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Robina Krux

Robina Krux

Titel: Robina Krux Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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glasverkleideten Korridor dorthin, wo später die Wohnkabine angebaut werden würde.
    „Wenn er ausrutscht, ist er hin!“, rief Ed aufgeregt, und er ging eilig, ohne den Blick von oben zu lassen, zu dem Mann am Fahrzeug, der aufgebracht mit jemandem über Funk sprach.
    „Ruf deine Leute zurück!“, fuhr Ed ihn an. „Die machen das Tier noch völlig verrückt!“
    „Sag ich doch, sag ich doch“, erwiderte der Mann. Dann murmelte er etwas von „unfähigen Idioten“, rannte zum Turm und schrie schon von weitem völlig unangebracht, die Leute sollten sich davonmachen.
    Der Affe hatte fast das Ende des Korridors erreicht. Nur noch wenige Meter trennten ihn vom Gestrüpp der herausragenden Armierungen, Rohre und Kabel. Da rutschte er ab, glitt, begleitet von einem mehrstimmigen Entsetzensschrei der Zuschauer, an der Seitenwand des Korridors nach unten, fand dort für einen Augenblick Halt und stieß sich mit einer verzweifelten Kraftanstrengung ab. Er erwischte das herunterhängende Ende eines Kabels und hielt es in Todesangst fest. Drei, vier Meter sackte die Leitung ab, zog sich aus dem Korridor heraus.
    Ed duckte sich, blickte weg, jeden Augenblick gewärtig, das Aufschlagen des Körpers zu hören – aber das Kabel hielt stand. Das Tier pendelte, an ihm hängend, in großen Amplituden hin und her. Es hielt die Leitung ängstlich mit Händen und Füßen umklammert und blickte hilfesuchend nach unten.
    Robina, ebenfalls herangekommen, ergriff Eds Arm und flüsterte: „Wie schrecklich!“ Und dann mit Zorn: „Warum unternehmen die denn nichts?“
    Der rundliche Mann mit dem Funkgerät schrie nach einem Netz. Natürlich hatte niemand ein solches, und niemand traf Anstalten, eins zu holen.
    Die Lage des Tieres wurde bedrohlich. Das Kabel scheuerte, scharf geknickt, an der glasharten Silikonkante des Korridors. Noch einige Minuten, und es riss.
    Ed sah sich um. Weit und breit kein Kran mehr, kein Gleiter. „Habt ihr keinen Gleiter?“, fragte er den Dicken.
    Der blickte einen Augenblick verständnislos, schüttelte dann den Kopf.
    „Was habt ihr überhaupt?“, knurrte Ed.
    „Alles neue Leute, neue Leute“, murmelte der Mann, und er tat Robina in diesem Augenblick leid. „Halt keine Erfahrungen.“ Er blickte hilflos. „So ein Jammer, ein Jammer. Ein unersetzlicher Verlust…!“
    „… ein Netz?“, fragte Ed.
    Der Dicke nickte. „Doch – doch, ja, ja – Netz…“ Und er wandte sich an den Haufen Herumstehender. „Mark, hol das Netz, das Netz! Nimm den Wagen!“
    „Und wo ist es?“, fragte der mit Mark Angesprochene, ein junger Mann in einem Arbeitsanzug.
    „Ja, wo…?“, sagte der Dicke. Und er überlegte, dass ihm die Schweißperlen von der Stirn liefen.
    Ed sah nach oben. Ihm war, als franse das Kabel bereits aus.
    „Klettere doch, dummes Vieh, klettern! Hinaufklettern!“ Aber der Orang-Utan kletterte nicht. Er rührte sich nicht, schaukelte hin und her und hatte offenbar eben so viel Angst wie die Menschen, die unbeweglich nach oben starrten.
    Ohne die Überlegungen des Dicken abzuwarten, deren Ergebnis ohnehin fragwürdig war, handelte Ed.
    „Ed, was hast du vor?“, rief Robina besorgt.
    Ed ging schnell zu einem mit einer neuen orangeleuchtenden Plane abgedeckten Etwas, löste die Schlaufen und schlug die Bedeckung zurück. Das Wasser des letzten Regens, das sich in den Falten gesammelt hatte, bespritzte die Umstehenden.
    Unter der Plane kam eine dicke Plattform zum Vorschein mit einem glänzenden Geländer und einem kleinen Steuerpult.
    Ed stieg über das Geländer, warf einen Blick auf das Pult, riss, Robina sah es deutlich, eine Plombe von den Bedienelementen, konzentrierte sich sichtlich und legte dann, wohl zu schnell, einen Hebel um.
    Mit einem Ruck löste sich die Plattform vom Boden, gewann schnell an Höhe. Ed ging in die Knie. Die Plane, an einer Ecke hängen geblieben, wurde hinterher gezerrt und goss abermals einen Schwall Wasser auf die Leute.
    Ed schien Schwierigkeiten zu haben. Noch hatte er die Plattform nicht dorthin manövrieren können, wo der Affe hing.
    Mit wachsender Sorge verfolgte Robina Eds Tun.
    Nicht so die anderen. Sie hatten Hoffnung geschöpft, wischten sich lachend das Wasser aus den Gesichtern. Es war offensichtlich, dass ihnen das Schicksal des Affen im Augenblick mehr am Herzen lag als das des Menschen, der sich mühte, mit einer erstaunlichen Plattform fertig zu werden. Ein Grund zur Besorgnis schien also nicht gegeben. Aber, so schätzte Robina, sie

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