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Robina Krux

Robina Krux

Titel: Robina Krux Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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Knuff in die Rippen.
    „Das hat noch Zeit“, antwortete er ein wenig unwirsch. Und nach einer Weile fügte er, wie es schien, mit einem Unterton, der auch Bedauern ausdrückte, hinzu: „Wir leben zu unruhig dafür.“
    „Hm.“ Robina setzte sich auf einen Stapel Plastplanken. „Dass du im Team wahrscheinlich der Einzige bist, der dafür zu unruhig lebt, entgeht dir, wie?“
    „Ach“, sagte Ed und wies zum Bau, „schau, wir sind soweit. Sie ziehen die Kräne ab.“
    Robina lächelte. Es gab weiter nichts zu sehen, als dass die fliegenden Kräne einer nach dem anderen in Richtung Stadt verschwanden.
    Eilig sprach Ed weiter: „Weißt du, es setzt jetzt die Härtungsphase ein, und dabei soll der Bau nicht zusätzlich belastet werden. Das dauert einige Stunden.“
    „Aha“, erwiderte Robina. Sie stützte sich nach hinten und ließ mit geschlossenen Augen die Sonnenstrahlen um ihr Gesicht fließen. Die Geräusche der Baustelle flauten ab. Vom Tiergarten schwoll ab und an ein fremdartiger Laut herüber, Kreischen von Papageien, der Schrei von Reihern.
    Leise sagte Ed: „Es muss schön sein, hier zu wohnen, später. Schon in einem Jahr wird das Gebiet in die örtliche Klimaregelung einbezogen.“
    „Mir gefällt das schon jetzt“, murmelte Robina, ohne ihre Lage zu verändern oder die Augen zu öffnen.
    „Die haben hier nämlich Mist gebaut“, ergänzte Ed. „Auf anderen Standorten hatten sie das Klima schon vor dem Baubeginn geregelt. Es gab dort nicht so eine Pampe wie hier.“
    „Meine Güte, was seid ihr verwöhnte Pinkels“, frotzelte Robina ohne innere Anteilnahme.
    Vom Tierpark schollen Tiergekreisch und aufgeregtes Stimmengewirr herüber.
    „Wenn die Möglichkeiten gegeben sind… Oder denkst du, wir könnten heute keine Transib oder die sagenhafte Gasleitung Orenburg mehr bauen unter den gleichen Bedingungen wie die Vorväter?“
    „Bleib ruhig, Bruder, du zersprichst die schöne Sonne. Freilich weiß ich, dass ihr tüchtige Kerle seid. Einen Spektakel machen die!“ Robina hatte sich aufgerichtet und blickte zum Tierpark hinüber. Der Lärm hatte zugenommen. „So etwas müsste verboten werden.“ Sie lehnte sich wieder zurück. „Es ist“, fuhr sie laut fort, „als ob die Sonne so schöner wäre, milder, weißt du, als in so einem klimageregelten Gebiet.“
    „Ach was!“, erwiderte Ed belehrend. „Es ist das Gleiche – nur der Zeitpunkt wird bestimmt.“
    „Wirklich?“, fragte sie spöttisch. „Du nimmst einem aber auch jede Illusion!“
    Plötzlich brach der Lärm überlaut durch die mutierte und daher besonders üppig gewachsene Taxushecke, die das Tierparkterrain von der Baustelle trennte. Schnelle Schritte patschten, dann folgte deutlich ein Rascheln. Ed und Robina wandten die Köpfe.
    Ein braunrotes, behaartes Gesicht stand einen Augenblick über der Hecke, dann folgte mit einer eleganten Seitenhocke ein ebensolcher Körper.
    Unten verhielt das Knäuel, sah aus schwarzen Augen auf die beiden Menschen, schlug einen Bogen und galoppierte behände auf drei Extremitäten davon.
    „Ein Orang-Utan“, flüsterte Robina überrascht. „Ausgerissen!“
    „Der wird doch nicht…!“ Ed sprang auf.
    Der Affe hatte den Fuß des Zentralturms erreicht, verhielt kurz und erklomm dann pendelnd, von Befestigungshaken zu Befestigungshaken, das Bauwerk. Dabei sah er sich mehrmals um, wurde langsamer, als er keine Verfolger bemerkte, hängte sich dann schließlich an zwei der Bewehrungen, stützte sich mit einem Fuß an einer dritten ab und erweckte so den kläglichen Anblick eines Gekreuzigten.
    Wenige Augenblicke später war die Ruhe vorbei. Ein Fahrzeug kam in hohem Tempo heran, hinter sich eine Fahne feinzerteilten Wassers und Lehms. Ihm entstiegen, nein, entsprangen mindestens acht Leute, von denen etwa sieben auf den Turm zu rannten. Nur einer, ein kleiner Rundlicher, schien einigermaßen die Situation zu beherrschen. Er machte sich an einem Funkgerät zu schaffen. Die anderen standen am Fuß des Turms und riefen gestikulierend nach oben, lockten und schimpften. Einer machte sich sogar daran, an den Haken nach oben zu steigen, freilich nicht mit dem geringsten Geschick.
    „Da muss ich doch…“, sagte Ed. Aber der Mann hatte sein Unterfangen bereits wieder aufgegeben.
    Der Orang-Utan hingegen, wieder munter geworden, klomm, noch behänder als vorher, höher. Er erreichte den ersten Etagenring, schien einen Augenblick unschlüssig, rannte dann aber oben auf dem glatten, bereits

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