreise drehten. Konnte sie, die sich nur für mäßig gebildet hielt, eine solche Verantwortung tragen? Einmal griff sie sogar zur Kügelchenbox, ließ jedoch das Medikament zurückrollen.
    Später ging sie ziellos in die Ebene hinaus und kehrte nach Stunden müde und niedergeschlagen zurück.
    Mehr denn je dachte sie in diesen Tagen an die Erde, ihre Erde. Ja, auf einmal, in der Schwärze des Raumes, in dieser eiskalten Unwirtlichkeit empfand sie, was sie eigentlich in dieser Deutlichkeit noch nie gefühlt hatte: Selbst auf ihrem Heimatplaneten hätte sie gegenüber manchen Altersgefährten einen Nachholebedarf gehabt. Theres zum Beispiel hatte bereits vor dem ersten Lehrjahr mit ihren Eltern die halbe Erde bereist, kannte viel Sehenswertes.
    Robina wurde ein weiteres Mal bewusst, dass es wohl an Vaters späterer Haltung gelegen hatte, dass sie und Ed, überhaupt die gesamte Familie, doch anders gelebt hatten als die meisten Bekannten. Aber nie hatten sie darunter gelitten. ‘Vielleicht Mutter doch…? Und Ed? Ed ging auf in seiner Ausbildung, hatte dort so einen Ehrgeiz entwickelt, dass er keine Versäumnisse beklagte, solche sicher gar nicht bemerkte. Ja, Mutter wird das empfunden haben, schließlich war sie über Nacht gegangen, als sie uns versorgt wusste.
    Freilich, die Ausbildung – Exkursionen eingerechnet – prächtig. Aber da war immer die Diskrepanz zwischen den Wünschen und den Möglichkeiten, die der Lehrplan zuließ – wohl ein ewiges menschheitsimmanentes Problem. „Nun, Robi, jetzt würdest du nötig mehr Kenntnisse, mehr Eindrücke von der Erde brauchen. Wenn du noch dort wärst, würde dir deine Halbbildung gar nicht auffallen.“ Mit einiger Bitternis murmelte sie weiter: „Fische, alle Binnenwasserfische kann ich beschreiben und angeben, wie man sie fängt. Dafür hat Vater gesorgt mit seiner Angelei. Für die Anderen dürfte das nur von mäßigem Interesse sein.“‘
    Robina gab sich einen Ruck. ‘Das Manko lässt sich eben nicht decken. Entweder ich schreibe etwas auf, oder ich lasse es sein, das ist die Alternative. Doch wenn ich es lasse, bin ich nicht wert gewesen, die REAKTOM besichtigt, geschweige denn an ihrem erfolgreichen Flug – ja, er war erfolgreich – teilgenommen zu haben.’
    Eigenartigerweise bereute Robina auch jetzt nicht einen Augenblick lang, sich für die Expedition entschieden zu haben.

7
     
    Nach 23 Tagen, die sie, nachdem sie sich entschlossen hatte, in fiebriger Strebsamkeit verbrachte, hing Robina in der Wand.
    Sie war mit sich ins Reine gekommen, hatte viele Bedenken über Bord geworfen und sich gesagt: Wenn sie den Anderen einfach mitteilte, wer das war, Robina Crux von der Erde, dann würden sie sich selbst ein Bild über Qualität und Vollständigkeit der Informationen machen können. Und Robina hatte sich entschlossen, das aus ihrem kurzen Leben dem Kristall anzuvertrauen, was sie für mitteilungswürdig hielt, was sie kennen gelernt hatte aus eigenem Erleben und aus dem der Eltern, Eds und der Freunde. Das Ganze chronologisch geordnet. Und nicht trocken sollte es werden.
    Sie hatte ein Konzept angefertigt, ein recht dürftiges, wie sie sich eingestand, hatte beschlossen, auf einem Raster alles vorzuschreiben und erst dann mit dem Brenner auf den Kristall zu übertragen.
    Die Technologie hatte sie ausprobiert. Es klappte

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