Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Robinas Stunde null

Robinas Stunde null

Titel: Robinas Stunde null Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
Vom Netzwerk:
darauf herum,
versuchte, das Schweredefizit durch eine besondere
Kraftanstrengung auszugleichen, der Klotz bewegte sich
keinen Deut. „Birne, hilf doch, verdammt“, herrschte sie den
Roboter an, der stoisch, unbeteiligt neben dem Zugang im
gleißenden Lichtkegel, den das fremde Fahrzeug auf die
goldenen Minerale warf, stand. Und da sagte Birne die zwei
kleinen Silben, die Robina die Fassung und allen Elan nahmen:
„Tabu!“
    Lange Augenblicke später wiederholte Robina mechanisch:
„Tabu“, und es war, als lausche sie dem Wort hinterher. Doch
dann fügte sie wie unbeteiligt hinzu: „Das heißt also, ich bin
ausgesperrt.“ Sie rutschte mit dem Rücken die Würfelfläche
hinab, der Helm schabte am Mineral. Sie saß mit angezogenen
Knien, die Scheinwerfer des Vehikels zeichneten einen
bizarren Schatten der Frau, der weithin über die Stufen sprang.
    „Zur Sicherheit der Anlage“, erläuterte Birne. „Wenn sie den
Stützpunkt verlassen, sollen die Funkanlage und die
Lichtquelle wieder senden – unverfälscht.“
    Obwohl Robina wusste, dass der Roboter seine Sprache nicht
emotionsbedingt zu modellieren imstande war, wollte sie
Ironie aus seinen Worten heraushören. Trotz der üblen,
kränkenden Nachricht musste sie lächeln. „Ich wüsste nicht,
weshalb ich die Anlage noch einmal manipulieren sollte.
Deinen Leuten ist jetzt bekannt, dass ich hier bin, mehr wollte
ich nicht.“
    „Weiß man’s denn – sie wissen, dass du es kannst, und sie
trauen dir einiges zu.“
„Danke für die Blumen!“ Wieder lächelte Robina.
„Welche Blumen?“
„Schon gut. Die anderen zwei Eingänge brauche ich also gar
nicht zu kontrollieren!“
„Brauchst du nicht. Tabu!“
„Sag’, Birne, auf welcher Seite stehst du eigentlich?“
„Ich stehe dir zur Verfügung… aber…“
Pause.
Robina blickte, aufmerksam geworden, in sein „Gesicht“. Die
Lichtpünktchen flirrten. ,Er ist erregt’ – so weit kannte Robina
bestimmte Zustände ihres langjährigen Gefährtens.
Plötzlich ein leises Knacken, eine Sekunde lang verlöschten
seine Dioden, leuchteten wieder auf. „Aber ich werde
kontrolliert“, setzte er den unterbrochenen Satz fort. „Jetzt
nicht. Deine Prägung kann ich dominieren, die Kontrolle
aussetzen. Ich hätte dir sonst den Hinweis auf die Erde nicht
gegeben. Ich wäre zerstört worden.“
,Das haben sie nun davon’, dachte Robina mit grimmiger
Genugtuung, ,wenn sie sich selbstorganisierende Maschinen
entwickeln. Jahrzehntelang habe ich ihm meinen Willen
oktroyiert. Das hat Spuren hinterlassen – zum Glück!’ „Ich
danke dir. Was ist mit dem da?“ Sie wies auf das völlig
unbeteiligt dastehende fremde Fahrzeug.
„Nur für seine Funktion programmiert.“
„Na?“
„Ich würde es spüren…“
Der Disput hatte Robina ein wenig aus ihrer Bedrückung
geholt. ,Wenigstens einer, und wenn es nur eine Maschine ist,
steht zu mir.’ „Ich möchte unbedingt den Ersten sprechen, bitte
arrangiere das.“ –
    Er, der Erste, würde es Robina schon wissen lassen, wann ein
Gespräch stattfinden könne. Augenblicklich nähmen die
Abbau- und Aufbereitungsarbeiten zu sehr in Anspruch. Man
müsse sich beeilen, das Kursfenster zum nächsten Ziel bliebe
nicht ewig offen. Sorgen brauche sich Robina nicht zu machen,
die Zusagen würden eingehalten werden.
    „Kaltschnäuziger, arroganter Affe, dieser Erste“, schimpfte
Robina, als ihr Birne dieses Ergebnis seiner Demarche
mitteilte. –
Robina verbrachte die Tage zunächst mit unsinnigen oder doch
unnötigen Tätigkeiten. Sie beschloss, ihre Lebensmittel erneut
zu überprüfen, aus der Kenntnis heraus, dass sie ihre
Rationierungen längst nicht genau genommen hatte.
Insbesondere die Pflanzen hatte sie verwöhnt. Schließlich
durfte sie die Gelegenheit, die ihr der Erste geboten hatte, ihr
die Vorräte auffrischen zu wollen, nicht in den Wind schlagen.
Also musste eine Wunschliste her. Nur einen Augenblick regte
sich Stolz in ihr, die Hilfe dieses Selbstherrlichen nicht
anzunehmen. –
8
    Einige Tage später reifte in Robina der Gedanke, sich
anzusehen, wie die Fremdlinge die Erzgewinnung betrieben.
Nach wie vor drangen die harten Knalle in bestimmten
Intervallen durch das Gestein, und Robina wusste von ihren
früheren Erkundungen, dass der Abbau auf der dunklen Seite
des Boliden stattfand, dort, wo sie damals intensive Strahlung
vorgefunden und eine Art Bagger entdeckt hatte. Dorthin
wollte sie.
    Der Radioaktivität wegen wählte sie den

Weitere Kostenlose Bücher